Das hatte er sich nicht so vorgestellt: Nach einem Raub mit Millionenbeute wollte sich der Fahrer eines alten Mercedes eigentlich in Richtung Mexiko absetzen, als ihm nicht nur sein Kollege das ganze Geld mit Blut besudelt, sondern er auch noch direkt durch eine ziemlich harte Wand brettert. Die korrupten Polizisten auf beiden Seiten der Grenze sind sich ziemlich einig: Die Mexikaner schnappen sich das Geld und buchten den Fahrer kurzerhand in einem ihrer Gefängnisse ein – immerhin befindet er sich ja in ihrem Land. Dumm nur, dass die sozialen Strukturen dort so gar nicht einem üblichen amerikanischen Gefängnis entsprechen. Stattdessen hat sich längst eine eigene Gesellschaft in einem Dorf gebildet, in dem jeder völlig egoistisch für seinen eigenen Profit sorgt. Da liegt es natürlich nahe, sich das Geld auf die Weise zu verschaffen, wie man es am besten kann: Durch Diebstahl und Raubüberfälle. Leider hat er da aber noch nicht mit dem kleinen Jungen gerechnet, der in der moralisch falschen Hierarchie für eine Lebertransplantation herhalten soll und ihm prompt ans Herz wächst. Nun gibt es nur noch einen Ausweg: Das Geld beschaffen, den reichsten Gefängnisinsassen zu seinem Erzfeind erklären und sich mitsamt dem Jungen und seiner Mutter aus dem Staub zu machen. Leichter gesagt, als getan…
Kritik:
Die meisten US-Verbrecher wollen sich immer wieder über die mexikanische Grenze absetzen, um dann frei von Strafverfolgung zu sein. Das ist definitiv vor allem in Actionfilmen keine echte Neuigkeit. Wie es allerdings innerhalb von mexikanischen Gefängnissen aussieht, dann schon eher. Mel Gibson darf sich nun – ausgerechnet als US-Bürger – in ein solches begeben und erlebt sein blaues Wunder.
Knast-Society
Ebenso ist es auch keine Seltenheit, dass wir knallharte Prügeleien in einem ganz gewöhnlichen Gefängnis erleben, in dem die Insassen hin und wieder mal ihre Freizeit miteinander verbringen dürfen. Ganz anders sieht es da allerdings im mexikanischen Knast von „Get the Gringo“ aus, denn statt Zellen, sehen wir hier ein ganzes Dorf hinter hohen Gefängnismauern. Wohngelegenheiten, Nahrungsmittel, Drogen, Genussmittel, Arbeit, Familiengründung und vieles mehr – das alles findet hinter den Mauern des Gefängnisdorfes statt und für einen US-Amerikaner, der eigentlich nur gewöhnliche Gefängnisse gewohnt ist, nicht gerade leicht zu bewältigen. An diesem Punkt wird der Streifen bereits zu einer kleinen Besonderheit, denn bereits die Mischung aus mexikanischem Ghetto und Hochsicherheitsgefängnis macht als Kulisse schon einiges aus. Da versuchen die einen am Boden ihr Leben irgendwie auf die Reihe zu kriegen, während reiche wohlhabende Gefangene offensichtlich das Sagen haben und so manch ein Wächter lediglich als Handlanger fungiert, um die weniger wohlhabenden Insassen in Schach zu halten. Optisch kommt das cool rüber – und darstellerisch nicht nur wegen Mel Gibson, sondern auch wegen dem jungen Nachwuchsdarsteller Kevin Hernandez, der hier herausragende Leistungen zeigt.
Mel Gibson: der Actionheld
Davon abgesehen, hat Mel Gibson als Hauptdarsteller mal wieder eine für ihn sehr klassische Rolle abbekommen. Insgesamt versteht sich „Get the Gringo“ schließlich als Actionthriller und lässt dabei neben der knallharten Knaststory natürlich auch die Action in den Vordergrund gelangen. Packende Nahkämpfe, aufregende Verfolgungsjagden und wilde Schießereien sind dabei nicht selten anzutreffen. Genau genommen bereits in der ersten Szene, denn hier sehen wir Mel Gibson mit einem rasanten Gefährt vor den amerikanischen Cops flüchten. Tempo kommt also schnell auf und dieses kann auch bis zum Schluss konsequent beibehalten werden. Ein Grund, warum „Get the Gringo“ nie mit Längen zu kämpfen hat, sondern stattdessen eine kompakt erzählte, flotte Geschichte ist, die sich charakteristisch und stilistisch gut sehen lassen kann. Zwar kein Meisterwerk, aber sicherlich nicht sein schlechtester Streifen.
Fazit:
Packender Actionthriller inmitten einer ungewohnten Kulisse aus einer mexikanischen Gefängnisgesellschaft, bei dem vor allem ein Nachwuchsdarsteller deutlich punkten kann.