The End of the F***ing World |
Land/Jahr: GB 2017 |
Genre: Serie / Drama |
Regie: Diverse |
Darsteller: Jessica Barden Alex Lawther Steve Oram Christine Bottomley Gemma Whelan |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 164 Minuten |
Kaufstart: Netflix: 5. Januar 2018 |
Label: Netflix |
Der 17-jährige James war schon immer ein eher seltsamer Kauz. Gänzlich zurückgezogen lebte er bisher nahezu ohne jegliche Sozialkontakte und hält sich selbst für einen Psychopathen. Vermutlich ist er das sogar, denn als plötzlich seine neue Mitschülerin Alyssa auftaucht, kann er nur noch daran denken, wie es wohl wäre, sie zu ermorden. Dumm nur, dass er zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht für möglich gehalten hätte, dass diese sich prompt in ihn verliebt und kurzerhand gemeinsam von zuhause weglaufen möchte. Und dabei haben sie schon bald aus ganz anderen Gründen die Polizei am Hals…
Kritik:
Serien über sympathische Antihelden mit Mordfantasien sind nichts Neues. Schon die Krimiserie „Dexter“ konnte Fans vor einigen Jahren mit einer solchen Handlung begeistern und sorgte auf kontroverse Art dafür, dass der Zuschauer sich mit einem Serienmörder sympathisierte. Der Hauptprotagonist in „End of the f***ing world“ könnte unterdessen auch so etwas wie eine jugendliche Version von Dexter sein.
Gleichgültigkeit des Seins
Der britische Jungdarsteller Alex Lawther spielt jedenfalls eine genau solche Rolle: Mit eher geringer sozialer Kompetenz, um nicht von einer sozialen Phobie zu sprechen und einer gewissen Teilnahmslosigkeit spielt er seine Rolle als Hauptfigur derartig überzeugend und „strange“, dass wir ihn einfach irgendwie mögen müssen. Und das auch deshalb, weil seine Figur gleichzeitig eine ironische Komik mitbringt, die ihn trotz seiner Unnahbarkeit irgendwie sympathisch erscheinen lässt. Und dabei punktet er nicht unbedingt mit Gesprächigkeit, sondern eher mit dem exakten Gegenteil: Es ist viel mehr die emotionale Distanz seines Charakters, durch die er kaum mehr als ein ständiges „ja“ und „okay“ über die Lippen bringt, die das Interesse des Zuschauers wecken kann, aber zugleich vermutlich so manchen auf die Palme bringen würde, wenn es sich um einen realen Mitmenschen handeln würde. Fast so, als wäre ihm das gesamte Leben völlig egal – sogar, ob er selbst überhaupt am Leben bleibt.
Road Trip der anderen Art
Mit seinen gerade einmal 20-minütigen Episoden entfaltet „End of the f***ing world“ damit schnell eine gewisse Faszination, weil uns die Andersartigkeit der Charaktere sofort in ihren Bann zieht. Und die bleibt sogar bestehen, obwohl der anfängliche spezielle Humor im Laufe der Zeit leider auch ein wenig nachlässt. Insgesamt handelt es sich bei der Serie nämlich eher um eine Art „Road Movie“, das in acht kleine Stück aufgeteilt wurde. Eines, das vor allem bei Menschen, die in der Jugend selbst ein paar psychische Probleme hatten, womöglich sogar die ein oder anderen Erinnerungen wecken könnte. Und da kommt auch gleich der interessante Aspekt ins Spiel, denn „End of the f***ing world“ spielt letztendlich auch damit, die Hintergründe für die Verhaltensauffälligkeiten der beiden Hauptfiguren herauszufinden. Welche Rolle dabei wohl die Eltern oder schreckliche Ereignisse in der Kindheit spielen, lässt die Serie über einen gewissen Zeitraum bewusst offen und bleibt dadurch interessant.
Keine klassischen Erzählmuster
Eine besondere Abwechslung wird „End of the f***ing world“ aber natürlich auch dadurch, dass es sich nicht um eine typische Serie mit Soapcharakter handelt, bei der sich die Erzählmuster von Staffel zu Staffel wiederholen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist gar nicht einmal bekannt, ob eine zweite Staffel überhaupt je gedreht wird – immerhin würde die dazugehörige Comicvorlage keine solche vorsehen. Und das ist zugleich auch gut so, denn damit bleibt die britische Dramedy größtenteils auch unvorhersehbar. Sie ist mit ihrer „strangen“ Art einfach derartig anders, dass wir ihren weiteren Verlauf nicht einmal erahnen können. Eben fast so, wie ein guter Film, der eigentlich nur darauf ausgelegt ist, eine abgeschlossene geradlinige Handlung zu erzählen. Bezüglich der Hoffnung auf eine Fortsetzung hat sich das Publikum zum Ende hin vermutlich bereits Hauptfigur James angepasst und legt ein ebenso gleichgültiges Interesse an den Tag – in Erinnerung wird dieses kleine Abenteuer durch seine innovativen Charaktere aber auf jeden Fall bleiben.
Fazit:
Eine Reise mit Psychopathen: „End of the f***ing world“ punktet mit liebenswert eigenartigen Charakteren, einer faszinierenden Gleichgültigkeit und einer derartig andersartigen Handlung, dass die gesamte Serie kaum vorhersehbar scheint. Ein perfekter Trip für Fans von „Dexter“, die schon lange keine Lust mehr auf die üblichen Soaps haben.
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