Hard Powder |
Land/Jahr: GB / N / USA 2019 |
Genre: Thriller |
Regie: Hans-Petter Moland |
Darsteller: Liam Neeson Laura Dern Tom Bateman Emmy Rossum |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 119 Minuten |
Kaufstart: 11. Juli 2019 |
Label: Studiocanal |
In dem kleinen verschneiten Örtchen Kehoe gehören Gewaltverbrechen oder gar Morde nicht gerade zum üblichen Alltag. Schon gar nicht für Nels Coxman, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, die mit meterhohem Schnee blockierten Straßen zur Zivilisation nach Denver wieder freizuräumen. Dass es in seiner eigentlich so harmlosen Heimat allerdings auch ganz anders zugehen kann, muss er am eigenen Leib erfahren, als sein eigener Sohn mit einer Überdosis Heroin ermordet wird. Wie sich herausstellt, hatte der sich schließlich mit einigen gefährlichen Gangstern angelegt – und für Nels steht damit fest: Er muss den Tod seines Sohnes rächen. Ganz egal, über wie viele Leichen er dafür auch gehen muss…
Auf den Spuren der Coen-Brüder
Eine dreckige Kleinstadt irgendwo im Nirgendwo mit gerade einmal etwas über 8000 Einwohnern. Abgeschnitten von der Außenwelt hinter meterhohem Schnee, der nicht nur die Gegend ziemlich frostig wirken lässt, sondern zugleich auch für eine soziale Kälte sorgt. Und dazwischen ein mysteriöser Mordfall, der in einem solchen Ort für gewöhnlich gar nicht passiert und der in irgendeinem Zusammenhang mit Gangstern und Indianern steht. Obwohl es sich bei „Hard Powder“ eigentlich um eine Neuauflage der Krimikomödie „Einer nach dem anderen“ handelt, dürften die inszenatorischen Parallelen zum Kultfilm „Fargo“ von den Coen-Brüdern wohl kaum zu übersehen sein. Schon die ersten langsam-beschaulichen Bilder, die das Setting irgendwie unheimlich erscheinen lassen, ziehen das Publikum so sehr in den Bann, dass sie „Hard Powder“ recht schnell fesseln kann.
Das eigene Werk neu interpretiert
Um eine richtige Kopie handelt es sich dabei allerdings nicht, sondern viel mehr um eine Inspiration, die sich letztendlich wie ein Crossover zwischen „Einer nach dem anderen“ und „Fargo“ anfühlt. Regisseur Hans Petter Moland, der auch bereits den Originalstreifen gedreht hat, wollte seiner Neuauflage schließlich ein zeitgemäßeres, frischeres Gewand verpassen und setzt deshalb ganz auf die Stärken der schon vor zwanzig Jahren funktionierenden Stilmittel. Anders als bei den meisten Remakes allerdings üblich, verzichtet Moland dabei auf beeindruckende Hochglanzaufnahmen und inszeniert auch das neueste Werk ebenso dreckig und düster, wie wir es vom damaligen Original gewohnt waren. Der humoristische Part, der „Einer nach dem anderen“ einst seinen Titel gab, soll dabei vor allem in der zweiten Hälfte nicht zu kurz kommen. Dafür sorgt am Ende eine gehörige Portion Selbstironie, die sich durchaus auch in der Besetzung erkennen lässt.
Liam Neeson in seinem Element
Es ist ja schon regelrecht ein richtiges Hollywood-Klischee geworden, dass man Rachethriller vorwiegend mit dem Actionstar Liam Neeson besetzt. Spätestens seit „96 Hours“ ist er immerhin bekannt für die klassische Rolle des Familienvaters, der eine an seinen Kindern begangene Straftat rächen will und sich dabei im Alleingang mit unzähligen Gangstern und Verbrechern anlegt. Ganz so, als könnte Liam Neeson mittlerweile fast keine andere Rolle mehr, ist seine Figur in „Hard Powder“ schon fast obligatorisch: Auch hier darf er sich mit Gangstern anlegen, um den Mord an seinem Sohn zu rächen. „Lustig“ wird das allerdings spätestens mit dem hohen Bodycount, bei dem Neeson geschätzt im 10-Minuten-Takt einen neuen Verbrecher hinrichtet und plötzlich verdeutlicht, wie „Einer nach dem anderen“ einst seinen deutschen Titel bekam. Klar ist dabei: Ganz so ernst nimmt sich „Hard Powder“ dabei nicht – selbst, wenn Liam Neeson mit seiner grimmigen Darstellung den geschickt eingebauten schwarzen Humor manchmal etwas zu sehr überdeckt.
Die Wut im Inneren
Und obwohl der Komödienpart durch die Darstellung von Liam Neeson vielleicht einen Tick zu kurz kommt, macht er aus psychologischer Sicht eine ziemlich gute Figur, die enorm viel zur Glaubwürdigkeit und zum Realismus des Streifens beiträgt. Ganz anders als etwa viele andere Genrevertreter verzichtet „Hard Powder“ dank Neeson schließlich auf das sonst übliche Overacting und macht die Hauptfigur zu einer tickenden Zeitbombe, die ihre Emotionen in sich hineinfrisst, statt angesichts der großen Trauer hysterisch herumzuflennen. Schock und Gefasstheit eines Elternteils, das gerade seinen Sohn verloren hat und der vor lauter Verzweiflung zu allem in der Lage ist, außer zum Zeigen seiner Emotionen, fängt Liam Neeson mit seiner Darstellung bestens ein. Spätestens an der Stelle ist erkennbar, dass Neeson eine solche Actionthriller-Rolle auch mit psychologischem Tiefgang kombinieren kann, um der doch eigentlich so simplen und typischen Figur zu einer echten Charakterrolle zu verhelfen.
Fazit:
Was wie eine faszinierende Mischung aus „Fargo“ und „96 Hours“ aussieht, ist eigentlich eine Neuinterpretation von Hans Petter Molands „Einer nach dem anderen“, die nicht nur ein hervorragendes Setting mitbringt, sondern auch noch eine erfrischende Portion schwarzen Humor.
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