Die Jagdsaison ist eröffnet: Nachdem Nate seinem 17-jährigen Bruder Skylar ein besonderes Geburtstagsgeschenk machen wollte, indem er gemeinsam mit ihm auf die Jagd geht, stecken beide erst so richtig in der Klemme. Die beiden Jungs haben nämlich nicht nur Jagd auf wilde Tiere gemacht, sondern versehentlich auch noch den Bürgermeister mit einem einzigen Schuss ermordet. Doch obwohl es sich dabei um einen Unfall handelt, nimmt Skylar die Schuld auf sich und soll prompt genauso angeklagt werden, wie ein Erwachsener. Dumm nur, dass die Hintergründe längst in einer Verschwörung liegen, bei der der Vater der beiden Jungs, diensthabender Polizeibeamter einen Mord durch den ehemaligen Bürgermeister vertuscht hat. Nun hält dessen Familie den Unfall für einen Racheakt, was kurzerhand zur gemeinsamen Flucht vor dem Gefängnis führt. Leider will die Bürgermeister-Familie dabei allerdings nicht tatenlos zusehen und macht schwer bewaffnet Jagd auf die beiden Jungs – mitten durch den Wald…
Kritik:
Lange Zeit waren vor allem Hollywood-Filme dafür bekannt, minderjährige Kinder als schützenswert anzusehen und bis heute wird nur in den seltensten Fällen in Filmen, Gewalt gegen Kinder angewendet. Dass zwei Jungs auf einmal den Hass eines gesamten Ortes auf sich ziehen, dürfte daher gänzlich neuen Dimensionen entsprechen und womöglich etwas an „Eden Lake“ erinnern. Kurz gesagt: Die Jagdsaison ist eröffnet.
Jagdsaison: Menschen statt Tiere
Eigentlich würde „Hunting Season“ sicherlich dafür taugen, die Debatte über das amerikanische Waffengesetz noch einmal neu aufzurollen. Fast jeder Haushalt führt dort schließlich Schusswaffen im Haus – von kleinen Pistolen, bis hin zu den großen Gewehren. Ist der Vater dann ausgerechnet auch noch Mitarbeiter der örtlichen Polizei, dürfte sich die Waffensammlung womöglich noch etwas vergrößern. Da ist der Anreiz, einmal mit dem Gewehr in den Wald zu gehen, um wilde Tiere zu jagen, nicht allzu weit. Gerade ungeübten Schützen kann es da schon einmal passieren, das falsche Subjekt zu treffen oder schlicht einen Menschen mit einem Tier zu verwechseln. So geschehen in „Hunting Season“ – jedoch erst der Auftakt eines brutalen Familiendramas, basierend auf einem Ereignis in der Vergangenheit. Denn das, was uns in „Hunting Season“ daraufhin geboten wird, ist eben keine Jagd mehr auf wilde Tiere, sondern die blutrünstige hasserfüllte Jagd auf andere Menschen. Eine riesige Meute von Einwohnern schnappt sich ihre Gewehre, koordiniert ihren Abfangkurs und erklärt zwei Jungs zu ihrer Zielscheibe. Ein wahrer Wettkampf um die Trophäe beginnt – und damit ein menschenverachtender Jagdthriller, der es in sich hat.
Hemmungen – aber nur auf einer Seite
Inhaltlich erinnert der Streifen schnell an „Eden Lake“, in dem vor einigen Jahren auch diverse Jugendliche zu schweren Gewaltverbrechen neigten. Dieses Mal werden allerdings die Jugendlichen von einer erwachsenen Meute gejagt – nicht Erwachsene von den Jugendlichen. Das hemmt natürlich ein wenig die Intensität und wirkt letztendlich nicht so skrupellos. Denn nachdem im Konkurrenzstreifen damals noch Jugendliche aus purem Hass und reinen Rachegelüsten knallhart ermordet wurden, haben hier eben nur die Jäger diese enorme Skrupellosigkeit – und auch das nur in Grenzen. Auf Seiten der Opfer stehen immer wieder Gewissensbisse und Hemmungen im Vordergrund, welche die vermeintlich guten Menschen davon abhält, ihre eigenen Peiniger hinzurichten. Eine gewisse Härte mag da fehlen, wenn doch so mancher Zuschauer dazu neigen würde, die Täter einfach über den Haufen zu fahren und brutal zu quälen. In dieser Hinsicht sind wir schon weitaus sadistischere Filme gewohnt, wodurch „Hunting Season“ trotz seiner harten Story nicht seine volle Härte ausfahren kann. Ted Levine und Spencer Treat sorgen aber dennoch durchgehend für solide, glaubhafte Rollenbesetzung. Empfehlung für Genrefans.
Fazit:
Die Jagdsaison ist eröffnet: In diesem knallharten Thriller werden nicht Tiere, sondern zwei Jugendliche gejagt – voller Spannung und Action, aber ohne die erhoffte Härte und Skrupellosigkeit.