Einst eroberte Dschingis Khan das Land der Kasachen und vereinte zahlreiche Stämme Zentralasiens. Doch heute herrschen seine skrupellosen Nachfahren, die Dzungaren über das Land und ziehen von Dorf zu Dorf, um zahlreiche unschuldige Menschen brutal zu ermorden. Auch der junge Sartai musste als Kind mit ansehen, wie die Männer seine beiden Eltern und anschließend fast das gesamte Dorf ermordeten. Heute, etwa sieben Jahre später, versteckt er sich noch immer mit seinem Onkel und einigen anderen Flüchtlingen in den Wäldern der Berge, um ihre Liebsten zu versorgen und vor den Feinden geschützt zu sein. Doch längst wird der Hass in ihm immer größer und somit die Sehnsucht nach Vergeltung in ihren Herzen. Gemeinsam mit seinen Myn Bala, den sogenannten tausend Jungen, plant er einen blutigen Rachefeldzug, mit der er das Land zurück erobern und die Kasachen in die Freiheit führen will.
Kritik:
Die Geschichte von Kasachstan und Zentralasien bietet zahlreiche Möglichkeiten für spannende Filme. Immer wieder wurde das Land erobert, unterdrückt, versklavt und in Kriege geführt. Die Zeit der Herrschaft von Dschingis Khan ist dabei eines der wohl beliebtesten Themen. Selten jedoch beginnt ein Film erst nach diesem großen Herrscher – und verzichtet dabei trotz seiner Herkunft auch noch vollständig auf Martial Arts.
Die Indianer von Asien
Es war ein offizieller Vorschlag für die Liste der besten fremdsprachigen Filme bei der Oscar-Verleihung. Trotzdem gelang es diesem Streifen nicht, in die endgültige Nominierungsliste aufgenommen zu werden. Und das, obwohl „Myn Bala“ sich offensichtlich überaus Mühe gibt, mit den großen Blockbustern aus Hollywood tatsächlich mithalten zu können. Insgesamt gelingt dies dem kasachischen Historienfilm auch, denn er punktet nicht nur mit einer herausragenden Bildqualität, die mit zu den Referenztiteln zu zählen ist, sondern auch noch mit einem Inszenierungsaufwand, der an die klassischen Indianer-Filme aus dem Wilden Westen erinnern – nur, dass dieser Streifen doch um einiges schöner aussieht. Man schickt also das unterdrückte Volk der Kasachen mit Pfeil und Bogen, sowie Schwertern in die Schlacht gegen ihre skrupellosen Herrscher und kann damit eine Menge Spannung aufbauen. Aber wohl nur deshalb, weil die Geschichte nicht ganz im Vordergrund steht.
Rachefeldzug mit Pfeilen
Eigentlich handelt es sich eher um einen knallharten Rache-Thriller im Historien-Actionfilm-Gewand. Und das mit recht nachvollziehbaren Motiven, denn der Drang nach Gerechtigkeit, der entsteht, weil die eigene Familie brutal ermordet wurde, ist für jeden verständlich – und zieht uns schnell in seinen Bann. Die großen Schlachten, an denen hunderte Männer beteiligt sind, tun ihr übriges und versprechen, das Herz eines jeden Actionfans zu begeistern. Selbst Frauenpower kriegen wir geboten, die nicht immer den typischen Geschlechterrollen entspricht und gerade deshalb sympathisch erscheint. Ungewöhnlich, für einen Film aus dem überwiegend muslimischen Kasachstan. Trotzdem hat „Myn Bala“ auch gewisse Längen, die angesichts der recht hohen Laufzeit nicht immer verwunderlich sind. Das mag aber auch an etwas ausschweifenden Schlachten liegen, die sich gelegentlich in die Länge ziehen und die Konzentration des Zuschauers nicht immer fördern. Eine Fokussierung auf das Zwischenmenschliche hätte sicherlich nicht geschadet und gerade deshalb sorgt die kleine Lovestory, die so gar nicht kitschig sein mag, für erfreuliche Abwechslung und bringt uns den Charakteren noch etwas näher. Alle weiteren Qualitäten machen dann die Filmemacher, die eindeutig etwas von ihrem Handwerk verstehen.
Kasachische Landschaftsdetails
Dass Kasachstan nämlich ein schönes Land ist, oder es zumindest sein kann, beweist Regisseur Akan Satayev sehr gut mit seinem Gespür für perfekte Kulissen. Auf jedes kleinste Detail wurde geachtet und vorwiegend Umgebungen in der freien Natur genutzt, um den Streifen aufregend zu inszenieren. Die weitläufigen Steppenlandschaften mit ihren Bergen und Wäldern, die gerade in hoher Auflösung absolut beeindruckend erscheinen, bringen so manchen Zuschauer zum Staunen und passen perfekt zur gelungenen Kostümierung der Protagonisten. Die wiederum ist von aufwändigen Rüstungen, bis hin zu einfachen Stoffgewändern überaus originalgetreu und detailverliebt hergestellt worden und lässt an der optischen Qualität des Streifens absolut nicht mangeln. Da macht es doch richtig Spaß, diesen Historienfilm zu sichten – und man vermisst beinahe die alten Western aus Hollywood.
Fazit:
Ein fast perfekter Film mit eindrucksvollen Details, einem spannenden Rachefeldzug und einer aufregenden historischen Geschichte in und um Kasachstan. Klare Empfehlung.