Der größte Traum für Becky war es immer, als Executive Producer eine eigene Fernsehsendung zu leiten. Kein Wunder also, dass sie bei ihrem bisherigen Sender stets auf dieses Ziel hingearbeitet hat. Doch als sie wider erwarten plötzlich gefeuert wird, sieht sie ihre neue Karrierechance beim recht erfolglosen Sender „Daybreak“. Dumm nur, dass sie dabei nicht nur die niedrigen Quoten in die Höhe treiben muss, sondern es fortan auch noch mit eigensinnigen und mürrischen Moderatoren zu tun bekommt, die überhaupt nicht im Sinn haben, ihre Sendung nach vorne zu bringen. Doch voller Ehrgeiz lässt Becky sich nicht unterkriegen…
Kritik:
Besonders in einem Zeitalter, das von digitalen und audiovisuellen Medien geprägt ist, dürfte es zahlreiche Menschen geben, die sich nach einem interessanten Job bei einem erfolgreichen TV-Sender sehnen. Doch während von der großen Masse meist nur die Menschen vor der Kamera bewundert werden, vergessen viele doch die wichtige Arbeit der Executive Producer hinter der Kamera, wo sie meist für die Inhalte der Fernsehsendungen verantwortlich sind. Oder andres gesagt: Die Arbeit der Menschen, die dafür sorgen, dass unser Fernsehen immer mehr von schlechten Talkshows und langweiligen „Unterschichten-Programm“ dominiert wird. Nun jedoch macht es sich „Morning Glory“ auf irgendwie selbstkritische, aber auch sympathische Weise zur Aufgabe, uns in dieses Berufsfeld einzuführen – und versucht dabei mehr zu sein, als eine klassische Hollywood-Komödie mit Lovestory.
Mauerblümchen auf Karriere-Trip
Bei der Story scheint „Morning Glory“ nämlich auf den ersten Blick dem Schema F zu entsprechen, wenn wir zunächst Rachel McAdams als klassischen Workaholic ohne Privatleben beobachten können, die im Grunde ausschließlich für den Job zu leben scheint. Ganz typisch scheint sie dabei den nervigen und peinlichen Charakter zu verkörpern, der wohl für jeden Chef einen wahren Traum darstellt. Die Frau, die sich voll und ganz dem Job hingibt, ganz unabhängig der schwierigen Bedingungen. Eigentlich keine spektakuläre Charakterzeichnung, wenn wir dann bedenken, dass der Film auch noch die übliche Lovestory einbaut, bei der die Karrierefrau plötzlich auf den lockeren Liebhaber trifft. Doch zum Glück soll dies nicht im Mittelpunkt der Geschichte stehen, sodass Beziehungskonflikte größtenteils außen vor bleiben und den Kitsch hassenden Zuschauer nicht vergraulen werden.
Der Miesepeter
Warum jedoch Rachel McAdams Charakterdarstellung dennoch einen interessanten Aspekt in diesem Film darstellen soll, wird uns spätestens durch den Einsatz der hochnäsigen, mürrischen und arroganten Rolle von Harrison Ford plötzlich klar. Der nämlich verkörpert den alt eingesessenen Moderator, welcher mit seiner früheren Nachrichtensendungen massig Auszeichnungen gewann und sich fortan für etwas Besseres zu halten scheint. Als wäre diese Rolle richtig auf ihn zugeschnitten, stellt er somit einen absoluten Kontrast zu Rachel McAdams dar und bringt als Gegenpol eine außerordentlich große Portion an Medienkritik mit, die durchaus in einer festgefahrenen idealistischen Haltung mündet. Er hält dem Zuschauer und auch den Medienmachern regelrecht einen Spiegel vor Augen und zeigt durch seine besonders satirische Seite, dass die Menschen durch das Fernsehen schlicht für dumm verkauft werden. Er will nur eines: Nachrichten präsentieren, statt sinnloses Frühstücksfernsehen zu produzieren. Auf Entertainment hat er schließlich überhaupt keinen Bock und hat es eher auf Informationen abgesehen. Während Rachel McAdams da allerdings zu Beginn noch nervig daher kam, kann sie an seiner Seite plötzlich völlig in ihrer Rolle aufgehen und zeigt erstmals richtige Energien, wenn sie energisch und voller Stärke in ihre Figur schlüpft. Noch dazu brilliert Harrison Ford in seiner Rolle als mürrischer Moderator und kann etliche Sympathiepunkte ernten, wenn er uns immer wieder an Peter Finch in „Network“ erinnert – wobei er es nicht ganz so sehr auf Kritik und Parolen abgesehen hat, sodass seine Ideologien bei weitem nicht so weit ausgearbeitet und thematisiert werden, wie es noch bei seinem großen Vorbild der Fall war. So stellt sich Ford zwar als klare Bereicherung für den Film heraus und kann dessen Qualität weit in die Höhe treiben, muss sich dank des Drehbuchs allerdings mit Gesellschaftskritik zurück halten. Dem Spaßfaktor kommt dies letztlich aber durchaus zu Gute.
Fazit:
Was als typische Hollywood-Komödie mit nerviger Hauptdarstellerin beginnt, entwickelt sich mit der Zeit immer mehr zu einer reinen Mediensatire, in der nicht nur Harrison Ford als mürrischer Moderator voller Wortwitz brilliert, sondern auch Rachel McAdams in ihrer eigenwilligen Hauptrolle immer mehr Energien zeigen kann. Damit bietet sich dem Zuschauer ein spaßiger Blick hinter die Kulissen eines Fernsehsenders.