Ein Mann namens Ove |
Land/Jahr: SWE 2015 |
Genre: Tragikomödie |
Regie: Hannes Holm |
Darsteller: Rolf Lassgård Bahar Pars Filip Berg Ida Engvoll |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 117 Minuten |
Kaufstart: 18. August 2016 |
Label: Concorde |
Der mittlerweile 59-jährige Ove hatte einst ein wirklich erfülltes Leben. Er ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hat den Job als Vorarbeiter bei einem Eisenbahnunternehmen mit Stolz ausgefüllt. Kurz darauf fand er sogar die Frau seines Lebens, die schon bald Lehrerin wurde und seinen Alltag sehr bereicherte. Doch in letzter Zeit hat sich einiges geändert. Durch viele Schicksalsschläge ist Ove einfach nicht mehr der freundliche nette Mann, der er einmal war. Seine Frau ist vor nicht allzu langer Zeit von ihm gegangen und jetzt nimmt man ihm – nach 43 Jahren – auch noch seine Arbeit weg. Einsam und den Sinn am Leben verloren, verbittert er in seiner kleinen schwedischen Siedlung zunehmend und legt sich tagtäglich mit seinen Nachbarn und all seinen Mitmenschen an. Bis plötzlich eine junge, halb-persische Familie nebenan einzieht, die etwas offener auf Menschen zu geht und sehr gesellig ist – ganz zum Missfallen von Ove, der eigentlich nur seine Ruhe haben will, während er praktische Vorbereitungen für sein Ableben trifft…
Kritik:
Einsame Menschen haben es in Schweden wirklich nicht ganz so leicht. Während man in dicht besiedelten Städten hierzulande doch zwangsläufig irgendwo unter Menschen kommt, bleibt man in den kleinen Siedlungen Schwedens doch schnell mal alleine. Denkste – denn wenn man als verbitterter alter Mann mit niemandem etwas zu tun haben will, hat man den Strich durch die Rechnung wohl ohne die Nachbarn gemacht. So geht es jedenfalls Ove.
Trauer und Humor liegen nah beieinander
Eigentlich versteht sich „Ein Mann namens Ove“ nämlich recht eindeutig als Tragikomödie. Auf den ersten Blick doch wegen der schrecklichen Schicksalsschläge der Hauptfigur recht traurig, darf der Humor aber doch nicht fehlen. Und wir alle kennen wohl jemanden, der uns irgendwie an den alten Ove erinnert: Einen verbitterten Nachbarn, der ständig nur mault und meckert und wegen jeder Kleinigkeit leicht reizbar ist. Einfach so einen Kerl, den niemand so wirklich mag, aber mit dem sich doch alle auseinandersetzen müssen. Die zweite Hauptrolle in diesem Streifen übernimmt – ganz zum Wohle unserer Lachmuskeln – die hübsche Bahar Pars, die sich vom Verhalten ihres Nachbarn gar nicht so leicht abschrecken lässt. Mit persischen Wurzeln aufgewachsen, lässt sie es sich nicht nehmen, die Freundschaft zu dem griesgrämigen Mann zu suchen und die herzerwärmenden Momente aus ihm herauszulocken. Bei dem Versuch, jene wieder loszuwerden, kann es für den Zuschauer allerdings ganz schön witzig werden, denn so mancher Aufreger und manches Festhalten von Ove an alten Gewohnheiten, hat so viel Selbstironie, dass es die daraus resultierende Situationskomik einfach herzerwärmend witzig macht. Da kann der alte Mann noch so viel meckern: Wir müssen trotzdem über ihn lachen und schließen ihn ins Herz.
Der weiche Kern
Das liegt aber natürlich auch daran, dass „Ein Mann namens Ove“ nicht drauf konzentriert ist, seine Hauptfigur allzu einseitig darzustellen. Der freundliche nette Mann, der er einst war, soll in manchen Momenten doch immer wieder zwischen dem vielen Herumschreien zum Vorschein kommen. So sehr, dass uns der Streifen wirklich Lust macht, am Ball zu bleiben und herauszufinden, wie Ove so geworden ist. Ein bisschen Sozialkritik versteckt sich natürlich auch hinter der Geschichte, während Regisseur Hannes Holm vieles daran setzt, den Zuschauer lange auch etwas im Dunkeln tappen zu lassen. Durch Rückblenden in die Vergangenheit sehen wir schließlich hin und wieder, wie sich Ove entwickelt hat. Seine Kindheit, seine Anstellung beim Eisenbahnunternehmen und auch das Kennenlernen mit seiner verstorbenen Frau sind Schlüsselszenen, um die Tiefgründigkeit der Hauptfigur zu erschließen und seine Entwicklung zu verstehen. Das macht Ove fast schon ein bisschen bedeutungsschwanger, denn der alte Mann von nebenan ist wahrlich das Gegenteil einer farblosen Figur. Der vom Film aufgebaute Kontrast zwischen der Wichtigkeit des Lebens und der Bedeutungslosigkeit des Seins im Allgemeinen, die durch die Nähe der Figur zum Tod immer wieder angesprochen wird, bekommt dadurch eine besondere Intensität. Denn wie Ove schon ganz richtig erkannt hat: „Am Ende kommt aus dem Leben niemand mehr lebend heraus“.
Fazit:
Rolf „Wallander“ Lassgard in seiner wohl emotional berührendsten Rolle, ständig zwischen Leben und dem Lust nach Sterben hin und hergerissen. Eine Tragikomödie voller Tiefgang und Vielschichtigkeit, die Humor und Trauer stets nah beieinander lässt und dabei eine der tiefgründigsten Figuren der letzten Jahre liefert.