Louise hat es im Leben nicht besonders leicht. Sie gehört zur Bevölkerungsschicht der normalen Arbeiterinnen, die sich zu Niedriglöhnen ausbeuten lassen und der man nachsagt, ungebildet zu sein und ihr Geld zu versaufen. Und tatsächlich hat sie es mit der Bildung nicht so und ihr Chef, der ihr neue Arbeitskittel schenkt, sorgt bei ihr auch nicht gerade für Sympathien. Dumm nur, dass sie anscheinend auch noch hoch verschuldet ist und am nächsten Tag plötzlich vor einer leeren Lagerhalle steht. Wohin also mit der Abfindung? Da denkt sich Louise, sie sollte für das Geld einen Auftragskiller engagieren und doch einfach ihren Chef umbringen lassen. Ein Plan, der auch bei ihren Kolleginnen auf große Zustimmung stößt. Da wissen diese allerdings auch noch nicht, dass der Wachmann Michel eigentlich gar kein Killer ist…
„Meine Frau und ich, wir heizen mit unseren eigenen Exkrementen.“
Kritik:
Kennt ihr noch die gute alte Familie Flodder aus Holland? Wenn man Louise sieht, mag man zunächst an Frau Flodder denken. Auch Louise gehört nämlich zu der eher ungepflegten Sorte der Frauen, die weder mit Bildung, noch mit Geld um sich werfen können. Doch sie hat keine Probleme mit ihrer Dummheit. Ganz im Gegenteil, sie steht dazu. Aber wenn ihr Chef sie plötzlich im Regen stehen lässt, gibt es kein leichtes Spiel mit ihr. Da entscheidet sie kurzerhand mit ihren Kolleginnen, doch einfach den Chef umbringen zu lassen. So versteht sich „Louise hires a contract killer“ auch als eine ganz besondere Antwort auf die Finanz-krise. Immer wieder sind indirekte Anspielungen auf die Finanzkrise und die damit verbundene Arbeitslosigkeit feststellbar und die reichen Firmenchefs, die in ihren großen Villen unser Geld verzocken, kommen hier nicht sonderlich gut weg.
Am Ende sind wir klüger und wissen: Reiche sind Betrüger
Da kommt es natürlich umso besser, dass „Louise hires a contract killer“ reichlich Situationskomik zu bieten hat – und die ist nicht nur tiefschwarz, sondern auch noch bitterböse. Denn eines muss man der ungebildeten Unterschicht ja lassen: Sie halten zusammen und stimmen ihre Vorgehensweise demokratisch ab. Urkomisch mag es dann sein, als die Kolleginnen aus der Lagerhalle über den Vorschlag von Louise, doch ihren Chef ermorden zu lassen, abstimmen. „Eine gute Idee“, finden diese und lassen Louise freie Hand. Die zögert demnach nicht lange und heuert den Wachmann des Wohnwagenparks an, diese schreckliche Tat doch endlich zu erledigen – doch der hat vom Schießen eigentlich keine Ahnung. Da kann es dann schließlich auch mal vorkommen, dass er bei den Schießübungen versehentlich die Kuh eines benachbarten Bauers ermordet.
Bildung? Scheiß drauf, Hauptsache ehrlich!
Aber wie soll Louise schließlich auch merken, dass Michel in Wirklichkeit gar kein Killer ist? Er prahlt doch die ganze Zeit damit – und mit Bildung hat es Louise schließlich sowieso nicht so. Da kann sie auch zum Missverständnis aller anderen über ein Tier einer Kindersendung lachen und ist ganz nebenbei noch dabei, das Alphabet zu lernen. So sollte jedem klar sein: Für Zeitung ist kein Platz in Louises Leben. Doch das ist dumm, hätte sie mittels dieser wenigstens mitbekommen, dass ihr Haus an jenem Nachmittag gesprengt wird. Da schaut dann auch Louise ganz schön dumm aus der Wäsche. Aber wenigstens ist Louise ehrlich – ganz im Gegensatz zu den verlogenen Zockern in Jerseys Villen, die sich mit Scheinfirmen, die lediglich Briefkästen besitzen, zum reichen Mann machen lassen. Verständlicherweise mit dem Geld der armen Bevölkerung, die prompt keine Arbeit mehr hat.
Grundlegende Systemkritik
Nun, wir merken schnell: „Louise hires a contract killer“ sagt es nicht so offensichtlich, doch ganz versteckt, inmitten der Situationskomik wird das kapitalistische System unserer Zeit grundlegend kritisiert. Die arme Bevölkerung wird immer ärmer und die Reichen hacken dann auch noch auf den Armen rum, weil sie keine Bildung und keine Arbeit bekamen, die die Reichen ihnen selbst zuvor nahmen. Und man muss zugeben: Diese Sichtweise macht Louise äußerst sympathisch, auch wenn sie noch so heruntergekommen dreinschaut. Louise ist einfach eine richtige Anti-Heldin. Sie ist ungebildet, ungepflegt und unmotiviert – eigentlich kriegt sie überhaupt nichts selbst auf die Reihe. Aber mit drastischen Methoden gegen die Reichen in einem kapitalistischen System vorzugehen, das kann sie sogar ziemlich konsequent. Doch, was soll man schließlich auch machen? Von Arbeitslosen wird verlangt, dass sie sich Arbeit beschaffen – und wenn das eben nicht geht, dann bringt man eben die um, die einem die Arbeit nehmen. Nichts anderes tut Louise. Auf der anderen Seite stellt sich dann in Anbetracht der unmotivierten Niedriglohnjobber der Lagerhalle ernsthaft die Frage, ob das Fehlen dieser Arbeit denn wirklich ein Verlust ist. Diese Frage muss sich dann wohl jeder selbst beantworten. Bis dahin bleibt aber manchem Zuschauer schlicht das Lachen im Halse stecken, weil „Louise hires a contract killer“ einfach einen bitterbösen Humor zu bieten hat, der sicherlich auch einige Kult-Momente mit sich bringt.
Fazit:
Wie geht man am besten mit der Finanzkrise um? Man lässt den eigenen Chef ermorden – in einer bitterbösen schwarzen Komödie der anderen Art.
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