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    IO

    IO


    Land/Jahr:
    USA 2019
    Genre:
    Science-Fiction
    Regie:
    Jonathan Helpert
    Darsteller:
    Margaret Qualley
    Anthony Mackie
    Danny Huston
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Dauer:
    96 Minuten
    Kaufstart:
    Netflix:
    18. Januar 2019
    Label:
    Netflix

    Nach einer verheerenden Klimakatastrophe ist die Erde praktisch unbewohnbar geworden. Die Bienen sind nahezu vollständig ausgestorben und der Ammoniak-Anteil in der Luft ist so extrem gestiegen, dass die Atmosphäre auf einem Großteil des Planeten nicht mehr geatmet werden kann. Deswegen hat die Menschheit längst den schwierigen Entschluss gefasst, die Erde endgültig zu verlassen und beim Mond Io eine neue Heimat zu suchen. Nur die junge Wissenschaftlerin Sam Walden ist eine der wenigen Menschen, die auch nach der Katastrophe noch auf der Erde geblieben ist, um die Anpassungsfähigkeit von Lebewesen auf die neue Umgebung zu erforschen. Ihr Ziel: Die Gene von Bienen so zu verändern, dass sie in der Lage sind, der Atmosphäre zu trotzen und die Pflanzen auf der Erde wieder zu bestäuben. Denn nur dann kann die Menschheit in der Zukunft noch einmal eine Chance haben, auf die Erde zurückzukehren…

    Kritik:
    In den letzten Monaten hat die Menschheit wohl kein Thema so sehr beschäftigt, wie die Folgen des Klimawandels. Nicht nur die Erderwärmung weckt dabei selbst bei Jugendlichen inzwischen große Sorgen, sondern auch das viel diskutierte Bienensterben könnte für die Erde ein echtes Problem werden. Doch was, wenn die Pflanzen einmal nicht mehr bestäubt werden, der Sauerstoffgehalt des Planeten sinkt und wir in unserem eigenen Zuhause nicht mehr atmen können? Wird sich die Evolution dann an die neuen Gegebenheiten anpassen? Eine spannende Frage, die sich der Sci-Fi-Streifen „Io“ auf Netflix stellt.

    Folgen der Einsamkeit
    So richtig viel Science-Fiction möchte bei diesem Enzeitszenario aber zunächst nicht aufkommen, wenn wir Margaret Qualley in der Rolle der jungen Wissenschaftlerin beobachten, wie sie mit ihrer Gasmaske in Zonen ohne Sauerstoff fährt, um dort die Tier- und Pflanzenwelt zu erforschen. Der Traum vom neuen Zuhause tief im Weltraum, das an so mancher Stelle als „Io“ angepriesen wird, bleibt nämlich genau das: Ein Traum. Zu sehen gibt es davon nicht viel, stattdessen stürzen wir uns auf die Erlebnisse einer einzigen Person auf ihrem Heimatplaneten Erde. Und auch dieser Film macht genau das, was leider zahlreiche Produktionen mit niedrigem Budget machen: Sie reduzieren die Anzahl der Darsteller und lassen sie eine recht einfache Geschichte erzählen. Geradezu bedeutungsschwanger soll dabei die emotionale Lage dieser wenigen Figuren unter die Lupe genommen und die Folgen der Katastrophe beleuchtet werden. Damit wiederholt „Io“ einen Fehler, den vor nicht allzu langer Zeit auch der Sci-Fi-Streifen „Solis“ mit Steven Ogg begangen hat, denn Margaret Qualley hat leider nicht zu jeder Zeit die Klasse, den Film ganz alleine zu tragen.

    Schwierige Wissenschaft
    Das ist aber längst nicht das eigentliche Problem von „Io“, denn vor allem scheitert der Streifen immer wieder daran, eine glaubwürdige Welt darzustellen. Eben eine solche Endzeit-Welt, in der Menschen ohne künstliche Sauerstoffreserven nicht mehr atmen können. Das scheitert letztendlich wohl ebenfalls am niedrigen Budget oder schlicht an der Tatsache, dass den Machern so manches Detail ziemlich egal ist: Etwa, wenn der Zuschauer im Hintergrund der Kulissen weiterhin grüne Bäume sieht, die eigentlich Sauerstoff produzieren müssten und so gar nicht zu jenen Dialogen passen wollen, in denen die Wissenschaftlerin uns versichert hat, jegliche Bäume auf dem Planeten hätten die Farbe geändert. Überhaupt scheinen viele Erklärungen und Zustände wissenschaftlich nicht gänzlich haltbar zu sein, sondern auf den inzwischen häufig anzutreffenden Zug der Klimapanik aufzuspringen, bei dem Genrefilme sich immer wieder die verrücktesten Schreckensszenarien um den Klimawandel und eine unbewohnbare Erde ausdenken. So spannend das einerseits sein kann, sollte man sich aber zumindest einer wissenschaftlichen Nachvollziehbarkeit bemühen, um nicht als vollkommener Humbug durchzugehen.

    Introvertierte Darsteller
    Trotzdem kann man, so man es denn möchte, „Io“ durchaus auch einige Qualitäten abgewinnen. Denn wenn auch Margaret Qualley oftmals viel zu zurückhaltend und fast schon roboterhaft in ihrer Darstellung wirkt, hat doch die Grundstimmung des Sci-Fi-Streifens durchaus etwas für sich: Mit einer zugrunde liegenden Introvertiertheit und ungewohnten Ruhe, stellt der Streifen schließlich einen gewagten Kontrast zum heutigen Action- und Effektkino auf. Ob das angesichts einer praktisch unbewohnbaren Welt voller Verzweiflung zu jedem Zeitpunkt angebracht ist, darüber mag man sicherlich streiten. Dennoch kann der philosophische Ansatz, der auch im Zusammenspiel mit Anthony Mackie immer wieder zum Vorschein kommt, tatsächlich einen erzählerischen Reiz haben. Immerhin geht es doch darum, ob Leben am Ende nicht doch immer seinen Weg findet und ob die Sehnsucht nach der Heimat nicht zu groß sein würde, um am anderen Ende des Universums dauerhaft überleben zu können. Kein ganz innovatives Thema, zugegeben, aber eben dennoch interessant für all jene, die sich gern mit eben solchen Fragen auseinandersetzen.

    Fazit:
    Mit seinem philosophischen Ansatz, sich evolutionsbiologischen Fragen zu stellen und der dazugehörigen introvertierten Note hat der Sci-Fi-Streifen auf Netflix durchaus einen gewissen erzählerischen Reiz. Leider gelingt es dem Film aber zu keinem Zeitpunkt, die Welt tatsächlich glaubhaft darzustellen und auch die Hauptdarstellerin überzeugt nicht in dem großen Maße, dass sie einen Genrefilm mit derart wenigen Figuren tragen könnte.

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