• Startseite|
  • News|
  • Games|
  • Kino|
  • Bücher|
  • Verlosung|
  • Partner|
  • Impressum
  • Review

    Gelobt sei Gott

    Gelobt sei Gott


    Land/Jahr:
    F 2018
    Genre:
    Drama
    Regie:
    François Ozon
    Darsteller:
    Melvil Poupaud
    Denis Ménochet
    Swann Arlaud
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Dauer:
    137 Minuten
    Kaufstart:
    27. März 2020
    Label:
    Pandora Film

    Trotz seiner schwierigen Kindheit, lebt Alexandre heute gemeinsam mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern in der französischen Stadt Lyon. Eines Tages erfährt er durch Zufall, dass der Priester, von dem er in seiner Pfadfinderzeit mehrfach missbraucht wurde, noch immer mit Kindern arbeitet. Da kann der Familienvater einfach nicht zusehen und beschließt zu handeln. Doch während er bei der Kirche auf taube Ohren stößt und dort keinerlei Interesse besteht, den Pfarrer zu suspendieren, trifft er auf François und Emmanuel, zwei weitere Opfer des Geistlichen. Gemeinsam gründen sie einen Verein, der den Priester anklagen und das Schweigen der katholischen Kirche brechen will – und stellen fest, dass sie bei weitem nicht die einzigen Missbrauchsopfer sind, die von der Kirche geleugnet werden. Schon bald stehen die Kämpfer vor der Frage, ob sie wirklich nur einen Täter vor Gericht zerren oder die gesamte Kirche als Institution an den Pranger stellen wollen…

    Kritik:
    Einer der größten Skandale der katholischen Kirche wurde bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet: Der massenhafte Missbrauch an minderjährigen Kindern durch Priester und Geistliche. Seit je her versucht die katholische Kirche die zahlreichen Fälle unter den Teppich zu kehren, die Konsequenzen bleiben größtenteils aus. „Gelobt sei Gott“ bringt das Thema nun ins Heimkino.

    Kirche am Pranger
    Regisseur Francois Ozon war es dabei sogar ein ziemlich großes Anliegen, möglichst nah bei der Realität zu bleiben. Kein leichtes Unterfangen gegen eine so mächtige Institution, die den Streifen womöglich schnell als Feindbild erkannt hätte – und sich mit seinen Figuren auf mutiges Terrain begibt. Obwohl ein Spielfilmdrama und keine Dokumentation, verschafft sich „Gelobt sei Gott“ seine Authentizität durch die teilweise Verwendung echter Namen. Kardinal Barbarin, der beschuldigte Pater Preynat und eine für die Kirche tätige Psychologin, die in diesem Film aktiv an der Vertuschung beteiligt sind, existieren schließlich auch als reale Personen und müssen sich in „Gelobt sei Gott“ somit auch realen Anschuldigungen ausgesetzt sehen. Das ist angesichts der Aktualität und der Tatsache, dass der reale Prozess um Kindesmissbrauch in der Kirche kaum ein Jahr her ist, außergewöhnlich.

    Dialoglastige Problembewältigung
    Doch Ozon nimmt bei seinem Film trotzdem kein Blatt vor den Mund. Orientiert an Originaldokumenten, Briefen und Polizeiprotokollen rekonstruiert er hier einen Fall, wie er in der Realität tatsächlich stattgefunden haben könnte. Damit ist „Gelobt sei Gott“ von der ersten Minute an ein recht bedrückender Film, der immer wieder das negative Kopfkino des Zuschauers reizt. Immerhin verzichtet der Film gänzlich darauf, tatsächlich explizite Szenen und sexuelle Handlungen zu zeigen. Doch vieles deutet er an, immer wieder und ohne Kompromisse. Bis hin zu intimen Arztbesuchen der Betroffenen, die seit den Missbrauchsfällen unter sexuellen Beeinträchtigungen leiden oder ernsthafte psychische Probleme haben. Allein die Vorstellung von den schrecklichen Taten reicht aus, um „Gelobt sei Gott“ als heftig zu empfinden. Und startend mit einer Hauptfigur, die trotz der schlimmen Erinnerungen ein stabiles Leben aufgebaut hat, vertieft sich das Drama immer weiter in einen Strudel aus Problemen, der für eine steil steigende Kurve bei der Dramatik sorgt. Soweit, dass der emotionale Funke früher oder später überspringt, wenn einer der Opfer aus psychischen Gründen gewalttätig wird.

    Bedrückend wie Domian
    Dabei wundert das auf den ersten Blick, da „Gelobt sei Gott“ eigentlich ein insgesamt eher trockener Film ist. Gerade deshalb, weil die expliziten Szenen und damit auch die Action des Films gänzlich fehlen, kann das Drama manchmal auch etwas abschrecken. Als eher stark dialoglastiger Film erdrückt uns die Thematik mit ihren ununterbrochenen Erzählungen vom Leid, wenn die Betroffenen ihre Erlebnisse vor Kirchenvertretern, vor Ermittlern, vor ihrer Familie und auch untereinander immer wieder hochholen. Ein bisschen „frech“ ausgedrückt, könnte man auch sagen, dass sich „Gelobt sei Gott“ zeitweise anfühlt, wie eine zweistündige Folge von „Domian“. Das ist in etwa so bedrückend, als wenn uns ein Verwandter von einem Schicksalsschlag erzählt und das ist auch praktisch die einzige Emotion, die „Gelobt sei Gott“ – ganz bewusst – ununterbrochen auslöst. Darauf muss man sich als Zuschauer einlassen können.

    Gegen Kirche, nicht Religion
    Gelungen hingegen ist die Vielfalt der Figuren, die vor allem durch den gegründeten Verein aufkommt. „Gelobt sei Gott“ liefert praktisch eine Identifikationsfigur für die verschiedensten Arten der Zuschauer. Vom ehemaligen Missbrauchsopfer, das die Schuld nur in einer Einzelperson sieht und als immer noch gläubiger Christ nicht die Religion als solches verurteilt. Bis hin zum Atheisten, für den es keinerlei andere Option gibt, als sich von der Kirche so stark abzuwenden, wie es nur irgendwie geht. Und natürlich auch ernsthaft psychisch Kranken, die unter den Ereignissen in der Kindheit so stark leiden, dass sie heute keinerlei ernsthafte Beziehung mehr aufbauen können. Damit macht es sich „Gelobt sei Gott“ natürlich auch ein bisschen einfach, weil der Streifen damit der eigenen Haltung komplett aus dem Weg geht und keine richtige Stellung gegen den Glauben als solches beziehen muss. Das ist einerseits natürlich etwas mutlos, andererseits bringt das aber den interessanten Aspekt eines Art Episodenfilms mit, der inhaltlich eine gemeinsame Rahmenhandlung bietet, denn der Wechsel zwischen den verschiedenen Charakteren hat durchaus einen Reiz. Zumal alle Darsteller ihre Rolle hervorragend und glaubwürdig spielen – allen vorran Denis Menochet und Swann Arlaud.

    Fazit:
    Einer der wahrscheinlich thematisch aktuellsten Filme, befasst sich „Gelobt sei Gott“ immerhin mit den immer noch nicht ganz abgeschlossenen Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. Mit realen Namen und basierend auf Originaldokumenten zeigt sich das Drama außergewöhnlich mutig – ist inszenatorisch allerdings zum Teil so trocken und bedrückend wie eine überlange Folge „Domian“.

    Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt..