Holodomor |
Land/Jahr: CDN 2016 |
Genre: Kriegsfilm |
Regie: George Mendeluk |
Darsteller: Max Irons Samantha Barks Barry Pepper Tamer Hassan Terence Stamp |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 104 Minuten |
Kaufstart: 31. März 2017 |
Label: Pandastorm |
Im Jahre 1932 ist Josef Stalin schon seit einigen Jahren an der Macht und treibt den Sozialismus immer weiter voran. Dazu gehört auch die Abschaffung des Privateigentums, die sich speziell gegen wohlhabende Bauern richtet, die er abwertend als „Kulaken“ bezeichnet. Seit geraumer Zeit kämpfen deswegen vor allem ukrainische Bauern gegen die Kollektivierung, also die Enteignung ihrer Ernte und ihres Landes. Einen Großteil der produzierten Nahrungsmittel müssen sie an den sowjetischen Staat abgeben, um die Industrialisierung voran zu treiben. Vor allem in den ländlicheren Regionen führt dies zu einer ausufernden Hungersnot, die schon bald Millionen von Menschen das Leben kosten soll, weil die Rote Armee tatkräftig an der Unterdrückung der ukrainischen Bevölkerung beteiligt ist. Genau in dieser Zeit lebt auch Kosake Yuri, der für ein Studium der Malerei nach Kiew ziehen möchte. Kaum dort angekommen, findet er seine alten Freunde aus dem Dorf plötzlich als Mitglieder der Kommunistischen Partei wieder. Doch Yuri kann ihre Begeisterung nicht teilen, nachdem er bereits auf der Hinfahrt zahlreiche Menschen an Hunger leiden und die Leichen auf der Straße herumliegen sah. Stattdessen schließt sich Yuri dem Untergrund an, um gegen die Bolschewisten zu kämpfen und zur Freiheit seines Landes beizutragen…
Kritik:
Obwohl hierzulande die schrecklichen Folgen des sowjetischen Sozialismus bei weitem nicht so dramatisch thematisiert werden, wie der einstige Nationalsozialismus, gehört die Herrschaft Stalins zu den wohl grausamsten Zeiten der Geschichte. Gerade deshalb ist es eigentlich verwunderlich, dass „Holodomor“ der erste Streifen überhaupt ist, der den grausamen Genozid an den Ukrainern thematisiert und auf die Schreckensherrschaft des sowjetischen Diktators aufmerksam macht.
Genozid durch Hunger
Der Begriff „Holodomor“ bezeichnet in der russischen Sprache wörtlich übersetzt so etwas wie „Tötung durch Hunger“. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass die Enteignung von Lebensmitteln und Ernten gezieltes Mittel zur Unterdrückung der Ukrainer und Stärkung des sozialistischen Regimes in der Ukraine war. Insbesondere die Tatsache, dass sozialistisches Gedankengut bei weitem nicht so verpönt ist, wie die gegensätzliche Gesinnung dürfte den Kriegsfilm vor allem auch für deutsche Zuschauer interessant machen. Damit allerdings reiht sich auch dieser Streifen in die typische Veröffentlichungsreihe von Pandastorm ein, die sich bereits seit einigen Jahren den eher vernachlässigten Kriegsthemen vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg widmen. Nachdem man sich bereits in „Das Massaker von Katyn“ mit den bei vielen Bürgern unbekannten Verbrechen der Sowjetunion befasst hat, kann man „Holodomor“ durchaus als passende Fortsetzung betrachten.
Erdrückende Dramatik
Eine Sache unterscheidet sich zu den anderen Pandastorm-Kriegsfilmen aber grundlegend: Dadurch, dass der Holodomor eher eine leise Art des Tötens gewesen ist, versetzt uns dieser Film eben nicht andauernd mitten in die Schlacht, um möglichst nah am Kriegsgeschehen zu sein. Stattdessen setzt der kanadische Film auf eine erdrückende Dramatik, die die Emotionalität der Geschehnisse eher schwer verdaulich macht. Die scheinbare Wehrlosigkeit der unbewaffneten einfachen Bauern der Ukraine wird jederzeit spürbar und sorgt womöglich dafür, dass zartbesaitete Zuschauer am besten eine Packung Taschentücher bereit legen sollten. Gleichzeitig macht diese Dramatik deutlich, zu welch unterdrückerischen Methoden ein sozialistischer Staat in der Lage ist, wenn aus der Abschaffung von Privateigentum plötzlich die Zwangsenteignung des einfachen Bürgers wird und ganze Armeen mit ihren „roten Zügen“ in die Dörfer kommen, um sie zu plündern und zu terrorisieren.
Historische Korrektheit
Außergewöhnlich für einen solchen Film ist allerdings auch, dass man sich möglichst genau an die historischen Fakten hält. Und das, obwohl „Holodomor“ in den ersten Minuten zunächst nicht den Eindruck macht, wenn Hauptfigur Yuri mit seiner anfänglichen Liebesgeschichte eher auf den Zug des reinen Unterhaltungsfilms aufspringt. Den Machern gelingt es dabei bestens, eine perfekte Kombination aus spannender Unterhaltung und glaubwürdigem Historienfilm zu präsentieren. Das wird spätestens auch dann klar, wenn man die Tötungen von Klerikern mit einbezieht oder die gelungene Maske von Gary Oliver sieht, der hier den Diktator Joseph Stalin verkörpert. Generell allerdings muss man von einer herausragenden schauspielerischen Leistung vor allem bei den Bösewichten sprechen, denn vor allem die Freude am Töten und das damit einhergehende Gelächter bei wichtigen Anführern der roten Armee, geht schon gewaltig unter die Haut. Wer also schon andere Kriegsfilme von Pandastorm mochte, der wird von „Holodomor“ auf jeden Fall begeistert sein.
Fazit:
Tötung durch Hunger: „Holodomor“ befasst sich als erster Film überhaupt mit den schrecklichen Verbrechen des sowjetischen Machthabers Josef Stalin und überzeugt dabei mit einer erdrückenden Dramatik und einer starken Emotionalität. Damit setzt aber auch dieser Streifen die hervorragende Kriegsfilm-Reihe von Pandastorm fort.