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    Love

    Love


    Land/Jahr:
    F 2015
    Genre:
    Erotik / Drama
    Regie:
    Gaspar Noé
    Darsteller:
    Karl Glusman
    Aomi Muyock
    Klara Kristin
    FSK:
    ab 18 Jahren
    Dauer:
    136 Minuten
    Kaufstart:
    29, Januar 2016
    Label:
    Alamode Filmverleih

    Der junge Murphy lebt in einer kleinen, aber auf den ersten Blick glücklichen Familie mit Freundin und Sohn. Doch wirklich zufrieden ist er damit nicht. Schon lange fühlt er sich nicht mehr wie zuhause, fühlt sich eingeengt durch den mangelnden Freiraum. Das Familienleben kommt ihm vor, wie ein Gefängnis. Das hat allerdings auch einen Grund: Obwohl schon ganze zwei Jahre von ihr getrennt, hat er noch immer Gefühle für seine Ex-Freundin Electra. Die hat schließlich damals Schluss gemacht, als er die hübsche Französin namens Omi geschwängert hat. Doch generell hatten die drei einst ein ziemlich wildes und aufregendes Liebesleben, ist es schließlich nicht etwa so, als hätte Electra nichts von der Dritten im Bunde gewusst. Dumm nur, dass ein Anruf ihrer Mutter nach so langer Zeit plötzlich all die schmerzhaften Erinnerungen wieder rauf holt…

    Kritik:
    Es war wohl nicht viel nötig, um die langen Schlangen an den Kinokassen bei diesem Film zu bilden. Ein kleiner Hinweis darauf, dass hier reale Sexszenen (damals im Kino sogar in 3D) zu sehen sind, ist praktisch ein Publikumsmagnet. Dann auch noch gedreht von Skandalregisseur Gaspar Noé, der ohnehin für sehr ausufernde und intensive Streifen bekannt sind. Manche bezeichnen den Film sogar glatt als „3D-Porno mit Story“ – so ganz gerecht wird das dem Film aber vielleicht doch nicht.

    Sex ohne Skandal
    Mit einem hatte Gaspar Noé aber wohl sicherlich Recht: Reale Sex-Szenen zwischen den Darstellern gibt es hier tatsächlich zu sehen – und davon mehr als nur reichlich. Gefühlte 95% des gesamten Streifens bestehen hier schließlich aus Nackt- und Sex-Szenen. Mal zu zweit, mal zu dritt, mal unter Lesben, mal mit einer Transe und sogar einmal in einem Swingerclub. Darin mag sicherlich so mancher prüde Zuschauer tatsächlich einen Skandal sehen. Vergleicht man „Love“ dabei mit früheren Skandalfilmen wie „Intimacy“, legt Noé hier definitiv auch nochmal ein paar Hausnummern obendrauf. Aber trotzdem: Im Jahre 2016 mögen die vielen dargestellten Sex-Szenen einfach kein richtiger Skandal mehr sein. Und das ist gut so, würde ein vermeintlicher Skandal wohl mehr über das Publikum aussagen, als tatsächlich über den Film. Der Hintergedanke ist wohl sicherlich ein anderer, als nur zu provozieren: Es geht auch um die Darstellung der Natürlichkeit. Keine gestellten Szenen, wie in einem Porno, kein Ausblenden bei den „interessanten“ Szenen – man zeigt die Protagonisten einfach ganz realistisch beim Liebesakt. Die fehlende Intimrasur fügt sich da schon fast obligatorisch ein.

    Monotonie
    Ein bisschen leidet „Love“ allerdings auch darunter, kein Porno zu sein. Das macht es nämlich auch ein bisschen anstrengend, diesen Film über seine volle Laufzeit zu sehen, denn wenn mehr als zwei Stunden Filmmaterial überwiegend aus Sexszenen bestehen, entsteht nach einer gewissen Zeit doch ein Ermüdungseffekt beim Zuschauer. Man möchte schließlich der Story folgen, die hier eigentlich doch ziemlich interessant ist – wer andere Interessen verfolgt, muss dafür auf einschlägigen Plattformen schließlich keine zwei Stunden in Anspruch nehmen. Eine deutliche Reduzierung der Sexszenen und etwas mehr Konzentration auf die Handlung hätte „Love“ also sicherlich nicht geschadet. Immerhin gelingt dem Drama auch etwas, was den meisten Filmen doch sichtlich schwer fällt: Sich liebende Menschen zu zeigen, die so glaubhaft und natürlich spielen, dass sie keinerlei Choreographie benötigen. Um nicht zu sagen leidenschaftlich, kann sich schließlich jeder, der schon einmal verliebt war, mehr als leicht in die Protagonisten hinein versetzen. Gaspar Noé gelingt es, das gegenseitige Verlangen intensiv und emotional darzustellen, es mit der gesamten Körpersprache und Mimik real wirken zu lassen.

    Skandal für die prüde Masse
    Vielleicht liegt aber auch da ein bisschen der eigentliche Skandal, dass sich das Verlangen der Protagonisten auf Dinge bezieht, die fernab der gesellschaftlichen Norm oder dem typischen Disney-Kitsch vom perfekten Traumpaar liegt. Ein Mann mit Kind und Familie, aber dem Verlangen nach der verflossenen Ex-Freundin, mit der er stets weit mehr Leidenschaft empfunden hat, als mit der Mutter seines Kindes. Und gleichzeitig so viel experimentiert hat, dass jene Mutter des Kindes auch gleich mal in die sexuellen Aktivitäten einbezogen wurde. Das sind wohl jene Dinge, die nach der öffentlichen Meinung einfach nicht sein dürfen. Dass „Schlampen“ – sowohl männliche als auch weibliche – hier als die wahren Liebenden dargestellt werden, die weit mehr empfinden, als die gelangweilte Masse in ihren standardmäßigen 08/15-Beziehungen ohne Probleme. Auch das sicherlich eine Handlung, die man nicht jedem vermitteln kann. Und fest steht: „Love“ ist mit Sicherheit kein Film, der jedem gefallen wird. Doch wie bereits erwähnt: Wenn das zu einem Skandal gemacht wird, sagt das mehr über das Publikum aus, als über den Film. Gaspar Noé erzählt eben einfach eine Geschichte mitten aus dem Leben, ohne unrealistisch kitschigen Unsinn. Ein Liebesdrama, das genau das darstellt: Echte Liebe. Kein heile Welt. Trotzdem: Wer hier die Heftigkeit eines „Irreversible“ erwartet, dürfte wohl nicht ganz zufrieden gestellt werden. Aber es muss sich ja auch nicht jeder Film an die ganz Harten richten…

    Fazit:
    Ein vermeintlicher Skandalfilm, der weit mehr sein will, als nur das: Gaspar Noés neuestes Werk bombardiert uns regelrecht mit expliziten und ausufernden realen Sexszenen, zeigt uns damit aber auch eine außergewöhnliche Natürlichkeit jenseits des üblichen Liebesfilm-Kitschs. So glaubwürdig wurde sexuelles Verlangen wohl zuletzt bei „Intimacy“ dargestellt.

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