Foxcatcher |
Land/Jahr: USA 2014 |
Genre: Drama / Biografie |
Regie: Bennett Miller |
Darsteller: Steve Carell Channing Tatum Mark Ruffalo |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 134 Minuten |
Kaufstart: 25. Juni 2015 |
Label: Koch Media |
Mark Schultz ist einer der besten und wichtigsten Ringer der Vereinigten Staaten. Bereits im Jahre 1984 gelang es ihm, die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen zu gewinnen. Doch stets im Schatten seines Bruders stehend, ist er dennoch nicht zufrieden mit seinem Leben. Jegliche Erfolge werden vor allem seinem älteren Bruder Dave Schultz angerechnet und die wahre große Herausforderung lässt bisher auf sich warten. Das soll sich allerdings ändern, als der Millionär John du Pont bei ihm anruft und ihn bittet, seine Ranch zu besuchen. Dort nämlich möchte der Ornithologe unter dem Namen „Foxcatcher“ ein Team gründen und zum Coach für die US-amerikanische Nationalmannschaft werden. Obwohl dieser auch gern Dave vor Ort gehabt hätte, sieht zunächst Mark dies als optimale Gelegenheit, seiner Karriere den nötigen Schub zu geben. Doch das zunehmend exzentrische Verhalten von du Pont macht das gemeinsame Leben auf dem Hof zu einer immer größer werdenden Herausforderung – bis schließlich alles in einem großen Desaster endet.
Kritik:
Man kann sich manchmal durchaus auch einer etwas weniger populären Sportart widmen. Das beweist jedenfalls „Foxcatcher“, in dem sich das Sportdrama der Biografie eines Goldmedaillengewinners im Ringen widmet. Mit gleich fünf Oscar-Nominierungen ist der Streifen damit auf jeden Fall einen Blick wert.
Authentisch wie die Realität
Mit seinem mittlerweile dritten Meisterwerk in Folge (nach Moneyball und Capote) basiert auch „Foxcatcher“ wieder auf einem Thema, das Regisseur Bennett Miller am besten liegt: Biografien und Sport – nur dieses Mal beides in einem. Basierend auf der Biografie von Mark Schultz und seinem Bruder Dave Schultz widmet er sich schließlich dem Leben der beiden bekannten Ringer, die in den 80iger Jahren gemeinsam die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewonnen haben und zeigt deren Karriere unter anderem beim Team Foxcatcher, welches vom exzentrischen Millionär John E. du Pont gegründet wurde. Erstaunlich sind dabei vor allem die Masken der Schauspieler, die wahrlich einen Oscar verdient hätten. Mark Ruffalo und Channing Tatum scheinen schließlich die Optimalbesetzung für dieses Sportdrama und sehen ihrem Original verblüffend ähnlich. Die Gesichtszüge von Channing Tatum als Mark Schultz sind dabei ebenso authentisch, wie der Bart des Dave Schultz darstellenden Mark Ruffalo. In dieser Rolle dürfte vor allem Tatum auch jene Zuschauer begeistern, die von seinen eher mainstreamigen Rollen bisher nicht ganz so überzeugt waren.
Ein apathischer Held
Allerdings überzeugt nicht nur die optische Ähnlichkeit, sondern zugleich auch die darstellerische Leistung. Channing Tatum macht dabei stets einen eher teilnahmslosen und apathischen Eindruck. Bereits zu Beginn des Films kann man ohne große Erklärungen in den ersten Minuten gut erkennen, dass seine Figur Mark Schultz trotz der großen Erfolge im Sport eher unzufrieden mit seinem Leben ist. Das Stehen im Schatten seines Bruders nagt bereits seit Jahren an seinem Selbstwertgefühl und nimmt ihm zunehmend die Motivation an seinem Training. Eine Veränderung muss her – und das kann der Zuschauer geradezu fühlen, ohne dass er dies extra erwähnen müsste. Da liegt auch die hervorragende Leistung, einzig und allein mit Gesichtsausdruck und Gestik die Gefühlslage spürbar zu machen. Dagegen geht dann selbst Mark Ruffalo ein bisschen unter, der im Vergleich zu Tatum eher „weich“ und manchmal leicht farblos erscheint, jedoch scheinbar ganz bewusst zurückhaltend agiert, um sich in der Beziehung zwischen Mark Schultz und John du Pont nicht zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Eine wohl bewusste und gelungene Entscheidung des Regisseurs, um den Fokus auf die wirklich interessanten Charaktere zu lenken.
