Eigentlich ist Gulliver ein ganz normaler, sympathischer Kerl von nebenan, mit dem man sich problemlos anfreunden kann. Dumm nur, dass es bei ihm beruflich ganz und gar nicht so gut läuft und er sich mit einem Job in der Postabteilung einer großen Redaktion anfreunden muss. Während andere also das große Lob ernten und hervorragende Artikel veröffentlichen, kutschiert er lieber den Postwagen durch die großen Büros. Doch als wäre das nicht bereits schlimm genug, ist er auch noch in die Reisereporterin Darcy Silverman verliebt und sieht seine einzige Chance bei ihr wohl darin, beruflich endlich voran zu kommen. Umso schlimmer also, dass er sich prompt auf einen Job als Reporter bewirbt und mit seiner kopierten Arbeitsprobe so erfolgreich ist, dass er auf direktem Wege ins Bermuda Dreieck geschickt wird, um dort einen Sonderartikel zu verfassen. Doch gerade erst angekommen, gerät er plötzlich in einen umgekehrten Strudel und findet sich in der Stadt „Lilliput“ wieder, in der es vor winzig kleinen Menschen nur so wimmelt. Da lässt das Chaos natürlich nicht lange auf sich warten…
Kritik:
Schon seit etlichen Jahren zählt Jack Black wohl zu den schrägsten und ungewöhnlichsten Komödienstars der Filmgeschichte. Spätestens mit musikalischen Rollen, wie „Tenicious D“ konnte er im Filmbusiness endlich Fuß fassen und konnte seitdem mit so einigen Figuren punkten. Nun wagt er sich jedoch an eine ganz besondere Rolle und macht die klassischen Abenteuer aus „Gullivers Reisen“ zu einem außergewöhnlichen und verfremdeten Spektakel. Da waren die Erwartungen natürlich gemischt…
Ein Postmensch auf Reisen
Wie in seinen üblichen Rollen sticht zunächst natürlich die spezielle, sympathische Charakterdarstellung von Jack Black hervor. Mit seiner äußerst kindlichen und chaotischen Art, verbringt er also seine Freizeit ganz typisch mit Actionfiguren und Videospielen und schafft es wohl kaum, einen anständigen Artikel in seiner Redaktion zu veröffentlichen – doch das muss er auch gar nicht, schließlich ist er nur ein kleiner unbedeutender Postmensch. Die kleine Lovestory, in der Gulliver in seine besser gestellte Kollegin verliebt ist, darf da natürlich nicht fehlen und wird überhaupt nicht kitschig in Szene gesetzt. Damit haben wir allerdings auch gleich einige Überraschungen, denn „Gullivers Reisen“ wurde weder nach langweiligem klassischen Stil gedreht, noch versucht der Film in übermäßigem Maße zu parodieren. Im Gegenteil, bekommen wir eher eine ungewöhnliche Abenteuer-Komödie geboten, die nicht langweilen wird.
Eine Bestie wird zum König
In puncto Story versucht sich „Gullivers Reisen“ allerdings nicht an der gesamten Geschichte, sondern hält sich eher an den ersten Teil, der „Reise nach Lilliput“. Auch hier trifft Gulliver auf winzig kleine Menschen in ihrem eigenen Königreich und wird dort prompt als Riese, oder auch gleich als Bestie angesehen. Doch als großer Beschützer wird der tollpatschige und chaotische Kerl plötzlich zu einem Helden und katapultiert sich in alle Herzen – auch in die des Zuschauers. Da ist es dann natürlich umso besser, dass „Gullivers Reisen“ auch optisch so einiges her macht, denn die Effekte können sich definitiv sehen lassen und verdeutlichen, dass wir es hier mit einer teuren Hollywood-Produktion zu tun bekommen. Besonders der Übergang in die Lilliput-Welt durch einen umgekehrten Strudel wirkt optisch einfach so atemberaubend, dass wir beinahe traurig sind, dass solche effektvollen Szenen auch so schnell wieder vorbei sind. Doch dann kommt natürlich auch gleich die große Überraschung, wenn wir sehen, wie perfekt die verschiedenen Größen zueinander passen. Der riesige Gulliver scheint somit perfekt in die winzige Lilliputaner-Welt integriert worden zu sein und kommt somit gänzlich ohne jegliche Animationen aus. Da haben die Filmemacher also beste Arbeit geleistet.
Manneken Piss
Bei der allzu guten und beeindruckenden Inszenierung mag es allerdings ein wenig schade sein, dass die Gags wiederum viel zu kurz kommen. Wirklicher Humor mag trotz des sympathischen Charakters also insgesamt nur sehr selten aufkommen, sodass wir unsere Lachmuskeln kaum beanspruchen. Stattdessen versucht sich „Gullivers Reisen“ gelegentlich, aber zum Glück selten, an Fäkal-Gags, sodass ein unliebsamer Lilliputaner ebenso schnell als Anal-Plug dienen darf, wie der große Beschützer ein Feuer mit seinem Urin – auf etwas eklige Art und Weise – versucht zu löschen. Doch über diese Kleinigkeiten kann man getrost hinwegsehen, da es Regisseur Rob Letterman keineswegs mit derartigen Szenen übertrieben hat. Dennoch: „Gullivers Reisen“ ist kein Meisterwerk, aber dennoch eine solide Abenteuer-Komödie für die ganze Familie.
Fazit:
Jack Black zeigt sich einmal mehr in einer seiner besseren Rollen und präsentiert uns somit eine ungewöhnliche Umsetzung der alten „Gullivers Reisen“-Geschichte. Ein Spaß für die ganze Familie.