Die Wespe |
Land/Jahr: D 2021 |
Genre: Komödie |
Regie: Jan Berger |
Darsteller: Florian Lukas Leonard Scheicher Ulrich Noethen Lisa Wagner Alexandra von Schwerin Elmar Paulke |
FSK: - |
Dauer: 180 Minuten |
Kaufstart: Sky Ticket: 3. Dezember 2021 |
Label: Sky |
Für Profi-Darter Eddie „Die Wespe“ Frotzke läuft es schon seit einigen Jahren nicht mehr wirklich gut. Die letzten Turniererfolge liegen schon gefühlte zwanzig Jahre in der Vergangenheit, eine berufliche Alternative fehlt ihm völlig und auch in der Ehe mit seiner Frau Manu soll es nicht so ganz rund laufen. Das alles aber möchte Eddie einfach nicht einsehen: Noch immer hält er sich für den Größten und glaubt fest daran, eines Tages bei der Darts-WM im Alexandra Palace stehen zu können. Bei Kneipenspielen mag er seine Gegner noch haushoch schlagen, doch selbst in kleineren Turnieren sieht das ganz schnell anders aus. Als er bei einer Auseinandersetzung mit der Affäre seiner Frau eines seiner beiden Augen verliert, wird die Herausforderung nicht gerade leichter. Doch „Die Wespe“ denkt gar nicht daran, einfach aufzugeben…
Kritik:
Schon Fallon Sherrock, eine der erfolgreichsten Frauen bei der Darts-WM sagte vor Kurzem: „Ich liebe es, Menschen in der Kneipe abzuzocken“. Genau das macht auch die Hauptfigur Eddie Frotzke: Die Sky Original-Serie ist eine echte Liebeserklärung an den Dartssport, der seit wenigen Jahren auch in Deutschland einen Hype auslöst.
Der Dartsportler der 80iger
Hat man sich erst vor kurzem die Weltmeisterschaft angeschaut, könnte man bei dem Anblick der sicherlich etwas klischeehaften Rollen schon etwas verwundert sein: Wer einen muskelbepackten Gerwyn Price auf dem heimischen Bildschirm gesehen hat, für den mag Florian Lukas als Eddie Frotzke nicht so ganz ins Bild passen. Doch Darts-Profis, das waren einst in den 1980er Jahren noch ungepflegte Typen mit Schnauzbart, die selbst bei einem Profiturnier besoffen von der Bühne gefallen sind. Darts-Legende Jocky Wilson ist das etwa im echten Leben einst passiert. Er war einer dieser Spieler mit Kippe im Mund und Bier in der Hand, die Eddie Frotzke hier verkörpern möchte. Die langjährigen Fans des Sports, die Darts schon seit Jahrzehnten verfolgen, werden eine geradezu nostalgische Freude empfinden, wenn sie diese vielen kleinen Details erblicken, die auf den ersten Blick klischeehaft erscheinen und doch erschreckend nah an der Realität sind.
Darts-Liebe an der Basis
Die Liebe zum Darts präsentiert uns „die Wespe“ aber noch an vielen anderen Stellen. Das fängt schon da an, wenn Frotzke mit seinen Kumpels im Berliner Darts Palast einkehrt und seine Freizeit genau dort verbringt, wo sich echte Dartspieler wirklich treffen würden: In den riesigen Hallen, in denen sich etliche Dartboards an der Wand aneinanderreihen und zumeist Männer sich gegenseitig ihr Können unter Beweis stellen wollen. Eddie Frotzke verfolgt schließlich den Traum, den viele der Hobbyspieler in den Kneipen auch haben: Einmal bei der Superleague antreten, mit der man sich für die echte Weltmeisterschaft qualifizieren kann. Und wer da vielleicht einmal das Superleague Finale einst im Denkmal Mönchengladbach miterlebt hat, der kann sich in die Träume der Spieler leicht hineinversetzen. Kommt dann auch noch ein Cameoauftritt von Elmar Paulke, Deutschlands beliebtestem Darts-Kommentator hinzu, hat „Die Wespe“ ohnehin die Herzen der Darts-Fans erobert. Falls dafür nicht schon seine Stimme ausreichte, wenn er in der zweiten Episode die Spiele von Frotzke und seinen Gegnern kommenteirt.
Die deutschen Klischees
Dabei ist der Dartssport aus der Perspektive von Amateur- und Hobbyspielern präsentiert, eigentlich sogar nur ein Aufhänger für eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art. So ungepflegt ein Eddie Frotzke auch aussehen mag, so schwierig läuft zugleich auch seine Beziehung: „Die Wespe“ zeigt uns eine Dreiecksbeziehung aus dem „Kneipenmilieu“, bei der ein beruflicher Verlierer mit dem Herz am rechten Fleck gegen einen jungen Darts-Konkurrenten um seine Frau kämpfen muss. An der Stelle liefert uns die Dartsserie ganz schön viel Humor, denn Florian Lukas erinnert nicht selten an Bjarne Mädel aus „Der Tatortreiniger“, der doch irgendwie in einem vergleichbaren Look mit ähnlichem Wortwitz aufgetreten ist. Das kommt mitunter natürlich auch ein bisschen „typisch deutsch“ daher, vielleicht gelegentlich zu sehr. Ulrich Noethen etwa trägt in der Rolle des alkoholkranken Nobbe mit massenweise Goldschmuck und Ringen doch etwas übertrieben dick auf.
Parallelen zum echten Darts
Aber zugegeben: Erinnert das den Darts-Fan nicht sogar ein bisschen an Steve Beaton, der zwar im echten Leben kein Alkoholproblem hat, aber wegen seines optischen Erscheinungsbilds nicht grundlos „Bronzed Adonis“ genannt wird? Wer ganz genau hinschaut, erkennt wahrscheinlich in nahezu jeder Rolle dieser Serie irgendeine Parallele zum realen Dartssport. Die junge Affäre von Frotzkes Frau etwa, die von ihr doch kurzerhand einen neuen Haarschnitt verpasst bekommt, um seinen Erfolg zu steigern. Da braucht es zwar noch keinen bunten Iro, aber die Anspielung an Peter Wright, dessen Frau ihn vor jedem Match aufwändig stylt, ist kaum zu übersehen. Am Ende spannt „Die Wespe“ dann sogar den Bogen zu Fallon Sherrock, denn die wahre Konkurrenz für die vermeintlich besten (in die Jahre gekommenen) Spieler ist dann doch der weibliche Nachwuchs, der dann auch gleich im nahezu identischen pinken Shirt wie Sherrock ans Oche tritt. Ob die Serie nun auch Frauen für den Sport begeistern kann? Das mag man anzweifeln. Langjährige Dartsfans aber werden reichlich Spaß an „Die Wespe“ haben.
Fazit:
Nach dem jüngsten Hype um die Darts-WM brauchte es auch endlich eine eigene deutsche Darts-Serie: „Die Wespe“ ist eine Liebeserklärung an den Sport mit den Pfeilen und punktet mit zahlreichen kleinen Details und Anspielungen, die vor allem langjährigen Fans des Sports große Freude bereiten werden.
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