Paris: Das Leben des jungen Hugo Cabret verläuft nicht wie das, eines gewöhnlichen Kindes. Bereits früh hat er seine Eltern verloren und selbst sein neuer Erziehungsberechtigter, der ständig betrunkene Onkel ist inzwischen von uns gegangen. Unentdeckt von der Außenwelt und den Behörden lebt er somit fortan in einem Bahnhofsgebäude und betrachtet es als seine Lebensaufgabe, die Uhren weiter aufzudrehen, für die einst sein Onkel zuständig war. Das Einzige, was ihm von seinem Vater noch geblieben ist, ist der mechanische Mensch, den sie gemeinsam zu reparieren versuchen. Durch kleinere Diebstähle und spannende Abenteuer mit seiner neuen Freundin setzt er nun alles daran, diese Herausforderung fortzusetzen und hinter das Geheimnis dieses Vermächtnisses zu kommen…
Kritik:
Bereits seit langem ist Martin Scorsese für seine herausragenden Filmprojekte bekannt. Sein neuestes Werk unter dem Namen „Hugo Cabret“ begeisterte daher nicht überraschend zu Beginn des Jahres die Kinozuschauer. Bei der Oscarverleihung gelang es ihm schließlich sogar, ganze fünf Auszeichnungen abzuräumen. Das allerdings mag uns kaum verwundern, wenn wir einmal die große Detailverliebtheit und Genauigkeit betrachten, die letztendlich in diesem Film steckt. Denn mit Scorseses neuestem Werk ist ihm einer der Top-Blockbuster des Jahres gelungen.
Bis ins kleinste Detail
In allen Punkten stellt man so schnell eine Perfektion fest, die sich in allen Punkten wiederspiegelt. Kein Wunder also, dass „Hugo Cabret“ bereits auf den ersten Blick ein wahrer Augenschmaus ist. Damit zählt der Streifen wohl zu den Referenzprodukten, die wir in letzter Zeit bei Paramount zu sehen bekamen und können selbst kleinste Schneeflocken im wunderschönen verschneiten Paris erkennen, während Indoor-Szenen mit ihrer spektakulären Beleuchtung überzeugen. Stimmungsvoll und höchstatmosphärisch ist dabei jede einzelne Szenen gehalten, sodass Straßen teils fast schon magisch und märchenhaft in Erscheinung treten und Weitsichten selbst als meisterhaftes Gemälde taugen würden. Natürlich mag man so mancher Szene auch ansehen, dass die Kulisse womöglich aus CGI-Grafiken besteht, doch die sind wiederum so professionell, detailliert und realistisch gestaltet, dass sie uns eher beeindrucken, statt stören.
Eine Zeitreise der Kunst
Diese Detailverliebtheit setzt sich aber auch in anderen Bereichen fort. Zum Beispiel bei den Masken und Kostümen, die uns perfekt in die vergangene Zeit zurückversetzen und uns einen Paris Bahnhof aus seinen Glanzzeiten präsentieren. Während im Hintergrund der Eifelturm eindrucksvoll leuchtet und die Menschen aufgeregt durch den Bahnhof spazieren, spielt der Film kontrastvoll im Hintergrund ab. In einer Welt, die fast pausenlos immer in Bewegung ist, sitzt ein kleiner Junge in einer Bahnhofsuhr und beobachtet die Menschen, bis er sich in einem unbeobachteten Moment an sie heranschleichen kann. Alles wirkt so ruhig, wie eine eigene Märchenwelt inmitten eines turbulenten Betriebsalltags – völlig unbemerkt und gerade deshalb so faszinierend. Scorsese überträgt die Faszination einer unbekannten Parallelwelt, wie wir sie zum Beispiel von den „Minimoys“ kennen, in eine reale Welt aus Menschen, sowohl Erwachsenen als auch Kindern. Er macht den Zuschauer darauf aufmerksam, doch auf die Dinge zu achten, die neben dem normalen Alltag geschehen, Dinge die eigentlich auf den ersten Blick irrelevant erscheinen. Denn gerade in diesem Massenaufkommen von Aktivitäten hat doch jeder einzelne seine eigene spannende Geschichte.
Magie ohne Fantasy
Der Film spielt dabei aus der Perspektive eines kleinen Jungen, der sein eigenes interessantes und aufregendes Leben führt. Er geht nicht zur Schule, hat keine Eltern und mag gerade deshalb auf viele Kinder eine abenteuerliche aufregende Wirkung haben. Stattdessen beschäftigt er sich mit Uhren, Zahnrädern, Maschinen und alles, was es zu reparieren gilt. Dass dabei bei all dem 30er Jahre Look auch ein gewisser metallischer Touch aufkommen mag, dürfte nicht sehr überraschen. Doch in all der Menge aus Metall handelt die Story prinzipiell von der Magie – der Magie des Zauberns, des Films, der Kunst. Und das ganz ohne echte Fantasy und ohne spektakuläre Effekte. Das ist letztendlich Fantasy-Filmkunst, die mit großer Story aufwarten kann, ohne dabei erfundene Monster und unmögliche Gestalten einzubauen. Faszinierend und zurecht mit Oscars ausgezeichnet!
Fazit:
Mit einer eindrucksvollen Detailverliebtheit und atmosphärischen Hochglanz-Bildern entführt uns Meisterregisseur Martin Scorsese in eine magische Welt der Vergangenheit, in der sich alles um Uhren, Metall und Maschinen dreht – und die uns einen spannenden Einblick auf die Filmkunst gewähren mag. Das sollte man nicht verpassen.