Gänsehaut |
Land/Jahr: USA / AUS 2015 |
Genre: Abenteuer |
Regie: Rob Letterman |
Darsteller: Jack Black Dylan Minnette Odeya Rush Amy Ryan Ryan Lee Julian Bell |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 103 Minuten |
Kaufstart: 9. Juni 2016 |
Label: Sony Pictures |
Seine Begeisterung hält sich wahrlich in Grenzen, als der junge Zach Cooper mit seiner Mutter an einen neuen Wohnort zieht. Die Kleinstadt lädt schließlich nicht gerade zu aufregenden Nachmittagen ein und auch in der Schule könnte es ihm womöglich schwer fallen, neue Freunde zu finden. Ganz besonders deshalb, weil seine Mutter auch noch die neue stellvertretende Direktorin wird. Nicht viel besser sieht es da in der direkten Nachbarschaft aus, denn der Vater von Nebenan macht sich mit seinen Aufforderungen, sich möglichst fern von seinem Haus und seiner Tochter zu halten, nicht gerade beliebt. Doch während Zach mit dem tollpatschigen Looser Champ in der Schule entgegen seinen Erwartungen doch recht schnell Anschluss findet, freundet sich auch ebenso schnell mit dem hübschen Mädchen aus der Nachbarschaft an. Oder anders geht: Ausgerechnet mit dem Mädchen, von dem er sich so dringend fernhalten soll. Dumm nur, dass er den wahren Grund für die Aufregung ihres Vaters noch gar nicht erahnt, denn in den mysteriösen Büchern seines Regals schlummern gefährliche Monster, die schneller real werden könnten, als Zach lieb wäre…
Kritik:
Mancher Serienfan, der heute wohl mitten in den 20igern ist, dürfte sich höchstwahrscheinlich noch an die gruselige Kinderserie erinnern, die ihm damals so manchen Alptraum beschert hat. Unter anderem auf dem Sender Nickelodeon konnte man immerhin die spannenden Folgen der beliebten „Gänsehaus“-Serie verfolgen und nach mittlerweile ungefähr zwanzig Jahren holt ein Film die damaligen Geschichten wieder auf die Leinwand.
Horror für Teens
Schon damals hat man sich mit der Aufmachung allerdings ein bisschen an die nicht ganz so jungen Kindern gerichtet, auch wenn vermutlich so mancher von uns zugeben muss, auch im jüngeren Alter eine gewisse Faszination für die Gruselserie entwickelt zu haben. Nicht zu übersehen ist nämlich, dass sich die „Gänsehaut“-Geschichten ganz offen bei Stephen King und reichlich anderen erstklassigen Autoren inspiriert haben. Da gibt es hier die sprechende Bauchrednerpuppe, die selbst Erwachsene aus manchem Horrorfilm womöglich kennen, an anderer Stelle einen angsteinflößenden Clown, wie wir ihn aus „Es“ bereits bestens kennen und zudem noch zahlreicher anderer Monster, die eigentlich eher einem erwachsenen Publikum zugeordnet werden können. Dazwischen eine recht lockere Teenie-Geschichte, die mit relativ einfacher Umgangssprache und eine süßen Liebesgeschichte an die ganz gewöhnlichen Teenie-Filme erinnert. Und man muss ehrlich: Ein bisschen orientiert sich der Streifen auch stilistisch daran. Und das ist nicht unbedingt immer von Vorteil.
Treffen der Monster
Als kleine Hommage an die damaligen Fans konnte dabei aber natürlich fast nur eine Geschichte in Frage kommen: All die Monster, die wir aus den Serienepisoden vielleicht noch ein bisschen kennen, müssen natürlich gemeinsam auftreten und zusammentreffen. Konkret bedeutet das, dass die übliche Horrorfilm-Bauchrednerpuppe plötzlich den Anführer der bösen Gruselmonster mimt und praktisch jedes Monster kommandiert, das irgendwo in der Serie jemals vorgekommen ist. Das führt zwar durchaus zu einem beeindruckenden optischen Effekt und ist sicherlich sehenswert, hat aber auch das Problem, dass „Gänsehaut“ damit ein bisschen „too much“ auffährt. So richtig gruselig mag der Film schließlich nicht werden, wenn wir mit Monstern überrannt werden, statt uns mit geschicktem Spannungsaufbau auf einen gefährlichen Gegner zu konzentrieren. Hat es die Serie einst noch geschafft, uns tatsächlich eine Gänsehaut einzujagen und einen einzelnen Gegner inmitten einer surreal-mysteriösen Welt wahrlich bedrohlich erscheinen zu lassen, geht dieser Effekt im neuesten Streifen ein klein wenig unter. Das ist schade und kommt so nicht mehr an das Original heran.
Traumatabewältigung für Erwachsene
Stattdessen setzt „Gänsehaut“ insgesamt auch eher auf witzige, denn gruselige Szenen. Und das mag durchaus funktionieren, denn einen recht hohen Unterhaltungswert können wir dem Streifen trotz allem nicht absprechen. Zu verdanken haben wir das vor allem dem Hauptdarsteller Dylan Minnette, der hier den jungen Zach Cooper spielt. Mit einer gehörigen Portion Wortwitz und Sarkasmus bringt er uns nämlich nicht selten zum Lachen, in dem er praktisch jede Lebenssituation ein bisschen auf die Schippe nimmt. Damit gelingt es „Gänsehaut“ sogar, die üblichen Filmklischees ins Witzige zu kippen und somit große Sympathiepunkte zu wecken. Nichts desto trotz muss aber selbst er eingestehen, dass Jack Black hier wohl die wahren Bestleistungen abliefert. In der Rolle als psychopathischer Vater mit schwerwiegendem Kindheitstrauma, das er noch heute mit schätzungsweise vierzig Jahren zu bewältigen hat, liefert er eine recht ungewöhnlichen Coming-of-Age-Charakter, der unberechenbar zwischen jähzornigem Nachbar, extrem gereiztem Aggressor und freundlichem Familienvater hin und her wechselt. Ein bisschen erinnert er dabei sogar an die Glanzleistungen des verstorbenen Philip Seymour Hoffman, in dessen Fußstapfen er damit womöglich leicht treten könnte. Alles in allem also ein hervorragend besetzter Grusel-Abenteuerfilm.
Fazit:
Obwohl die neueste „Gänsehaut“-Verfilmung mit der Vielzahl an Monstern ein bisschen überladen wirkt und hinsichtlich Gruselatmosphäre damit nicht an die damalige Serie herankommt, sorgt die gelungene Besetzung und der sarkastische Wortwitz trotzdem für einen recht hohen Unterhaltungswert. Ein nette Erinnerung an alte Kindheitstage.