Mitten in der Innenstadt betritt ein Scharfschütze das nahegelegene Parkhaus und ermordet aus sicherer Distanz gleich fünf Fußgänger auf einmal. Darunter auch die Besitzerin eines namhaften Unternehmens, sowie andere scheinbar unschuldige, ziellos ausgewählte Menschen. Der Täter scheint schnell gefunden: Ein ehemaliger Soldat, der für seinen Drang zur Tötung anderer Menschen bekannt ist und zudem als verrückt gilt. Das Gerichtsverfahren lässt nur die Wahl zwischen Todesstrafe oder lebenslänglicher Haftstrafe. Daher hat er nur einen Wunsch an die Staatsanwaltschaft: Sie sollen Jack Reacher ausfindig machen. Der ehemalige Army-Kollege tritt schließlich immer zur Stelle, wenn der vermeintliche Täter gewaltigen Mist gebaut hat – doch er hat längst ein ganz eigenes Ziel: Er will den Mörder unter die Erde bringen. Gerade deshalb ist seine Erwähnung umso zweifelhafter, das Motiv für die Zusammenarbeit beider völlig unklar. Trotz erstem Widerwillen beschließt Jack Reacher jedoch mit der Anwältin des Täters zusammen zu arbeiten. Dumm nur, dass er dabei auf eine Verschwörung stößt, die sowohl seines, als auch das Leben der Anwältin schnell in Gefahr bringen könnte…
Kritik:
Als Buch, wie als Film ein Bestseller: Nachdem bereits der Roman von Lee Child international die Bestenliste entern konnte, dürfen sich Fans des ehemaligen Army-Soldaten nun über Tom Cruise in seiner Rolle freuen. Der Film, welcher lediglich den Titel „Jack Reacher“ trägt, basiert dabei auf dem Jack Reacher-Roman „Sniper“, erschienen bei Blanvalet – und hält sich möglichst genau an die Story.
Stilvoller Alleingang
Dass man es da so genau nimmt, hat auch einen ganz besonderen Vorteil: „Jack Reacher“ hat für einen Hollywood-Blockbuster erstaunlich viel Stil, fast schon wie in den 80er Jahren. Auf große Effekthascherei verzichtet man ebenso, wie auf auswechselbare Actionhelden. Insgesamt ist der Thriller erstaunlich ruhig und vergleichsweise langsam ausgefallen. Man übertreibt es nicht mit temporeichen Schnitten, sondern konzentriert sich gekonnt auf jede einzelne Szene. Selbst in actionreichen Momenten können wir jede Bewegung und jeden Atemzug am Scharfschützengewehr genauestens beobachten, können bei Verfolgungsjagden mit einem Muscle-Car jede Handbewegung nachvollziehen und uns auch im Nahkampf voll und ganz auf die Hauptfigur konzentrieren. So wird Tom Cruise zu einer Optimalbesetzung für diesen Streifen und eben keineswegs ein beliebiger Actionstar. Sein Alleingang wirkt ähnlich cool, wie die Hauptfiguren mancher Kult-Actionstreifen aus den 80er Jahren – geniale Sprüche inklusive.
Ein seltsames Puzzle
Bei der Charakterzeichnung hat man sich außerdem ebenfalls sehr viel Mühe gegeben, was man möglicherweise aber auch der Buchvorlage zu verdanken hat. Tom Cruise zeigt sich daher jederzeit mysteriös distanziert und gibt nur so viel, wie gerade eben nötig von sich preis. Er belügt seine Mitmenschen über seinen Namen und seine Herkunft und lässt auch den Zuschauer nur schwierig die Möglichkeit, seine Motive und wahren Charaktereigenschaften zu erahnen – und gerade das macht ihn so überaus interessant, so einzigartig. Auf den ersten Blick wirkt die Story dabei gar nicht so nachvollziehbar und irgendwie unlogisch. Jack Reacher verkündet recht schnell, den Täter dessen Unschuld die Anwältin eigentlich beweisen will, so schnell wie möglich unter die Erde bringen zu wollen – eben aus einer persönlichen Rechnung heraus. Gerade deshalb erscheint fragwürdig, warum der Täter ausgerechnet nach ihm fragt und umso mehr: Warum Jack Reacher der Anwältin tatsächlich hilft, statt einfach das Todesurteil abzuwarten. Doch was zunächst unlogisch klingt, entpuppt sich als riesiges Puzzle, dessen Teile erst nach und nach aufgedeckt werden. Interessante Wendungen häufen sich und das wahre Ende ist für keinen Zuschauer jemals ersichtlich. Deshalb bleibt „Jack Reacher“ auch so spannend und kann mit seiner verzwickten Story durchweg auf ganzer Linie punkten – bis am Ende jegliche Logiklöcher durch eine glaubwürdige Auflösung aus dem Weg geräumt werden. Erstklassiges Hollywood-Kino, bei dem man das Popcorn schnell mal links liegen lässt.
Fazit:
Alleingang mit Stil: Tom Cruise zeigt sich von seiner mysteriös-coolen Seite und begibt sich in ein Story-Puzzle, das den Zuschauer bis zum Ende mit Leichtigkeit fesseln kann. Herausragend durchdacht und im perfekten Tempo inszeniert.