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    Müll im Garten Eden

    Müll im Garten Eden


    Land/Jahr:
    D 2012
    Genre:
    Dokumentation
    Regie:
    Fatih Akin
    Darsteller:
    Dorfbewohner
    FSK:
    ab 0 Jahren
    Dauer:
    94 Minuten
    Kaufstart:
    15. November 2013
    Label:
    Pandora Film

    Das kleine bergische Dorf Camburnu mit seinen knapp zweitausend Einwohnern war für viele Einheimische stets ein wahres Paradies. Bereits seit langer Zeit wachsen Generationen im Einklang mit der Natur auf und verdienen ihren Lebensunterhalt durch den Anbau von Tee. Doch die scheinbare Idylle könnte schon bald gefährdet sein, als die Regierung den Beschluss fasst, eine Mülldeponie direkt oberhalb des Dorfes zu errichten. Der gesamte Müll aus mehr als achtzig Gemeinden soll von nun an in dieses Dorf gebracht werden, obwohl etliche Sicherheitsbestimmungen dagegen sprechen. Denn während der Mindestabstand zum Wohngebiet nicht annähernd eingehalten wird, kämpfen die Anwohner mit dem Gestank und den Folgeschäden. Nicht nur ganze Horden von wilden Tieren fallen zunehmend über das Dorf her, sondern auch das Grundwasser wird nach und nach verseucht und bringt enorme infrastrukturelle Probleme mit sich…

    Kritik:
    Besonders in großen Ballungsgebieten fällt den meisten Menschen eine Mülldeponie nicht besonders auf. Weit genug wohnen sie schließlich von dem Gestank weg und machen sich oftmals keinerlei Gedanken über die Folgen für die Umwelt. Ganz anders sieht dies allerdings aus, wenn eine Mülldeponie direkt neben einem bewohnten Gebiet gebaut wird und fortan den Anwohnern ernsthafte Probleme bereitet. Fatih Akin gibt uns einen Einblick in die Probleme eines türkischen Dorfes.

    Die verseuchte Heimat
    Interessant wird der deutsch-türkische Dokumentationsfilm vor allem deshalb, weil auch Regisseur Fatih Akin (bekannt durch „Auf der anderen Seite“) persönliche Kindheitserinnerungen mit dem Ort teilt. Einst die Heimat seiner Großeltern wollte er hier schließlich das Finale seines berühmten Spielfilmes drehen, als er von den schrecklichen Zuständen durch die Deponie erfährt. Durch seine Verbundenheit zum Dorf und seiner großen Solidarität mit den Bewohnern beschließt er kurzerhand, den Kampf gegen die Mülldeponie dokumentarisch festzuhalten und ergreift damit auf seine eigene, professionelle Weise die Partei für das einst idyllische Dorf. Inwiefern er dabei neutral bleibt, ist angesichts der persönlichen Hintergründe nicht klar, doch schildert er nachvollziehbar die Auswirkungen der Deponie auf die Anwohner. Da ist man beinahe froh, dass wir bis heute kein Geruchsfernsehen „genießen“ können und müssen mit ansehen, wie erschreckend der Gestank und die Verseuchung des Wassers für die Menschen ist. Sehr persönlich dabei der Umgang untereinander und die Interviews mit den Bewohnern.

    Folgeschäden der Müllentsorgung
    Fatih Akin geht allerdings nicht nur auf die persönlichen Bedürfnisse der Dorfbewohner ein, sondern hat aus dem Streifen gleich einen umfangreichen Dokumentarfilm über Müllentsorgung gemacht, der durchaus auch als Lehrmaterial taugen würde. Da wird nämlich ebenso auf die Entwicklung des Methangas, das Durchsickern von Flüssigkeiten und viele andere Folgen eingegangen. Denn wenn plötzlich das anliegende Meer, in dem die Bewohner im Sommer nur allzu gerne schwimmen, mit Müll und Bakterien verseucht wird und die eigenen Teepflanzen plötzlich mit dreckigem Wasser getränkt werden müssen, hat das doch weitaus größere Folgen für die Umgebung, als lediglich der Gestank durch den Müll selbst. Natürlich schafft es Akin an dieser Stelle noch deutlich weiter zu denken und bezieht die Dorfentwicklung, die Zufriedenheit und die Jugend mit ein. Die infrastrukturellen Probleme durch Abwanderung in andere Städte sind da nur eines der Probleme. Damit schildert „Müll im Garten Eden“ glaubhaft den Kreislauf der Müllentsorgung und dessen Folgeschäden und könnte so vielleicht doch manchen Zuschauer zum Nachdenken anregen. Denn die Thematik – so weit der Ort auch weg liegen mag – geht uns letztendlich alle an und könnte zur Müllreduktion anregen.

    Fazit:
    Einer der qualitativsten deutsch-türkischen Regisseure wechselt das Genre und liefert damit gleich einen der besten Dokumentarfilme über Müllentsorgung und seine Folgeschäden ab. Durch seine persönliche Verbundenheit zum betroffenen Dorf hat er dabei nicht nur eine außerordentlich große Nähe zu den Bewohnern, sondern schildert die Umstände überaus detailvoll. Ein Muss für jeden, der sich für Umweltschutz interessiert und ebenso ein optimales Lehrprogramm für den Biologieunterricht.