Mile 22 |
Land/Jahr: USA 2018 |
Genre: Action |
Regie: Peter Berg |
Darsteller: Mark Wahlberg Lauren Cohan Ronda Rousey John Malkovich |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 95 Minuten |
Kaufstart: 25. Januar 2019 |
Label: Universum Film |
Der CIA-Agent James Silva ist Leiter eines paramilitärischen Einsatzkommandos im Auftrag der Vereinigten Staaten. Immer dann, wenn Diplomatie ebenso wie normales Militär bereits versagt haben, wird seine Truppe als dritte Option beauftragt, schwierige Fälle doch noch zu lösen. Bei seiner jüngsten Mission geht es um vier Kilogramm radioaktives Material, die in den falschen Händen für zehntausende Todesfälle sorgen könnten. Doch nachdem bereits der erste Einsatz gewaltig schief geht, macht ihnen auch noch ein übergelaufener Polizist als dubioser Informant das Leben schwer. Der nämlich scheint eine wichtige Zielperson für die Gegner der Vereinigten Staaten zu sein, weshalb er um politisches Asyl bittet und zum Flughafen eskortiert werden muss. Doch die Glaubwürdigkeit der Informationen, die er dem Geheimdienst bieten kann, steht auf wackligen Beinen…
Kritik:
Die Kombination aus Peter Berg als Regisseur und Mark Wahlberg als Hauptdarsteller war bereits in den vergangenen Jahren eigentlich ein Garant für ein richtiges Action-Meisterwerk. Immerhin zählen „Deepwater Horizon“ und „Boston“ wohl zu den beiden besten Filmen dieses Genres in der jüngsten Zeit. An diesem Erfolgsrezept möchte Peter Berg nun also auch in „Mile 22″ festhalten.
Geradlinige Action
Um allerdings nicht den Eindruck zu erwecken, seinen Stil immer wieder nur zu kopieren, sondern stattdessen etwas vermeintliche Innovation in das neueste Werk zu bringen, weicht „Mile 22“ von seinem üblichen Erzählmuster stark ab. Anstelle einer ausführlichen Charaktereinführung, durch die wir eine emotionale Bindung zum Hauptprotagonisten aufbauen wollen, wirft uns Peter Berg dieses Mal schnell ins kalte Wasser: Bereits die erste Szene besteht aus recht rasanter Action und wilden Schießereien, wodurch „Mile 22“ einen recht geradlinigen Stil bekommt. Die taktischen Einlagen können sich dann obendrein auf den ersten Blick durchaus sehen lassen, macht immerhin bereits die Planung eines Zugriffs durchaus Spaß und hat seine Schauwerte.
Ein Film spoilert sich selbst
Allerdings fällt bereits im zweiten Moment auf, dass „Mile 22“ gerade wegen diesem neuen Stil auch gar nicht so sehr mitreißen kann, wie einst etwa „Deepwater Horizon“, der noch mit einer enormen Emotionalität punkten konnte. Der regelmäßige Wechsel zu den Bildern von Überwachungskameras und der ständige Blick von der Kommandozentrale auf das Geschehen reißt den Zuschauer immer wieder aus dem eigentlichen Actiongeschehen raus und hält den Spannungsbogen nicht so weit oben, wie wir das gewohnt sind und erwarten würden. Und auch der Erzählstil, der hin und wieder Dialoge und Szenen aus der Zukunft einbringt, die das kommende Versagen des Einsatzteams besprechen, nimmt dabei nicht nur den Ausgang des Films viel zu früh vorweg, sondern wirkt ungewöhnlich holprig, betrachtet man die bisherigen Werke von Peter Berg.
Holpriger Start
Man bekommt dabei mitunter tatsächlich den Eindruck, dass Regisseur Berg die hier gezeigte Experimentierfreude scheinbar so gar nicht steht, denn von seinem recht langsamen Einstieg kommt er trotzdem einfach nicht weg, obwohl der Storyverlauf dies tatsächlich erfordern würde. Doch wo in „Deepwater Horizon“ noch der Hauptcharakter ausgeleuchtet wurde, macht „Mile 22“ mit seiner wahllos eingesetzten Action den größten Fehler: Die eigentliche titelgebende Handlung beginnt schließlich trotzdem erst etwa zur Hälfte des Films. Gleichzeitig hat es Mark Wahlberg bis dahin dieses Mal in keinster Weise geschafft, eine emotionale Bindung zum Publikum aufzubauen – was allerdings sichtlich dem Drehbuch und weniger seinen schauspielerischen Leistungen zu verschulden ist. Wahlberg schließlich rettet den Film immerhin mit seinem oft erregten, leicht aggressiven und psychologisch interessanten Auftritt.
Agent mit Psychiater
Die Idee, den Streifen mit einer psychologisch auffälligen Figur zu besetzen, die unter starker Hyperaktivität leidet, seine Aggressionen nicht immer im Griff hat und sich vor allem im Chaos einer Schlacht besonders wohl fühlt, war taktisch insgesamt klug und verleiht dem Film zumindest einen interessanten Hauptprotagonisten. Das macht es einerseits dann zwar umso mehr schade, dass er den emotionalen Bogen zum Publikum auf Grund des Drehbuchs nicht so recht spannen kann, führt aber immerhin zu unterhaltsamen Dialogen und Actionszenen. Kommt „Mile 22 dann vor allem zur Mitte des Streifens mit seiner Kernhandlung zur Sache und die Verhaltensauffälligkeiten von Mark Wahlbergs’ Figur gefährden unter Umständen die Mission, kann zumindest in der zweiten Hälfte des Films trotzdem eine gewisse Spannung entstehen – zumal der Zuschauer eben schon weiß, dass es kein Happy End geben kann, jedoch den Grund dafür noch nicht kennt.
Klischeehaftes Frauenbild
Schade bleibt dann lediglich, dass seine durch „The Walking Dead“ bereits actionerprobte Kollegin Lauren Cohan zwar eine etwas größere Rolle an seiner Seite erhält, dabei aber insgesamt zu klischeehaft bleibt, um wirklich gänzlich zu überzeugen. Sie versucht mit ihrer Rolle praktisch jene emotionale Bindung zu kompensieren, an der es Wahlberg in „Mile 22″ mangelt und bietet damit die klassische, vom Ex-Mann getrennte Mutter, die einfach nicht in der Lage ist, ihren schwierigen Beruf mit der Erziehung ihrer Tochter unter einen Hut zu bekommen. Dumm nur, dass sie damit einfach zu sehr in die Mottenkiste der Klischees über alleinerziehende Mütter greift und sie damit die wohl klassischste aller weiblichen Rollen ergattert hat. Immerhin kann man allerdings sagen: In den Actionszenen muss sie sich vor ihrem Kollegen Mark Wahlberg auf keinen Fall verstecken, denn auch ihre Stunts können sich bestens sehen lassen. Nach den hohen Erwartungen, die mancher Fan nach „Deepwater Horizon“ aber haben dürfte, enttäuscht „Mile 22“ unter dem Strich dann aber doch die meisten Peter Berg-Fans.
Fazit:
Mit einem für ihn ungewöhnlichen Inszenierungsstil versucht „Deepwater Horizon“-Regisseur Peter Berg ein wenig Innovation in sein neuestes Werk zu bringen, stolpert dabei aber über seinen eigenen Erzählstil, der Action statt der sonst üblichen emotionalen Bindung zur Hauptfigur in den Mittelpunkt stellt. Dieses Rezept geht leider nicht vollständig auf, obwohl seine Standardbesetzung Mark Wahlberg trotzdem durchaus solide Leistungen abliefert.
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