Lola |
Land/Jahr: IRL / GB 2022 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Andrew Legge |
Darsteller: Stefanie Martini Emma Appleton Rory Fleck-Byrne Hugh O'Conor |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 75 Minuten |
Kaufstart: 9. Mai 2024 |
Label: Neue Visionen |
London im Jahre 1941: Die Schwestern Thom und Mars haben eine mysteriöse Maschine mit dem Namen LOLA entwickelt. Damit sind sie in der Lage, Funkwellen aus der Zukunft zu empfangen und somit das Fernsehprogramm von Morgen zu beobachten. Sie hören zukünftige Kultmusik von Bob Dylan, noch bevor sie überhaupt geschrieben ist und verfolgen fasziniert, wie sich die Welt wohl eines Tages entwickeln wird. Doch während der Zweite Weltkrieg längst im Gange ist, beschließen sie, die Maschine auch für einen guten Zweck zu nutzen. Sie fangen militärische Informationen aus der Zukunft ab und unterstützen den britischen Militärgeheimdienst beim Kampf gegen Nazi-Deutschland. Ihre Informationen sollen dabei helfen, den Kriegsverlauf deutlich zugunsten der Briten zu verändern. Doch was auf den ersten Blick positive Konsequenzen hat, könnte auf lange Sicht die Geschichte nachhaltig negativ verändern. Denn noch sind sich die Schwestern keineswegs bewusst, welche Auswirkungen ihre Entscheidungen haben…
Kritik:
Während das Mainstream-Kino voll von ständigen Fortsetzungen und Remakes ist, braucht es Mut und Innovation junger Filmemacher, um dem Kino neues Leben einzuhauchen. Mit seinem Spielfilmdebut möchte Regisseur Andrew Legge genau das bewirken – und bewegt sich dabei weit außerhalb der üblichen Sehgewohnheiten.
Junges Kino wie in den 1940ern
Legge nämlich hat es sich bei diesem Science-Fiction-Film zur Aufgabe gemacht, seinen Film aussehen zu lassen, als wäre er im Jahre 1941 gedreht. Er wollte einen Film darstellen, der wirkt wie eine gefundene Dokumentation aus der vergangenen Zeit. Das macht „Lola“ nicht nur zu einem echten Mockumentary-Film, also einen fiktiven Film im Dokumentationsstil, sondern verleiht ihm auch eine entsprechende Optik. Durchgehend im schwarz-weißen 4:3-Format hat sich Legge auch dazu entschlossen, stilecht auf alten 35mm Filmrollen zu drehen. Und der verrauschte körnige Look wurde dabei nicht etwa digital erzeugt, sondern durch die Entwicklung des Filmmaterials mit höheren Temperaturen, wodurch Runzelkornbildung erzwungen wurde. Legge hatte also den Mut, sein eigenes Filmmaterial zu beschädigen, um einen authentischen 40er Jahre Look zu erzeugen, den er für diesen Film gewollt hat.
Eine alternative Zukunft
Durch diese Mittel erhält der Film aber nicht nur seine spezielle Optik, sondern auch eine ungeahnte Authentizität. Die Science-Fiction-Geschichte über den Blick in die Zukunft, der den Zweiten Weltkrieg voraussagt und verändern soll, fügt sich hervorragend in den 40er Jahre Schwarz-Weiß-Look ein. Schon die mysteriöse Maschine aus Holz, Elektronik und einer alten Bildröhre wirkt in diesem Format überaus mysteriös und faszinierend zugleich. Dass sich Legge aber auch darüber hinaus besondere Mühe gibt, wird schnell deutlich: Sogar die Produktion fiktiver alternativer Musik-Songs gehört dazu, um eine alternative Realität zu schaffen, die durch die Veränderung der Zukunft entstanden ist. An die Stelle von David Bowie Songs treten also faschistische Texte in Form von eingängigen Popmelodien, die so in den 1980ern auch in die Charts hätten kommen können. „Lola“ bedient sich also dem „Was wäre wenn“-Gedanken und spielt ein Szenario durch, das hätte eintreten können, wenn die Amerikaner nicht in den Krieg eintreten und das Dritte Reich am Ende den Krieg gewinnen würde.
Aus der Zeit gefallen
Grandios dabei auch die herausragende Darstellung der beiden Hauptdarstellerinnen Stefanie Martini und Emma Appleton. Ihnen gelingt das faszinierende Kunststück, einerseits Frauen aus den 1940er Jahren darzustellen, andererseits aber sehr dezent und subtil aus der Zeit gefallen zu sein. Nur so geringfügig modern und ihrer Zeit voraus, dass man ihnen durchaus abkauft, ihre modernen Sichtweisen aus dem TV-Programm der Zukunft erhalten zu haben, obwohl sie ansonsten fest in die Gesellschaft der 40er integriert sind. Ein minimaler Hauch Emanzipation, wie er im Rahmen der 40er überhaupt möglich war – und somit zugleich eine Charakterentwicklung, die auf ganz spezielle Weise ihre eigene Faszination bewirkt. Im Kontrast zu echten Archivaufnahmen mit Adolf Hitler, die sich hier optisch nahtlos einfügen, entfaltet sich eine einzigartige Wirkung, die „Lola“ zu einem kleinen, viel zu unbekannten Meisterwerk macht. Diese Sci-Fi-Mockumentary ist ein wahrer Geheimtipp!
Fazit:
Faszinierende Science-Fiction-Mockumentary im Look der 1940er Jahre, bei der die Ausarbeitung einer alternativen Zukunft mit zahlreichen Details den Film zu einem stimmigen Meisterwerk macht.
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