Männerhort |
Land/Jahr: D 2014 |
Genre: Komödie |
Regie: Franziska Meyer Price |
Darsteller: Christoph Maria Herbst Detlev Buck Elyas M'Barek Serkan Cetinkaya Cosma Shiva Hagen |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 98 Minuten |
Kaufstart: 12. März 2015 |
Label: Constantin Film |
Der Softwareentwickler Eroll, Dixi-Klo-Vertreter Lars und Pilot Helmut hatten sich das Leben in einer Beziehung doch ein klein wenig anders vorgestellt. In einer Zeit der weiblichen Emanzipation, in der die Frauenquote ebenso üblich ist, wie ihre alltäglichen Shoppingtouren, hat die Frau doch schon längst die Hosen in der Beziehung an. Der Mann dient fortan nur noch dazu, das nötige Kleingeld nach Hause zu bringen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen und ihre Konsumgeilheit zu stillen. Auf die Bedürfnisse der Männer wird dabei allerdings umso weniger geachtet, denn diesen Freiraum müssen sie sich offenbar selbst nehmen. Genau aus diesem Grund haben die drei erwachsenen Jungs das „Männerhort“ geschaffen – ein versteckter Ort, an dem sie völlig ohne Frauen einfach mal ihren eigenen Interessen nachgehen können. Hier können sie in Ruhe Fußball schauen, Bier trinken und müssen sich das nervige Gerede der Liebsten endlich nicht mehr anhören. Dumm nur, dass Hausmeister Aykut damit droht, ihre geheime Unterkunft endgültig zu schließen…
Kritik:
Mit der weiblichen Emanzipation tun sich so manche Männer womöglich noch schwer. Vor allem, wenn sie eher ganz klassische Interessen verfolgen und recht klischeehaften Hobbies nachgehen. Nicht selten sind sie der Ansicht, ihre Geschlechtsgenossen wären längst verweichlicht und müssten sich ein Stück ihrer Freiheit zurückholen. Eine kleine Kampfansage an den Feminismus.
No Ma’am
Die Idee hinter diesem Film ist eigentlich gar keine Neue. Selbst die Kultfigur Al Bundy hat seinerzeit in „Eine schrecklich nette Familie“ bereits gefordert, eine frauenfreie Zone einzurichten, in der Männer ganz unter sich sein können. Die klassischen Klischees sind da obligatorisch: Bei einem deutschen Film können es nur Fußball statt Football sein und auch das Bier darf auf gar keinen Fall fehlen. Leider unterscheidet sich „Männerhort“ stilistisch deutlich von diesem amerikanischen Vorbild und hat ein gewisses Problem mit den Charakteren. Wenn nämlich ihr Beruf und ihre Hobbies ein bisschen in Widerspruch zu den Klischees im Männerhort stehen, kann man die Rollen manches Mal nicht ganz so ernst nehmen. Nehmen wir Software-Entwickler Eroll, gespielt von Elyas M’Barek. Auf Grund seines Berufs müsste er fast automatisch eher ein Nerd sein, der sich für Games und Hardware interessiert und vielleicht doch eher Interessen von Sheldon Cooper teilen sollte. Doch was „Männerhort“ daraus macht wirkt geradezu lächerlich: Für die Darstellung seiner Interessen reicht offensichtlich das kurzzeitige Steuern einer Spielzeugdrohne – danach bleibt es auch hier oberflächlich bei Fußball und Bier. Von „Nerdigkeit“ nun wirklich keine Spur.
Klischees bis zum Horizont
Generell bedient sich die deutsche Komödie ein bisschen zu sehr bei verschiedensten Klischees, reicht der Film sie schließlich praktisch ununterbrochen aneinander. Da darf auch das Schwulenklischee nicht fehlen, laut dem in homosexuellen Beziehungen natürlich einer von beiden Partnern eher den weiblichen Part übernehmen muss. Eine Sache, die Homosexuelle womöglich gar nicht so gerne hören. Gleich darauf folgen Frauenklischees, bei denen jegliche in diesem Film vorkommenden Frauen ihre Freizeit ausschließlich damit verbringen, bei Zalando einzukaufen und die Schuhe bis an die Decke zu stapeln. Weder bei Männern, noch bei Frauen kann es laut „Männerhort“ von den Klischees abweichende Interessen und Charaktere geben. Das ist doch ein bisschen schade, denn identifizieren kann sich damit eigentlich niemand. Wenn dann auch noch Christoph Maria Herbst mal wieder das „Stromberg“-typische Arschloch raushängen lässt und gar Behindertenwitze von sich gibt, ist die Klischee-Schmerzgrenze aber nun wirklich überschritten.
Seichte Abendunterhaltung
Dabei hat „Männerhort“ durchaus auch seine Momente, in denen die Gags zünden können. Das haben wir insbesondere auch Serkan Cetinkaya zu verdanken, der in diesem Film die wohl besten schauspielerischen Leistungen abliefert. Ihm nämlich gelingt es ein wenig, mit den typischen Türkenklischees aufzuräumen und gar ein wenig mit Vorurteilen aufzuräumen. Dummerweise handelt es sich dabei um die einzige Figur, welcher derartiges gelingt, sodass der „pädagogisch wertvolle Integrationsdienst“ stellenweise ein bisschen erzwungen wirkt. Seine darstellerischen Qualitäten sorgen aber mit toller Mimik dafür, dass er uns dabei zumindest zum Lachen bringt und mit großen Sympathie die Herzen der Zuschauer erobert. Und zugleich handelt es sich auch um die einzige Figur in dieser Komödie, der wir ihre Rolle doch einigermaßen abkaufen. Eigentlich schade, denn wir wissen doch, dass auch die anderen Darsteller eigentlich mehr könnten. Doch ein schlechtes Drehbuch könnte auch die besten Schauspieler nicht mehr retten.
Fazit:
Die humoristische Kampfansage an den Feminismus hat zwar durchaus ein paar witzige Gags zu bieten, scheitert aber massiv an seiner ausufernden Klischeeverwertung. Lediglich Serkan Cetinkaya überzeugt in seiner Rolle als sympathischer Türke.