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    Dünnes Blut

    Dünnes Blut


    Land/Jahr:
    D 2019
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Mehrdad Taheri
    Darsteller:
    Mehrdad Taheri
    Kida Khodr Ramadan
    Simon Licht
    Burak Yigit
    Jenny Eichin
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Dauer:
    95 Minuten
    Kaufstart:
    6. August 2020
    Label:
    EuroVideo

    Kommissar Bischoff hat in seiner Laufbahn als Polizeibeamter schon so einiges erlebt. Er musste mitansehen, wie einem Kollegen die Nase abgebissen wurde und auch selbst hat er bereits eines seiner beiden Augen verloren. Seine Methoden sind deshalb nicht unumstritten: Bischoff gilt als jemand, der sich nur ungern im Hintergrund zurückhält. Deswegen scheint er der perfekte Mann für den Auftrag seiner Vorgesetzten: Gemeinsam wollen sie an den Inhalt eines Containers, den der arabische Clan rund um den Gangsterboss Murat Kaplan schon bald am Hafen erwartet. Dafür allerdings braucht er die Kooperation eines jungen Kriminellen, der unter Erpressung gegen seinen eigenen Boss Kaplan vorgeht. Dumm nur, dass der eigentlich aus der organisierten Kriminalität aussteigen will, weil er in Kürze ein Kind erwartet – und damit vergebens auf die Unterstützung des Beamten hofft…

    Kritik:
    Deutsche Filmemacher haben es nicht immer leicht. Vor allem, wenn sie mit innovativen Ideen daher kommen, die nicht so recht ins typische Muster der Filmverleiher passen wollen. Doch was macht man, wenn das Drehbuch längst fertig ist, sich aber einfach keine Produktionsfirma finden lässt? Man macht einfach alles selbst – den Drehbuchautor, den Regisseur, den Produzenten und auch gleich den Hauptdarsteller.

    Debüt mit Punktlandung
    Mehrdad Taheri hatte sich damit ein ambitioniertes Projekt vorgenommen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der junge Filmemacher noch nie zuvor die Regie bei einem über 90 Minuten langen Spielfilm übernommen hat und auch noch nie Hauptdarsteller eines solch langen Films gewesen ist. Doch Taheri war sein Film wichtig, für den es angeblich „keinen Markt“ geben sollte. Das lag auch daran, dass er in gewisser Weise vom echten Leben erzählt. Vom Leben im kriminellen Untergrund, den in Deutschland jeder aus den Nachrichten kennt: Der Clan-Kriminalität arabischstämmiger Familien, die mit ihren oftmals gestohlenen teuren Mercedes die sozialen Brennpunkte deutscher Großstädte unsicher machen und längst ihre eigenen Gesetze schreiben. Taheri wollte in gewisser Weise also etwas Neues schaffen.

    Klischees mit Extras
    Das ist ihm nur, aber immerhin zum Teil gelungen: Im Kern der Geschichte stehen immerhin die klassischen Stories um einen korrupten Polizisten und einen jungen Kriminellen, der wegen seiner baldigen kleinen Familie endlich von der schiefen Bahn abkommen will. Die Rahmenhandlung könnte also zunächst gewöhnlicher kaum sein, würde man beide Geschichten für sich allein behandeln. „Dünnes Blut“ verstrickt seine Handlung aber dadurch, dass er die beiden Stories miteinander kombiniert und die typische Informanten-Rolle damit ergänzt wird, dass die selbst kriminelle Polizei zu einem aussichtslosen Problem für den jungen Kriminellen wird, der übrigens hervorragend von Taheri persönlich gespielt wird. Damit bekommt „Dünnes Blut“ eine gewisse Eigendynamik, die wir so bisher nicht gewohnt waren. Kombiniert mit einer etwas unterkühlten, überraschend ruhigen Inszenierung.

    Die sanften Gangster
    Taheri gelingt es, trotz seiner eigentlich dramatischen Story über Klischee-Gangsterclans zu keinem Zeitpunkt im typisch deutschen Stil zu überdramatisieren. Für heutige Sehgewohnheiten erscheint „Dünnes Blut“ sogar außergewöhnlich dialoglastig und hat in den Gesprächen auf angenehme Weise die Ruhe weg. Dabei allerdings kommt manchmal auch die kleine Schwäche des Films zum Vorschein: Wenn man im Spielfilmregiedebüt alles selbst macht, kann eben einfach nicht alles perfekt ablaufen. Manche Darsteller wirken vor allem in den Dialogszenen etwas zu amateurhaft. Alina Bauer etwa in der Rolle der BKA-Direktorin Maier, die manchmal den Eindruck erweckt, den Text einfach nur abzulesen. Dafür aber hat sich Taheri mit Simon Licht charakterstarke Unterstützung besorgt, der als Polizist Bischoff brilliert – und letztendlich auch ein hervorragendes Duo mit Taheri selbst abliefert. Erstaunlich, was ein aufsteigender Filmemacher allein auf die Beine stellen kann.

    Fazit:
    Ein bisschen ironisch mag es erscheinen, dass ausgerechnet ein Film, den Produktionsfirmen einst nicht wollten, zu den aktuell interessantesten deutschen Filmen gehört. In der Funktion als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller in einem liefert Mehrdad Taheri ein bemerkenswertes Debüt, dem man kleinere Patzer leicht verzeiht. „Dünnes Blut“ ist damit ein spannendes Gangsterdrama um die allseits bekannte deutsche Clan-Kriminalität geworden.

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