Legend |
Land/Jahr: GB / F 2015 |
Genre: Drama / Thriller |
Regie: Brian Helgeland |
Darsteller: Tom Hardy Paul Bettany Emily Browning Christopher Eccleston Taron Egerton Tara Fitzgerald Colin Morgan Chazz Palminteri David Thewlis |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 131 Minuten |
Kaufstart: 12. Mai 2016 |
Label: Studiocanal |
Die Zwillingsbrüder Reggie und Ron Kray gehören zu den bekanntesten Gangstern des Londoner East End. Ihre Geschäfte florieren schon seit geraumer Zeit und auch die korrupte Polizei haben sie so fest im Griff, dass sie keinerlei Ermittlungen zu befürchten haben. Durch Allianzen mit großen Gangsterbossen aus Las Vegas wollen sie künftig ein Monopol im Glücksspiel betreiben und nebenbei treiben sie Schutzgelder ein, während sie praktisch all ihre Gegner konsequent außer Gefecht setzen. Noch dazu hat Reggie in der hübschen Francis längst seine große Liebe gefunden, für die er sogar bereit wäre, endlich ein ehrlicher und gesetzestreuer Mensch zu werden. Wäre da nicht Ron, der seit seinem längeren Psychiatrieaufenthalt reichlich Probleme in die komplizierte Bruderbeziehung bringt. Mit seinem unzurechnungsfähigen Charakter und seinen launenhaften Gewaltausbrüchen, bringt er die Geschäfte ernsthaft in Gefahr. Als Reggie dann auch noch vorübergehend ins Gefängnis muss, läuft die Situation völlig aus dem Ruder und Reggie muss alles daran setzen, sein Business nach der Entlassung noch einmal gerade zu biegen. Keine leichte Aufgabe, die schnell auch größere Opfer fordern wird…
Kritik:
Gangsterfilm, Geschwisterdrama und Actionstreifen in einem: Das kommt dabei heraus, wenn der erfahrene Tom Hardy in eine selbst für ihn außergewöhnliche Doppelrolle schlüpft. Doch statt einen üblichen Handlungsverlauf zu bieten, möchte sich „Legend“ voll und ganz auf seine beiden Hauptfiguren konzentrieren.
Mitten im Leben der Gangster
Tatsächlich ist die Story nämlich nicht ganz so einfach und oberflächlich, wie man es von vielen anderen Streifen dieser Art womöglich kennen mag. Die Motive sind nicht so schnell ersichtlich und der rote Faden muss zu Beginn erst einmal gesucht werden. Das liegt daran, dass „Legend“ mehr oder weniger aus der Perspektive der hübschen Francis erzählt wird, die wegen der Liebe in das Gangsterbusiness einsteigt und sogar mit Reggie einen der größten Verbrecher der Stadt London heiratet. Im Mittelpunkt ihrer Erlebnisse steht dabei stets die Doppelrolle von Tom Hardy. Eine klassische Geschichte über die schwierige Jugend, einen Abstieg ins Verbrechen und die üblichen Ziele der großen Geldmacherei sind nicht sofort ersichtlich. „Legend“ steigt stattdessen sofort ins Geschehen ein und verplempert nicht viel Zeit damit, den Zuschauer in die Vergangenheit der beiden Hauptfiguren einzuweihen. Reggie und Ron haben dabei eher etwas von Leuten, wie „Der Pate“ in sich – für ein Leben als Gangster geboren, als sei das selbstverständlich und nicht einmal einen Gedanken daran verschwendend, wie man wohl in diese Lage gekommen sein mag. Das ist auf den ersten Blick vielleicht etwas komplizierter, als die oberflächlichen Standard-Actionfilme, deren Ziel stets vorhersehbarer ist, hat aber doch mehr Stil und Tiefgang zu bieten.
Tom Hardy, die Legende
Allerdings wird der Streifen durchaus seinem Titel gerecht und das haben wir vor allem dem meisterhaften Tom Hardy zu verdanken, der seine Doppelrolle tatsächlich geradezu legendär spielt. Wüsste man es nicht besser, könnte man beinahe annehmen, bei den Figuren Reggie und Ron handele es sich um zwei verschiedene Schauspieler. Selbst die Maske ist so hervorragend gelungen, dass sogar die Gesichtsausdrücke der beiden Personen sich vollkommen unterscheiden. Reggie, der eher seriös und ernsthaft wirkende knallharte Gangster und Ron hingegen ein doch eher befremdlich unbeholfen wirkender Typ mit seltsamer Lippenstellung. Und auch charakterlich könnten sich beide kaum stärker voneinander unterscheiden: Während Reggie eher den kühlen Kopf behält, der Behutsamere der Beiden ist und durchaus eine emotionale und sentimentale Seite zu bieten hat, zeigt sich Ron eher von der durchgeknallten und skrupellosen Art, noch dazu als lispelnder Homosexueller nicht gerade in einer stereotypischen Klischeerolle. Eher eine wandelnde tickende Zeitbombe, die in ihrer Launenhaftigkeit zu allem fähig ist – auch dazu, sich mit seinem Bruder die Köpfe einzuschlagen. Eine beeindruckende schauspielerische Leistung, die ihresgleichen sucht.
Echte Verbrecher
Dennoch kann das allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass „Legend“ sicherlich hier und da mal seine Längen hat. Insgesamt ist der Erzählstil ein nicht ganz so schneller, weil man auf allzu viele Effekte dann doch verzichtet und einen starken Fokus auf die Hauptfiguren setzt. Bei den Actionszenen kommen dann zwar trotzdem Spannung und ein paar schnellere Schlägereien zustande, doch speziell bei der Darstellung des typischen Gangsteralltags zeigt sich der Streifen auch mal dialoglastig und von einer stilvollen, gewählteren Seite. Man lässt sich eben Zeit für die Charakterdarstellung und das passt angesichts der Doppelrolle von Tom Hardy auch sehr gut zu diesem Drama. Bedenkt man darüber hinaus allerdings die Tatsache, dass „Legend“ auf einer wahren Geschichte basiert, kommt die besondere Authentizität zum Vorschein. Ein kleiner Blick auf Bilder von den echten Kray-Brüdern und man glaubt gar, Tom Hardy ebenso, wie seine Kollegen auf den Gruppenfotos wiederzuerkennen. Und selbst die Straßen bis hin zum Irish Pub gleichen innerhalb des Films absolut dem Original. Größte Mühe hat man sich also auch bei den Kulissen gegeben, damit dieser Streifen seinen Ansprüchen gerecht wird.
Fazit:
Mit einer außergewöhnlich authentischen Darstellung zeigt „Legend“ hier den Höhepunkt des Lebens der beiden Kray-Brüder, die in den 60er Jahren in London zu den bekanntesten Verbrechern der Stadt gehörten. Trotz gelegentlicher Längen ist das Gangsterdrama aber vor allem wegen der beeindruckenden Doppelrolle von Tom Hardy ein absolutes Must-See.