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    Green Book

    Green Book


    Land/Jahr:
    USA 2018
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Peter Farrelly
    Darsteller:
    Viggo Mortensen
    Mahershala Ali
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    129 Minuten
    Kaufstart:
    19. Juni 2019
    Label:
    Entertainment One

    Der Italo-Amerikaner Tony Lip ist ein ganz gewöhnlicher Mann mit den üblichen Vorurteilen, der seinen Lebensunterhalt als Türsteher in einem Nachtclub verdient. Als der allerdings wegen Renovierungsarbeiten für zwei Monate geschlossen wird, braucht er dringend einen kleinen Nebenverdienst – und da kommt ihm der afroamerikanische Pianist Dr. Don Shirley gerade recht. Der möchte sich 1962 nämlich auf eine Tournee durch die Südstaaten begeben und braucht dringend einen Fahrer, der ihm im Ernstfall Probleme vom Hals hält. Probleme nämlich könnte es in dieser Zeit reichlich geben, denn die Rassentrennung ist noch allgegenwärtig und der Süden der Staaten um einiges konservativer, als das so moderne New York. Selbst ein sogenanntes „Green Book“ brauchen die beiden, einen Reiseführer, in dem die wenigen Unterkünfte und Restaurants aufgelistet werden, die auch schwarze Gäste bedienen. Währenddessen stellt es allerdings auch für Tony Lip eine echte Herausforderung dar, seine eigenen Vorurteile gegenüber Farbigen zu überwinden…

    Kritik:
    Ein Film mit einer positiven Grundstimmung, der sich für den Zuschauer irgendwie gut anfühlt und der dabei trotzdem das Thema Rassismus mit einer gewissen Leichtigkeit aufgreift? Darf ein Film sowas? Die Jury der Oscarverleihung jedenfalls fand ja – und bescherte diesem außergewöhnlichen Werk von Regisseur Peter Farrelly gleich drei Oscars, davon einer für den „besten Film“.

    Arschloch mit Courage
    Ungewöhnliche Wege geht „Green Book“ jedenfalls schon bei der Darstellung seiner Hauptfiguren, insbesondere Viggo Mortensen, der in der Rolle des italo-amerikanischen Fahrers eine Paraderolle abliefert. Er spielt eine Figur mit Charakter und Kanten. Eines dieser Arschlöcher, um die man normalerweise einen großen Bogen machen möchte, die man dann aber doch irgendwie mögen will. Einen Draufgänger im Mafiosi-Look, der gerne auch einmal handgreiflich wird, nicht gerade einen gepflegten Umgangston beherrscht und der vor lauter Vorurteile auch mal zwei völlig unbeschädigte Gläser wegwirft, weil zuvor zwei schwarze Arbeiter daraus getrunken haben. Der typische 60iger Jahre Stammtisch-Typ, der Kette rauchend an der Bar sitzt und in klassischer „Al Bundy“-Manier alles sarkastisch kommentiert, was seinen eigenen Lebensvorstellungen zuwider läuft. Schon damit bleibt Viggo Mortensen in dieser Rolle im Gedächtnis.

    Zeitgeist der 60iger
    Irgendwie wird er damit aber doch zum Publikumsliebling, denn seine Rolle ist vor allem deshalb so stark, weil sie nicht schwarz-weiß ist. Er ist ein richtiger romantischer Familienmensch, der für seine Freunde und Verwandte einsteht und im Zweifel auch einmal eingreift, wenn es schwierig wird. Und das trifft eben in diesem Fall auch auf den schwarzen Pianisten zu, dem er anfänglich noch recht argwöhnisch begegnet, dem er aber zunehmend als Freund zur Seite steht. Das dabei verbreitete lockere Lebensgefühl der 60iger Jahre, bei dem Männer noch mit Leichtigkeit zu Zigaretten und Whisky griffen, während sie zuhause ihre Füße hochlegten, ist dabei zwar nicht gerade modern, macht den Streifen aber zu jenem Feel-Good-Movie, das er sein will und auch muss, um den gelungenen Kontrast zu seinem ernsthafteren Storypart aufzubauen. Mit viel Humor können wir uns in die damalige Lebensphilosophie durchaus hineinfühlen, denn die politisch unkorrekten Witze und Kommentare haben einen überaus hohen Unterhaltungswert. „Green Book“ setzt dem Buddy Movie damit im wahrsten Sinne die Krone auf.

    Rassismusdrama als Feel-Good-Movie
    Seine wahren Stärken entfaltet „Green Book“ aber vor allem dann, wenn die ernsthaftere Rassismusthematik eine immer größere Rolle spielt. Während Viggo Mortensen mit seiner Figur auch eine Idenfitikationsfigur abliefert, die wie aus dem damaligen Leben gegriffen scheint, entfaltet der Streifen einen so noch nie da gewesenen Kontrast aus leichter Unterhaltung mit lockerer Atmosphäre, überaus großem Humor und gleichzeitig aber eine unterschwellige, subtile Dramatik, die den Rassismus so allgegenwärtig macht, statt den Zuschauer mit dem Holzhammer belehren und erziehen zu wollen. „Green Book“ gelingt der meisterhafte Spagat, dass sich das Publikum unwohl fühlt, während es sich gleichzeitig wegen des Humor wiederum wohl fühlt – was zu einer paradoxen Achterbahn der Gefühle führt. Wir fühlen mit dem großartigen Mahershala Ali in der Konfrontation mit rassistischen Situationen mit, während wir uns zeitgleich mit ihm über die vielen positiven Momente freuen und beim Ansehen des Films eine positive Grundstimmung verspüren. Für ein solches Meisterwerk kann man schonmal drei Oscars verleihen, denn die hat „Green Book“ in jeder Sekunde verdient.

    Fazit:
    Das mit 3 Oscars ausgezeichnete Meisterwerk schafft einen Spagat, der bis dato wohl einzigartig ist: Während es sich einerseits um ein unterhaltsames Feel-Good-Movie handelt, beschäftigt sich der Streifen gleichzeitig mit der Rassismusproblematik, ohne dabei jemals in einen negativen Grundton überzugehen. Peter Farrelly hat damit ein fast schon emotional paradoxes, aber gerade deshalb so geniales Werk geschaffen, in dem Viggo Mortensen vielleicht eine der besten Leistungen seines Lebens abliefert.

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