Johann Wolfgang von Goethe gilt heute als einer der berühmtesten Dichter der vergangenen Jahrhunderte. Doch das war natürlich nicht immer so. Damals noch, zu seiner Studienzeit, galten seine Gedichte, die sich nicht einmal reimten, eher als lächerlich und verspottet, sodass es nicht lange dauerte, bis er sich entschloss, sein Jurastudium zu vernachlässigen. Wenn er seine Zeit also nicht im Gerichtsgebäude verbrachte, vergnügte er sich lieber mit dem anderen Geschlecht. Seine Angebetete: Die junge Lotte Buff, die ebenfalls schnell Sympathien für den Mann entwickeln kann. Dumm nur, dass sie bereits einem anderen Mann versprochen wurde, der ihre Liebe ins Unglück stürzen wird…
Kritik:
Wenn wir Filme sehen, die im 18. Jahrhundert angesiedelt ist, denken viele Zuschauer meist an zähen und hochgestochenen Stoff, der uns eher langweilt, als packend mitreißt. Anders jedoch „Goethe“, der in einem eher ungewöhnlichen Stil inszeniert wurde. Das mag besonders an Alexander Fehling liegen, der mit „Goethe“ erstmals eine herausragende und ernstzunehmende Hauptrolle ergattern konnte, nachdem wir ihn oftmals eher in kleineren Nebenrollen zu sehen bekamen.
Goethe, der verliebte Student
In diesem Film ist Goethe nämlich keineswegs bereits ein berühmter Dichter, sondern immer noch mit seinem Jurastudium beschäftigt. Sein Vater drängt ihn schließlich, Rechtsanwalt zu werden, obwohl er eigentlich lieber Gedichte schreiben will. So zeigt uns Regisseur Philipp Stölzl den berühmten Mann also von einer ganz neuen Seite, die wohl nur die wenigsten von uns kennen werden. Als normaler Kerl von nebenan, sehen wir Johann Goethe also als typischen jungen Erwachsenen, der es auf die Mädels abgesehen hat und sich hin und wieder auch einmal auf ausschweifende Partys einlässt, bei denen Alkohol im Überfluss fließt. Ganz unkonventionell also.
In seiner Rolle als Goethe präsentiert sich Fehling außerdem von einer recht humorvollen Seite, die uns immer wieder zum Schmunzeln bringen kann. Mit einem tollpatschigen und zugleich dreisten Auftritt bringt er so außergewöhnliche Charakterdarstellungen in den Film hinein, die „Goethe“ auch für jene interessant machen, die sich für Poesie und Geschichte ganz und gar nicht begeistern können. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Film auf hochgestochene Gedichte verzichtet, solange diese nicht unbedingt nötig sind.
Verfremdung durch Kostümierung
Wahre Meisterleistungen kann man außerdem wohl dem Maskenbuilder zusprechen, der es auf beeindruckende Weise schaffte, die Figuren aus dem Jahre 1765 detailgetreu nachzustellen. Besonders im Falle von Moritz Bleibtreu als Albert Kestner kommt dies auf besondere Weise zum Vorschein, sodass wir bei der Sichtung zunächst überlegen mussten, ob es sich bei dieser Figur tatsächlich um Bleibtreu handelt. Auf den ersten Blick sind die Masken so sehr gelungen, dass wir tatsächlich eher die dargestellte Figur, als den Darsteller dahinter erkennen können. Das sieht im Falle von Alexander Fehling aus Hauptcharakter Johann Goethe natürlich nicht anders aus, sodass auch Goethe selbst möglichst originalgetreu und jederzeit authentisch dargestellt wurde.
Fortsetzen kann „Goethe“ diese gelungene Optik dann bei den Kulissen, die nicht nur für Liebesszenen jederzeit optimal sind, sondern auch bei den Gerichtsgebäuden punkten kann und uns gelegentlich sogar beeindruckende grüne Landschaften bietet, die definitiv für einen Augenschmaus gut sind. Insofern macht „Goethe“ fast alles richtig, mit Ausnahme dessen, dass sich der Film ein wenig zu sehr auf die klischeebeladene Lovestory versteift, die aber dennoch keine zu großen Längen aufkommen lässt.
Fazit:
Mit überzeugenden Masken und beeindruckenden Kulissen schafft es Alexander Fehling seinen „Goethe“ mit einem gelungenen Humor optimal darzustellen. Sehenswert, nicht nur für Geschichts- und Poesie-Fans.