Mein ziemlich kleiner Freund |
Land/Jahr: F 2016 |
Genre: Komödie |
Regie: Laurent Tirard |
Darsteller: César Domboy Stéphanie Papanian Cédric Kahn Virginie Efira Jean Dujardin |
FSK: ab 0 Jahren |
Dauer: 99 Minuten |
Kaufstart: 17. Januar 2017 |
Label: Concorde Home Entertainment |
Nachdem die Anwältin Diane eines Abends ihr Handy vergessen hat, hätte sie wohl kaum damit gerechnet, welche Folgen dies für ihr Leben haben würde. Denn anstatt dieses einfach zu ihr zurückzubringen, wird sie plötzlich vom ehrlichen Finder angerufen, der sie prompt sympathisch findet. Ein bisschen Flirten am Telefon und schon ist der gemeinsame Kaffee organisiert. Dumm nur, dass Diane kaum geahnt hätte, was sie hier erwartet: Denn vor ihr steht auf einmal ein gerade einmal 1,34 m großer Mann, der zwar seinem Charme freien Lauf lässt, aber doch zunächst große Irritationen auslöst. Doch mit all seiner Charakterstärke und Hartnäckigkeit gelingt es ihm, es nicht bei diesem Treffen zu belassen – und ihr die wohl aufregendsten Tage ihres Lebens zu beschaffen. Diane verliebt sich. Aber ihre Umwelt möchte sich mit der ungewöhnlichen Beziehung nicht so einfach anfreunden…
Kritik:
Die Norm unserer Gesellschaft sieht doch meist genau andersrum aus: Der Mann muss nicht nur älter und am besten auch erfolgreicher sein, als die Frau, sondern vor allem auf jeden Fall größer. Die umgekehrte Situation, vor allem im Falle eines kleinwüchsigen Mannes, ist hingegen die absolute Ausnahme. „Mein ziemlich kleiner Freund“ möchte sich nun allerdings mit einer solchen besonderen Situation befassen.
Liebe mit Hindernissen
Eigentlich ist es für die meisten Außenstehenden und vermutlich vor allem für Männer kein großes Problem. Es liegt keine echte Behinderung vor, kein schlechter Charakter und auch sonst kein wirkliches Hindernis für eine Beziehung. Der Mann ist noch nicht einmal gewalttätig, trinkt keinen Alkohol und Drogen nimmt er auch nicht. Und doch können sich viele Frauen eine solche Beziehung nicht vorstellen – auch nicht in der Realität: Denn eine vermutlich etwa 1,80 m große blonde Frau kann doch kaum mit einem deutlich kleineren Mann zusammen sein. Was da wohl die Mitmenschen denken, wenn sie den vermeintlichen Partner gar nicht ernst nehmen? Obwohl „Mein ziemlich kleiner Freund“ zwar hauptsächlich eine Liebeskomödie ist, handelt es sich zugleich auch um eine klassische Tragikomödie. Denn ernste Momente mit reichlich Gesellschaftskritik gibt es somit nämlich auch. Hier gibt es nämlich einmal mehr diesen Spagat zwischen ernstem Drama um eine angebliche „Behinderung“ und der großen Situationskomik eines lebensfrohen und immer gut gelaunten, aber eben kleinen Mannes.
Das Getuschel der Anderen
Die Gesellschaftskritik und damit beinahe traurigen Momente des Filmes kommen an vielen Stellen zustande und werden häufig sogar nur sehr subtil eingebaut. Das kann schon mit dem hintergründigen Gerede der anderen wildfremden Menschen anfangen, die im Restaurant unweit des eigenen Tisches sitzen. „Mein ziemlich kleiner Freund“ baut dies glaubwürdig und nahezu nebensächlich ein, wenn doch manches Mal das Getuschel auch nur als Hintergrundgeräusch wahrgenommen wird, wie es bei den Protagonisten selbst der Fall ist. Oder ein anderes Mal offensiver, wenn größere Menschen mehr oder weniger absichtlich einen Kleinwüchsigen übersehen und ihn prompt auf offener Straße umrennen, obwohl dieser mehr als offensichtlich entgegen kommt. Solch ernsthafte und negative Momente sind bei „Mein ziemlich kleiner Freund“ unterschwellig eigentlich immer vorhanden, obwohl die kleine Hauptfigur uns vordergründig meist zum Lachen bringt und bei wohl jedem Zuschauer große Sympathien wecken kann. Denn der Komödie gelingt es hervorragend, diese „Behinderung“, die eigentlich gar keine ist, ein klein wenig kleiner erscheinen zu lassen und das Bewusstsein dafür zu wecken, dass auch Kleinwüchsige ganz normale Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft sind.
Lebensfreude mit kleiner Größe
In erster Linie spielt der tatsächlich sehr kleine Jean Dujardin nämlich einen erfolgreichen Architekten, der in seinem Leben so ziemlich alles erreicht hat und der trotz seiner geringen Körpergröße alles daran setzt, sich durchzusetzen und hartnäckig seine Ziele zu verfolgen. Es ist dabei schon manches Mal erstaunlich, wie unfair das Leben zu sein scheint und wie viel mehr er zum Erreichen seiner Ziele tun muss, als ein normal großer Mann. Und doch bleibt da eine Standfestigkeit und eine Würde, wie sie kaum ein Normalwüchsiger wohl ausstrahlen könnte. Dazu ein Gesicht, das den Erfolg geradezu verkörpert und bei dem man schnell die Größe vergessen kann. Mit genau diesem Auftreten weckt er eben nicht nur Sympathien, sondern kann sein „Handicap“ auch sehr humorvoll überspielen. Ein Running Gag stellt dabei beispielsweise der Hund seines Filmsohnes dar, dessen Körpergröße ihn beinahe überragt und der den kleine Alexander schnell in schwierige Situationen bringen kann. Aber auch der Umgang mit seiner geringen Größe gegenüber seinen Mitmenschen sorgt für herzerwärmende Momente. Damit bietet „Mein ziemlich kleiner Freund“ nicht nur eine wirklich süße Liebesgeschichte, sondern tatsächlich eine tiefgründige Tragikomödie, die Gesellschaftskritik, ein schwieriges Schicksal und pure Lebensfreude voller Situationskomik miteinander verknüpft und die so einen tatsächlich unterhaltsamen Streifen bietet.
Fazit:
Eine süße und liebenswerte Tragikomödie über die ungewöhnliche Liebe zu einem kleinwüchsigen Mann, die den Spagat zwischen Situationskomik und ernsthafter Dramatik hervorragende meistert und vor allem mit ihrem kleinen Hauptdarsteller Jean Dujardin zu jeder Zeit punktet.