Nightcrawler |
Land/Jahr: USA 2014 |
Genre: Thriller |
Regie: Dan Gilroy |
Darsteller: Jake Gyllenhaal Bill Paxton Rene Russo Riz Ahmed |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 118 Minuten |
Kaufstart: 26. März 2015 |
Label: Concorde |
Der kleinkriminelle Lou Bloom hat es nicht gerade leicht bei der Jobsuche, insbesondere wegen seiner niedrigen Schulbildung und seiner kriminellen Vergangenheit. Immer unkonventionellere Methoden lässt er sich also einfallen, um endlich einen neuen Job zu finden. Als er eines Nachts plötzlich an einem Unfall vorbei fährt und die freien Journalisten bei der Arbeit beobachtet, kommt ihm die entscheidende Idee: Er könnte doch genau denselben Job machen und sein Videomaterial an die Fernsehsender verkaufen. Einen Funkscanner und eine Kamera zugelegt und schon kann es losgehen, in dem er des Nachts den Polizeifunk abhört und bereits vor den anderen Journalisten vor Ort ist. Dumm nur, dass er schnell feststellen, dass er es in diesem Berufsfeld mit einem Haifischbecken zu tun hat und immer sensationellere Bilder beschaffen muss. Damit es damit allerdings klappt, geht er sprichwörtlich über Leichen…
Kritik:
Der Begriff des „Nightcrawler“ ist hierzulande eigentlich nicht gerade verbreitet. Gemeint sind damit freie Journalisten, die sich die Nacht um die Ohren schlagen, um sich auf die Jagd nach spektakulären Bildern zu machen. Videoaufnahmen von tödlichen Unfällen, Schießereien, Raubüberfällen – all das gehört zum Portfolio und wer erfolgreich sein will, sollte möglichst als erstes vor Ort sein. Der Thriller mit Jake Gyllenhaal schafft es jedenfalls, den Beruf des Journalisten etwas actionreicher und atemberaubender aussehen zu lassen, als er es für die meisten tatsächlich ist.
Kritik an den Medien?
Nun, während die Laufbahn des Kleinkriminellen Lou Bloom zunächst ein wenig an den Haaren herbei gezogen zu sein scheint, bringt „Nightcrawler“ vielleicht ein bisschen auf den Punkt, was das Hauptproblem der heutigen großen Medien ist. Obwohl das Abhören des Polizeifunks für exklusive spektakuläre Aufnahmen spätestens seit der Digitalisierung hierzulande ein Ende gefunden haben dürfte, sind Medien auch heute noch darauf angewiesen, möglichst als erstes die besten Aufnahmen zu haben. Sensationsjournalismus steht vor allem in den reichweitenstärksten Medien immer noch im Mittelpunkt. Der Zuschauer soll schockiert werden, die Bilder möglichst blutig und am besten begibt sich der Kameramann gleich selbst in Gefahr, nur damit alles noch ein wenig beeindruckender ausschaut. Ob das moralisch und ethisch vertretbar ist? Scheißegal – am Ende muss doch nur die Quote stimmen. Dieses Phänomen des Sensationsjournalismus, der hier in diesem Film offen kritisiert wird, macht sich Jake Gyllenhaal mit seiner niederschmetternd guten Leistung sichtbar zu Nutze.
Es geht um Macht
Gyllenhaal ist schließlich die Optimalbesetzung für diesen actiongeladenen Thriller. Warum? Er schafft es, einem zweifelhaften, bisher arbeitslosen und eigentlich ständig verlierenden Typen zu einem höchst manipulativen Charakter zu verhelfen. Im Kapitalismus und auf dem heutigen Arbeitsmarkt kommt es schließlich doch nur darauf an, wer sich am besten verkaufen kann. Und wer sich möglichst unentbehrlich macht, der sitzt am längeren Hebel, wenn es um Lohnerhöhungen und Aufträge geht. Vor allem, wenn es um freischaffende Journalisten geht. Ihr Einsatz auf der Straße bestimmt letztendlich die Quote – schafft man es, für weit mehr Quoten zu sorgen, als alle Kollegen zusammen, dürften einem die Senderchefs so ziemlich aus der Hand fressen. Und hier kommt Jake Gyllenhaal zum Zug: Um genau dieses Ziel zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht. Tatorte manipulieren, damit die Leichen besser im Licht liegen… Fahrzeuge sabotieren, um als erster am Unfallort zu sein, oder auch einmal wichtige Informationen zurückhalten, um all die Ereignisse filmen zu können. Wenn die Aufnahmen nicht spektakulär genug sind, muss man den Unfall eben selbst herbeiführen, dann klappt’s auch mit den spektakulären Bildern. Ständig in rasanter Bewegung auf der Jagd nach der nächsten Story und mit einem manipulativ wortgewandten Jake Gyllenhaal, der sogar vor Erpressung nicht zurückschreckt, um die Karriereleiter ein Stück weiter nach oben zu steigen, machen „Nightcrawler“ wohl zum spannendsten Film über Journalismus, den wir bisher gesehen haben. Da würde so mancher Redakteur hinter seinem Schreibtisch wohl sogar ein klein wenig neidisch werden.
Fazit:
Journalismus kann auch spannend und actionreich sein – vor allem, wenn man über Leichen geht. Jake Gyllenhaal überzeugt als wortgewandter manipulativer Sensationsjournalist für rasante Action im Berufsalltag.