Die hübsche Ila ist mit ihrem Liebesleben nicht mehr ganz zufrieden. Den gesamten Nachmittag verbringt sie alleine mit ihrer Tochter, während sich der arbeitende Ehemann nicht einmal nach dem Feierabend für sie interessiert. Lediglich das Mobiltelefon und die mögliche Affäre scheinen ihm da noch wichtig, Ila wird derweil nicht einmal mehr eines Blickes gewürdigt. Um wieder etwas mehr Schwung in ihre Beziehung zu bringen, bereitet sie ihm jeden Mittag ein besonders herzhaftes Essen vor, welches die Dabbawallas-Lieferanten ihm direkt ins Büro liefern sollen. Dumm nur, dass sie noch gar nicht ahnt, dass die liebevoll zubereitete Lunchbox bei dem falschen Mann ankommt. Als sie dann eines Tages eine Botschaft zur Mahlzeit hinzufügt, entsteht zwischen den beiden eine enge Brieffreundschaft, mit der sich beide in das Leben des anderen schleichen und ein wenig träumen lassen. Vielleicht finden sie auf diesem Wege ja sogar in ein neues Glück, wenn ihre beiden einsamen Seelen endlich zueinander finden…
Kritik:
Bollywood muss nicht immer mit übertriebenem Gesang und musical-artigen Tanzeinlagen daher kommen. Manchmal bietet uns das ferne Indien auch ein tiefgehendes Drama, das sich weniger um die Musik, als viel mehr um die Charaktere kümmert. „Lunchbox“ dürfte da garantiert ein überraschend ungewöhnlicher indischer Streifen sein.
Hommage auf die Einsamkeit
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei Menschen, die unterschiedlicher eigentlich kaum sein könnten und doch eines gemeinsam haben. Der eine ist ein erfolgreicher Sachbearbeiter in einem großen Büro, der nach 35 Jahren im Beruf kurz vor der Rente steht und nun seinen Nachfolger einarbeiten soll. Durch den Tod seiner geliebten Ehefrau vor einigen Jahren aber mittlerweile völlig vereinsamt und deprimiert vor sich hinlebend. Die andere eine junge und hübsche Frau mit Kind, dessen Ehemann sie zunehmend vernachlässigt und die aus diesem Grund nicht weniger vereinsamt. Traurig nach neuem Glück in ihrem Leben suchend und durch Briefe in der Lunchbox eine tiefe Freundschaft miteinander beginnend. Obwohl sie zunächst nicht einmal den Namen des anderen kennen, sich nie gesehen haben und kaum etwas über das Leben des anderen wissen – doch der Austausch miteinander, der kleine schriftliche Einblick in die Einsamkeit des anderen, bei dem beide die guten Seiten des Lebens zu entdecken versuchen, sorgt für tiefgehende Charaktere. Zumal letztendlich beide Schauspieler ihre Rolle herausragend und zu ihren Briefen passend darstellen.
Eintönigkeit
Natürlich kommt im späteren Verlauf des Films auch ein kleines Problem auf. Die immer wiederholenden Szenen, in denen die beiden Hauptprotagonisten sich Botschaften schreiben und die kleinen Zettel aus der Lunchbox lesen, geben zwar einen guten Einblick in den jeweiligen Charakter, ermüden aber auf lange Sicht auch ein wenig. Da fehlt bald ein wenig Abwechslung, da die Handlung selbst deutlich zu eintönig wird. Erst die Nebencharaktere, die den eigentlichen Charakter weiter ausbauen und für ein wenig Humor in Alltagssituationen sorgen, lockern die Geschichte ein wenig auf – und das hat „Lunchbox“ im letzten Drittel auch definitiv nötig. Hier kann vor allem Irrfan Khan in seiner Hauptrolle als Büroangestellter vor dem Ruhestand punkten. Als eher grimmiger und verschlossener Mensch, der die aufdringliche Art seines neuen Mitarbeiters nicht so recht leiden kann, träumt er doch von einem besseren Leben, in dem er noch jünger ist, eine geliebte Frau an seiner Seite hat und niemand ihm den Platz im Zug anbietet, weil er für alt gehalten wird. Insofern ist „Lunchbox“ durchaus eine herzerwärmende Geschichte mitten aus dem Leben, die doch die ein oder andere Weisheit für uns parat hält.
Fazit:
Bollywood kann auch anders: Ganz ohne nervige Tanz- und Gesangseinlagen entführt uns „Lunchbox“ in das Leben zweier einsamer Menschen, die nach einem tieferen Sinn in ihrem Leben suchen. Besonders herzerwärmend!