Doctor Who: Der Feind der Welt |
Land/Jahr: GB 1967 / 1968 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Barry Letts |
Darsteller: Patrick Troughton Frazer Hines Deborah Watling |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 140 Minuten |
Kaufstart: 30. Juli 2021 |
Label: Polyband |
Gemeinsam mit seinen Begleitern Jamie und Victoria landet der Doktor mit der Tardis auf der Erde. Doch da können sie ihren Augen zunächst kaum glauben: Der Doktor soll einem mächtigen Diktator, der die Kontrolle über den Planeten Stück für Stück an sich reißen will, wie aus dem Gesicht geschnitten ähneln. Und das bringt natürlich den Widerstand auf den Plan: Mit der passenden Uniform soll der Doktor in die Rolle des Diktators Salamander schlüpfen und diesen heimlich ersetzen. Das allerdings ist leichter gesagt als getan, denn schon die Imitation seines Verhaltens fällt dem freundlichen Doktor so gar nicht leicht. Und auch durch die Intelligenz seines Widersachers, schwebt der Zeitreisende schon bald in ernster Gefahr…
Kritik:
In der „Ära der Monster“ war es eigentlich üblich, dass in nahezu jedem Handlungsstrang von „Doctor Who“ ein neues „Monster der Woche“ vorgestellt wurde. Nur die sechs Episoden von „Der Feind der Welt“ sind in der alten Staffel eine Ausnahme: Hier bekommt es der Doktor mit einem menschlichen Gegner zu tun, der dafür keine geringere Gefahr darstellt. Ein ganz besonderer Handlungsbogen.
Wiederentdeckung nach 40 Jahren
Gerade deshalb ist es natürlich umso interessanter, dass „Der Feind der Welt“ dem Publikum wieder zur Verfügung steht. Ganze 40 Jahre lang galten die sechs Folgen des Handlungsbogens nämlich als verschollen, weil es wegen des damaligen geringen Budgets der BBC einst üblich war, die Filmrollen gleich nach der Ausstrahlung wieder zu überspielen. Erst im Jahre 2013 gelang es einem Sammler die Folgen wiederzuentdecken – und erst dadurch können wir die Geschichte heute sogar erstmals in deutscher Synchronisation sehen. Die „Doctor Who“-Fans wird das erfreuen, denn tatsächlich ist der Klassiker ein außergewöhnliches Stück Fernsehgeschichte: Der zweite Doktor Patrick Trougton ist hier nämlich in einer äußerst seltenen Doppelrolle zu sehen.
Patrick Troughton in einer Doppelrolle
Sein schauspielerisches Talent kann er dabei recht schnell unter Beweis stellen: In der Rolle des Doktors und des Diktators muss Troughton nämlich zwei völlig unterschiedliche Charaktere darstellen, die sich schon in ihrer Ausdrucksweise stark unterscheiden. Der freundliche, pazifistische und hilfsbereite Doktor auf der einen Seite und der tyrannische, hinterlistige und skrupellose Welteroberer auf der anderen. Bereits mit Mimik und Wortwahl gelingt es uns – trotz völlig identischem Aussehen – die beiden Figuren durchaus auseinanderzuhalten. Zumindest anfangs, denn in den späteren Episoden des Handlungsstrangs beginnt „Doctor Who“ mit diesem Verwechslungsspiel zu spielen und beide Figuren in die trickreiche Rolle des jeweils anderen schlüpfen zu lassen. Ein Geniestreich von Regisseur Barry Letts, durch den wir früher oder später selbst auf unterhaltsame Weise ein bisschen an der Nase herumgeführt werden.
Bildschirmpräsenz bis in die Nebenrollen
Generell gehört die Charakterdarstellung von „Der Feind der Welt“ ohnehin zu den Stärken des Handlungsbogens. Dazu gehören auch einige der diversen Nebenrollen. Insbesondere Reg Lye in der Rolle des stets schlecht gelaunten und mürrischen Kochs gehört eindeutig dazu, denn Sprüche wie [das Essen ist] „fertig zum Wegwerfen“ gehören zu den unterhaltsamsten Momenten der Episoden. Doch auch Colin Douglas fügt sich perfekt in die äußerst strenge Rolle des knallharten „Leiter der Weltsicherheit“ ein, der mit einem ausgesprochen kräftigen Organ seine Widersacher gewaltig einschüchtern kann. Als Handlanger und rechte Hand eines Diktators liefert er eine grandiose, durchweg glaubwürdige Rolle. An das im Jahre 1967 noch schwarz-weiße Filmmaterial gewöhnt man sich auf Grund der intensiven Bildschirmpräsenz der Darsteller unterdessen recht schnell.
Starke Story mit Überraschungen
Im Vergleich zu den späteren Doktoren der „Classic Ära“ zeigt sich Patrick Troughton aber grundsätzlich von einer ernsthafteren Seite. In den Schwarz-Weiß-Stil und die gelungenen Geschichten fügt sich das jedoch so gut ein, dass man Troughton sicherlich zu den besten Doktoren in der Geschichte der Science-Fiction-Serie zählen kann. Mit der Story über eine Diktatur entsteht so beinahe das Gefühl, ein Zeitdokument zu erleben, bei dem lediglich die Darstellung einer futuristischen Zukunft mit veralteten technischen Mitteln nicht immer ganz perfekt passen mag. Das ist angesichts des vergleichsweise geringen Sci-Fi-Anteils dieses doch eher irdischen Handlungsbogens aber auch gar nicht weiter dramatisch. Viel mehr darf man sich aber über einen überaus gelungenen Story-Twist in der zweiten Hälfte der sechs Episoden freuen.
Fazit:
Nach 40 Jahren wieder verfügbar: Patrick Troughton als zweiter Doktor in einer besonderen Doppelrolle, in der er sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen kann. Ein einzigartiger 6-teiliger Handlungsstrang der klassischen „Doctor Who“-Ära, der sowohl mit einer gelungenen ernsthaften Story brilliert, als auch von seinen zahlreichen starken Charakteren lebt. Ein Muss für jeden Whovian.