Der Jupitermond Europa ist bereits seit längerem dafür bekannt, über eine riesige Eisschicht zu verfügen, unter der sich ein enormer einziger Ozean befinden soll. Entsprechend der Weltraumbehörden besteht die Möglichkeit, dass sich tatsächlich außerirdisches Leben auf dem wasserhaltigen Himmelskörper befinden könnte und seien es nur einzellige Lebensformen. Um dies zu klären, startet man das bemannte Raumschiff Europa One, um Wasserproben von dem Mond zu nehmen und die Existenz von Bakterien und Lebensformen endgültig zu belegen. Doch bereits kurz nach der Ankunft, kommt es zu ersten Problemen. Die Kommunikation mit der Erde wird unglücklicherweise unterbrochen und auch der Landeplatz knapp verfehlt. Nun gilt es für die sechsköpfige Crew, eigenhändig auf die Oberfläche zu gehen und die Mission zu vollenden. Dumm nur, dass sie die wahren Gefahren dieses Mondes noch gar nicht kennen, denn die hohen Strahlungswerte sind nur eines von vielen Hindernissen…
Kritik:
Beachtet man einmal die Häufigkeit von möglichst realistischen Science-Fiction-Filmen in der letzten Zeit, so könnte man doch annehmen, dass die Filmindustrie sich nun zunehmend von Fantasystreifen distanzieren und lieber die Faszination der Wissenschaft aufgreifen möchte. Mit „Europa Report“ bekommen wir den ersten Film geliefert, der von einer geplanten Mission zum Jupitermond Europa handelt und ist damit thematisch absolut einzigartig. Da hat sich dann selbst Michael Nyqvist, der Star aus der „Millenium“-Trilogie hergegeben.
Nah an der Realität
Mit einem Blick auf die tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Klima auf dem Mond Europa, scheint „Europa Report“ schon erstaunlich realistisch. Es ist tatsächlich so, dass das Vorhandensein von einer allumschließenden Eisoberfläche inzwischen als belegt gilt. Darunter vermuten Wissenschaftler einen bis zu 100 Kilometer tiefen Ozean aus Wasser, in dem rein hypothetisch tatsächlich außerirdisches Leben existieren könnte. Zumindest die Existenz von Bakterien und einzelligen Lebensformen sind womöglich nicht uninteressant. Für das Jahr 2020 planten NASA und ESA, eine unbemannte Raumsonde auf die Oberfläche des Mondes zu schicken, um die tatsächlichen Klimaverhältnisse zu klären und Proben zu nehmen – diese ist jedoch in der geplanten Form nicht mehr möglich, sodass die ESA im Alleingang weiterhin eine Erkundung des Mondes plant. Dennoch ist von einer bemannten Mission nicht auszugehen, sodass sich „Europa Report“ nicht vollständig an alle gegebenen Fakten hält. Dennoch ist allein die Story von einer Reise zum Europa für jeden Science-Fiction-Fan überaus faszinierend und trotz allem authentisch. Schließlich könnten sich Pläne für eine bemannte Reise ja noch ändern.
Die Enge
Auch inszenatorisch ist und bleibt „Europa Report“ sehr authentisch und hochrealistisch. Wir begleiten die sechs Astronauten bereits ab dem Beginn der Mission mit dem Start des Spaceshuttles. In überaus engen Kammern und Unterkünften des Raumschiffes dürfen wir intensiv und sehr nah miterleben, welche Belastungen auf die sechsköpfige Crew zukommen. Möglich physikalisch korrekt verhält man sich, in dem man die Geräuschkulisse bei Außenszenen im Weltraum möglichst gering hält, den Weltraum überwiegend schwarz und leer darstellt und nicht selten auf vermeintliche Bordkameras zurückgreift. Die Perspektive entspricht daher einem realen Spaceshuttle und auch die Kulissen hätten kaum glaubwürdiger gewählt werden können. Es handelt sich im Grunde um ein Weltraum-Kammerspiel auf kleinstem Raum, bei dem wohl so mancher glatt klaustrophobisch werden könnte. Dennoch oder gerade deswegen kann „Europa Report“ jedoch so enorm fesseln, zumal Regisseur Sebastian Cordero sein Handwerk einfach versteht.
Das gefährliche Unbekannte
Cordero lässt uns über viele Ereignisse immer wieder im Dunkeln, wenn sie von den Bordkameras des Raumschiffes nicht erfasst werden können. Beobachtet die Crew also eine mögliche außerirdische Lebensform, ist für uns lange nicht klar, um was es sich konkret handelt. Gleiches gilt für zahlreiche andere Gefahren auf dem fremden Mond, angefangen bei Strahlung und Elektrizität, bis hin zu schwierigen Umweltbedingungen. Wir erfahren stets so viel, um richtig fasziniert zu werden, aber ebenso wenig genug, um die Spannung absolut in die Höhe zu treiben. Als Zuschauer möchte man einfach erfahren, welche faszinierenden unbekannten Dinge es auf dem Mond zu entdecken gibt und sitzt gefesselt vor dem Bildschirm. An der Stelle können wir beruhigen: Am Ende gibt es eine Auflösung – doch darauf möchten wir verständlicherweise nicht genauer eingehen. Durch diese Stilmittel des Unbekannten und der Erweckung des Entdeckertriebes entwickelt sich „Europa Report“ jedoch bereits nach kurzer Zeit zu einem der besten Science-Fiction-Filme dieses Jahres. Ein Pflichtfilm für Genre-Fans also.
Blick in die Kammern
Dass das Science-Fiction-Genre darüber hinaus sehr gut für dreidimensionale Effekte geeignet ist, haben wir wohl spätestens beim neuesten Star Trek-Film feststellen können. Da ist es kaum verwunderlich, dass auch „Europa Report“ mit einer 3D-Bluray daher kommt und uns mit tollen stereoskopischen Tiefeneffekten begeistert. Die funktionieren nämlich überaus gut, denn bei den Bordkameras und Kammern sind Entfernungen, Tiefeneffekte und herausstechende Objekte nur allzu gut und deutlich erkennbar. Mit Unschärfeeffekten, faszinierenden Weltraumaufnahmen und gelungenen Übergängen schafft es Cordero gar, die optischen Qualitäten dabei noch zu verstärken und liefert eine 3D-BluRay, die definitiv ihr Geld wert ist. Sci-Fi-Fans mit entsprechenden Geräten könnten also bedenkenlos zur 3D-Version greifen.
Fazit:
Mit Michael Nyqvist in einer der Hauptrollen und einer ausgesprochen hohen wissenschaftlichen Authentizität wird der erste Film über den Flug zum Jupitermond Europa zu einem Pflichtfilm für jeden Science-Fiction-Fan.