Hacksaw Ridge |
Land/Jahr: USA 2016 |
Genre: Kriegsfilm |
Regie: Mel Gibson |
Darsteller: Andrew Garfield Teresa Palmer Vince Vaughn Sam Worthington Hugo Weaving |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 139 Minuten |
Kaufstart: 9. Juni 2017 |
Label: Universum Film |
Der junge Desmond Doss kam eigentlich schon recht früh mit Kriegsthemen in Berührung. Sein Vater nämlich hat einst im Ersten Weltkrieg gedient und sich seitdem psychisch sehr verändert. Der Alkohol ist zu seiner neuen Leidenschaft geworden, unter der seine gesamte Familie zu leiden hat. Das allerdings hält den gläubigen Siebenten-Tags-Adventisten nicht davon ab, sich zu Beginn des Zweiten Weltkrieges für den Kriegsdienst einzuschreiben. Dumm nur, dass er die Geduld des Militärs dabei gewaltig auf die Probe stellt, in dem er sich als Feldsanitäter weigert, eine Waffe auch nur zu berühren. Von den Kameraden zunächst verspottet, soll er im Frühjahr 1945 seinen entscheidenden Einsatz haben: Bei einer Schlacht auf der Insel Okinawa muss er unter härtesten Bedingungen seine verwundeten Kameraden aus dem Schlachtfeld holen, während ihm die Kugeln im Sekundentakt um die Ohren fliegen…
Kritik:
Dass Actionstar Mel Gibson einmal zu den wohl besten Regisseuren gehören würde und mit seinen Filmen Oscars gewinnt, hätte vor dreißig Jahren vermutlich niemand für möglich gehalten. Doch eines hat er bereits desöfteren bewiesen: Die knallharte Darstellung von Gräueltaten liegt ihm offenbar perfekt.
Gegen den Krieg
Obwohl „Hacksaw Ridge“ anhand seiner Bilder eigentlich als Kriegsfilm verkauft wird, handelt es sich aber prinzipiell eher um das Gegenteil: Der neueste Streifen von Mel Gibson ist nämlich viel mehr ein Anti-Kriegsfilm, als dass er sich zugunsten des Krieges aussprechen würde. Bereits zu Beginn machen die Charaktere, die alles andere als schwarz-weiß dargestellt werden, das unmissverständlich deutlich: Der Vater ist nach dem Krieg ein psychisches Wrack und will seinen Sohn unter Tränen von seiner Einschreibung abhalten und auf den Friedhöfen der Stadt tummeln sich geradezu die Gräber der gefallenen Soldaten des letzten Krieges. Noch dazu eine wichtige Überzeugung, auf keinen Fall zur Waffe greifen zu wollen.
Kampf ohne Waffen
Ungewöhnlich ist gerade in einem Kriegsfilm, dass sich die Hauptfigur konsequent weigert, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Und das, obwohl er sich freiwillig für den Kriegsdienst meldet. Für Desmond Doss aber steht fest: Er möchte Sanitäter werden, um zu verhindern, dass all die vielen Männer als Leiche nach Hause zurückkehren. Doch schon in der Grundausbildung weigert er sich daher, ein Gewehr auch nur anzufassen. In der ersten Hälfte des mit knapp 140 Minuten doch recht langen Films, hat „Hacksaw Ridge“ daher auch eine zurückhaltende Prise Humor zu bieten, wenn Hauptdarsteller Andrew Garfield seine Vorgesetzten beim Militär auf die Palme bringt. Gleichzeitig aber mindestens ebenso viel Dramatik mit seiner Familie und auch den neuen Kameraden, die ihn auf Grund seiner Überzeugungen zunächst ausgrenzen. Dem ein oder anderen Zuschauer mag die etwas übertriebene religiöse Inszenierung dabei zwar vielleicht missfallen, doch gerade mit einem Strenggläubigen bringt „Hacksaw Ridge“ die Begründung dafür glaubwürdig rüber.
Das Kamikaze-Schlachtfeld
Eines ist aber bereits zu diesem Zeitpunkt praktisch sicher: Ein Film mit dieser Thematik wird ohne knallharte Kampf- und Actionszenen nicht auskommen. Und da zeigt sich zugleich auch der Vorteil durch die Figurenauswahl: Obwohl Desmond zwar nicht aktiv zur Waffe greift, ist er als Feldsanitäter gar noch ein bisschen näher am Geschehen. Denn wenn um ihn herum die Kugeln fliegen, Granaten geworfen werden und die Bomben der Artillerie den Boden treffen, muss er die Verwundeten vom Schlachtfeld ziehen, ohne dabei selbst getroffen zu werden. Knallharte Nahaufnahmen der Verletzungen gehören da ebenso dazu, wie die ein oder andere verstörende Szene. Entpuppen sich die japanischen Feinde auf der Insel Okinawa nämlich erst einmal als skrupellose Kamikaze-Soldaten, entsteht schnell eine aussichtslose Atmosphäre, die ihre Dramatik bis zum Schluss halten kann. Und – gutes Soundequipment vorausgesetzt – das Publikum wird sich inmitten des Gefechts fühlen, bei dem der Boden förmlich zu Wackeln beginnt. Damit hat auch „Hacksaw Ridge“ das Potential zum Film des Jahres zu werden.
Fazit:
Ein extrem fesselnder und dramatischer Kriegsstreifen voller mehrseitiger Charaktere, emotionalen Beziehungen und einem beeindruckenden Schlachtfeld. Mel Gibson zündet mit seinem neuesten Streifen ein wahres Actionfeuerwerk.