Look Away |
Land/Jahr: USA 2018 |
Genre: Psychothriller |
Regie: Assaf Bernstein |
Darsteller: India Eisley Mira Sorvino Jason Isaacs |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 104 Minuten |
Kaufstart: 22. Februar 2019 |
Label: Splendid |
Die 18-jährige Maria hat so einige Probleme in ihrem noch recht jungen Leben. Durch ihre große Schüchternheit wird sie von ihren Mitschülern gemobbt und versinkt zunehmend in einer Depression. Doch auch im Elternhaus kann sie kein Verständnis erwarten: Ihr Vater, ein angesehener Schönheitschirurg, sieht selbst bei seiner eigentlich bildhübschen Tochter noch Makel. Das vorzeitige Geburtstagsgeschenk soll dann schließlich sogar daraus bestehen, ihre Nase korrigieren zu lassen. Nichts würde sie sich sehnlicher wünschen, als endlich all ihre Probleme zu beseitigen. Die Lösung scheint allerdings gleich in ihrem Spiegelbild zu warten. Dort nämlich sieht sie nicht sich selbst, sondern ihre als Baby verstorbene Zwillingsschwester, die vor Selbstbewusstsein nur so strotzt. Dumm nur, dass die auch schon bald die Kontrolle über Marias Leben übernimmt…
Kritik:
Eine solche Situation kennt vermutlich jeder: Manchmal geht im Leben einfach dermaßen viel schief, dass man am liebsten jemand anders wäre. Doch was wäre, wenn das tatsächlich auf einmal im Rahmen des Möglichen liegen würde? So jedenfalls geht es der jungen Maria in „Look Away“.
Das Mädchen mit dem finsteren Blick
Auf den ersten Blick handelt es sich bei diesem Film um eines dieser typischen Teeniedramen. Ein schüchternes, aber hübsches Mauerblümchen ist mit ihren Mitmenschen einfach überfordert und nicht in der Lage, sich gegen das Mobbing an der Schule zu wehren. Wie das ablaufen kann, dürfte den meisten Zuschauern aus vielen Filmen bereits bekannt sein: Klischeehafte halbstarke Jungs aus irgendeiner Schulsport-Mannschaft suchen geradezu nach Momenten, auf dem hilflosen Mädchen herum zu hacken. Allerdings: „Look Away“ ist keine Komödie – und das wird bereits bei der Charakterdarstellung der jungen Maria offensichtlich. Da sitzt die Schauspielerin India Eisley depressiv und mit dem Blick einer tickenden Zeitbombe am Rand einer Eisfläche und hat uns schnell in ihren Bann gezogen. Hier weiß das Publikum: Irgendwas ist an dieser Hauptrolle anders und da punktet Eisley bereits mit ihrer gekonnten Mimik.
Der Feind im Spiegel
Spätestens nach der Hälfte des Films weiß man dann nicht mehr so recht, ob „Look Away“ nun eigentlich ein Psychothriller oder ein Horrorfilm sein möchte. Klar ist: Die Effekte haben wir schon in zahlreichen anderen Horrorstreifen gesehen. Ein Spiegelbild, das sich komplett verselbstständigt und den Handlungen der Person nicht mehr folgen will, gruselt den eingefleischten Genrefan vermutlich eher nicht mehr. Spannend aber kann der Streifen dennoch sein, denn in gewisser Weise handelt es sich eher um eine Metapher. Das Spiegelbild der jungen Maria deutet schließlich auch auf eine gespaltene Persönlichkeit hin. Mit ihrem Selbstbewusstsein, ihrem gesteigerten Selbstwertgefühl und einem ganz anderen Blick auf die Welt ist das Spiegelbild letztendlich auch genau das, was Maria eigentlich sein möchte: Ein anderer, besserer Mensch, der in der Lage ist, jede noch so schwierige Situation zu meistern, in die er gerät. Und damit bekommt „Look Away“ sogar einen psychologischen Tiefgang, der den Film erfrischend interessant macht.
Eine Darstellerin – zwei Seiten
Spaß macht das vor allem deshalb, weil India Eisley ihre Rolle einfach hervorragend spielt. Fast nahtlos wechselt sie in den neuen Charakter und wir kaufen ihr beide Rollen schnell ab: Sowohl das schüchterne Mauerblümchen am Anfang, als auch die selbstbewusste gewaltbereite Zicke, die es gar nicht abwarten kann, ihren Peinigern endlich eins auszuwischen. Und dabei gelingt es „Look Away“ sogar auf spannende Art, auch beim Publikum gewisse Sympathien für die „böse“ Seite zu wecken, wodurch der Streifen unter dem Strich gut funktioniert, obwohl die Story insgesamt keine Innovationssprünge macht. Grundsolide an ihrer Seite auch ein grandioser Jason Isaacs, den Fans bereits aus „Star Trek Discovery“ kennen. Er allerdings braucht gar keine zwei Charaktere, um seine Figur nicht schwarz-weiß zu inszenieren: Isaacs schafft es auch so, den liebevollen Vater und gleichzeitig immer unzufriedenen Schönheitschirurgen in einem zu verkörpern. Gemeinsam liefern sie ein dramatisches Vater-Tochter-Gespann, das sich sehen lassen kann – und dabei ein paar richtig starke Szenen zu bieten hat.
Fazit:
Der Psychothriller um ein psychisch labiles Mädchen mit zwei Charakteren punktet nicht nur mit gekonnten Metaphern, sondern überzeugt auch vor allem mit einer herausragenden, unnahbar wirkenden India Eisley in der Hauptrolle. Da verzeihen wir auch gerne die etwas einfach gestrickte Story und so manch klischeehafte Nebenrolle.
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