Steve Carrell ohne Humor
Damit kommen wir auch zu dem eigentlichen Träger dieses Films, der „Foxcatcher“ so beeindruckend und herausragend macht: Es ist Steve Carrell, den wir auf Grund seiner Komödienvergangenheit vermutlich gar keine solche Rolle zugetraut hätten. Er spielt den überaus seltsamen und exzentrischen Millionär John du Pont, dessen Charakterdarstellung oftmals nahezu undurchschaubar und unberechenbar scheint. Es ist ein überaus schwieriger Charakter, der sich selbst Freundschaften mit Geld zu erkaufen versucht und dessen Gefühlslage jederzeit eine unscheinbare tickende Zeitbombe darzustellen scheint – vor allem auch in Hinblick auf die merkwürdig distanziert anmutende Situation mit der Mutter, ebenfalls herausragend gespielt von Vanessa Redgrave. Mit einer der wohl besten Rollen seiner Karriere kann Steve Carrell so auf jeden Fall beweisen, dass er tatsächlich zu extrem anspruchsvollen Rollen in der Lage ist und mehr kann, als platten Humor. Genau genommen verzichtet er in „Foxcatcher“ sogar völlig auf jeglichen Humor, was exzellent zu seiner Rolle passt. Mit einer gelungenen Maske, die ihn nicht nur wegen optischen Merkmalen zuweilen hochnäsig erscheinen lässt, liefert er eine durchweg abgerundete Charakterrolle. Hoffentlich sehen wir zukünftig mehr davon.
Charakterdrama mit Sport
Damit ist klar, dass „Foxcatcher“ trotz seines durchaus großen Thema des Sports doch ein bisschen mehr auf Charaktere und zwischenmenschliche Dramatik setzt. Das ist allerdings auch gut so, da der Streifen so vollkommen auf das übliche Wettkampf-Spektakel verzichtet und den gelegentlichen sportlichen Patriotismus eher beiläufig erwähnt, statt zum Hauptthema zu machen. Sind wir doch in vergleichbaren Sportdramen durchaus gewohnt, langanhaltende Wettkämpfe mit den mitreißenden Monologen der Sportkommentatoren zu sehen, geht der Film auch innerhalb der Wettkämpfe mehr auf die menschliche Ebene und zeigt den Einfluss der psychischen und zwischenmenschlichen Situation auf das Ergebnis des Wettbewerbs. Das dürfte sicherlich sogar für manchen Sportler ein bisschen herzerwärmend sein, nicht ausschließlich auf Leistungen reduziert zu werden. Vor allem aber macht genau dieser Part den Film für eben jene interessanter, die sich nicht so sehr für Sport interessieren. Da Ringen in Europa nicht ganz so populär ist, insbesondere in Hinblick auf den europäischen Markt keine schlechte Entscheidung. Klar ist allerdings auch, dass sich „Foxcatcher“ so qualitativ neben „Moneyball“ einreihen kann und damit ein Pflichtfilm in jedem gut sortierten Regal sein dürfte.
Fazit:
Nach „Moneyball“ und „Capote“ vermischt Regisseur Bennett Miller nun das, was er am besten kann: Er präsentiert uns eine Sportbiografie und überzeugt dabei mit herausragenden Masken und Charakterdarstellungen mit Fokus auf zwischenmenschliche Dramatik. Insbesondere Steve Carell liefert dabei wohl die beste Rolle seiner Karriere.