Die Känguru-Chroniken |
Land/Jahr: D 2020 |
Genre: Komödie |
Regie: Dani Levy |
Darsteller: Dimitrij Schaad Rosalie Thomass Henry Hübchen |
FSK: ab 0 Jahren |
Dauer: 92 Minuten |
Kaufstart: 20. August 2020 |
Label: X-Verleih |
Marc-Uwe hat es beruflich als Kleinkünstler bisher nicht weit gebracht, seine sozialen Fähigkeiten halten sich stark in Grenzen und am liebsten verbringt er seine Freizeit damit, bis zum Mittag zu schlafen. In seiner Kreuzberger Wohnung ist es aber selbst mit seinem zurückgezogenen Freizeitverhalten immer noch überaus schwierig, nicht in den Kontakt mit fremden Menschen zu kommen. Auf dem linksalternativen Berliner Kiez gehören Hausbesetzungen schließlich durchaus zum Alltag. Etwas ungewöhnlicher ist allerdings, wenn einer dieser Hausbesetzer plötzlich ein Känguru ist. Noch dazu ein kommunistisches Känguru, das kurzerhand seine Wohnung in Besitz nimmt und Marc-Uwe dazu verdonnert, gegen den rechtspopulistischen Immobilienhai Dwigs vorzugehen, weil ansonsten der Drogenumschlagplatz… äh, grüne Park inmitten einer kulturellen Hochburg einem luxuriösen Hochhaus weichen muss…
Kritik:
Realfilm-Komödien mit sprechenden Tieren, die für das Publikum die großen Lacher bereithalten, sind schon seit Jahrzehnten ein Erfolgsrezept. Noch nie stand dabei allerdings ein sprechendes Känguru im Mittelpunkt, weswegen es zu den „Känguru Chroniken“ schon aus Innovationsgründen endlich einen Film braucht. Immerhin hat Marc-Uwe Kling mit seinen Schriftstücken und Hörbüchern schon die passende Vorlage mitgeliefert.
Die etwas andere Buddy-Komödie
Das Gag-Potential ist dabei schon zu Beginn recht groß, vor allem weil „Die Känguru Chroniken“ sich in den ersten Minuten die Stilmittel des Buches zu eigen macht. Mit Wortwitz am Küchentisch gehen sich das Känguru und sein Mitbewohner gewaltig auf die Nerven, was Marc-Uwe Kling in der Vorlage nur allzu gerne aus der Ich-Perspektive erzählt, während er von dem tierischen Begleiter reichlich Widerworte bekommt. In der Verfilmung allerdings bleibt dieses Stilmittel, das den wesentlichen Witz der Geschichte ausmacht, aber leider nur für ein paar Minuten bestehen. Dann nämlich wird aus der Off-Erzählung eine physisch inszenierte Hauptfigur, dessen kurioses Leben wir verfolgen dürfen. Das Problem nur: „Die Känguru Chroniken“ entfernt sich dabei auch stark von den Gags der Küchentischdialoge und versucht eine richtige filmtaugliche Rahmenhandlung umzusetzen. Und spätestens da fängt die Verfilmung dann gewaltig an zu stolpern.
Der Anti-AFD-Film
Nun sind Kenner von Marc-Uwe Kling, der im Übrigen auch Kabarettist ist, natürlich gewohnt, dass politische Satire immer mal wieder eine Rolle spielt. Vor allem die rechte Szene bekommt da gerne mal ihr Fett weg, weil sie zumeist schließlich auch die perfekte Vorlage dafür bietet. Doch was in der Buchvorlage einen Bruchteil ausmacht, wird in der Verfilmung von „Die Känguru Chroniken“ zum Kernelement. Oder um es anders auszudrücken: Es mag erstaunlich sein, dass den Machern der Holzhammer nicht wegen seines hohen Gewichts aus der Hand fällt, so plump wird das 90-minütige Dauerstatement gegen die AFD hier inszeniert. Die Darstellung der kurzerhand in AZD mit ansonsten beibehaltenem Design umbenannten Partei könnte tiefer kaum in die Klischeekiste greifen: Die linksalternative Szene inmitten eines mit Graffiti vollgesifften Kiez ist natürlich der inbegriff der hochintelligenten Kulturszene, die gegen einen Frauke Petry- oder Alice Weidel-Verschnitt antreten muss, der sich minderbemittelte „Patrioten“ aus dem Hause Flodder zu eigen macht, um als Hauptwidersacher aufzutreten. Puh, da hat nach etwa 90 Minuten auch der letzte Zuschauer verstanden, dass die Filmemacher irgendwas gegen diese Partei haben – ob das allerdings lustig ist, darüber werden sich die Geister scheiden.
Kampf dem Kapital
Die wirklich funktionierenden Gags bietet „Die Känguru Chroniken“ hingegen eher dann, wenn sich der Film stärker auf den Charakter der Hauptfigur, des Kängurus, konzentriert und dabei dessen linksradikalen Ansichten auf die Schippe nimmt. Szenen vor Gericht, in denen das Känguru den kapitalistischen Rechtsstaat angreift oder in der Kiez-Eckkneipe, in der Privatsphäre keine allzu große Rolle spielt, gehören da zu den Highlights. Ebenso die kleinen Gastbeiträge zu Ehren von Helge Schneider oder Bud Spencer und Terence Hill, die beim Zuschauer ein wesentlich größeres Lächeln hervorrufen, als die nahezu ununterbrochenen politischen Statements. Beachtet man den grundsätzlich recht gelungenen Rahmen , denn die Inszenierung und Animation des Kängurus ist generell recht gut gelungen, ist es eigentlich schade, dass es die Macher kaum geschafft haben, den ironischen WG-Humor aus dem Hörbuch trotz einer identischen Synchronstimme des Kängurus ausreichend rüberzubringen.
Fazit:
Die Verfilmung von Marc-Uwe Klings Buch ist eher ein selbstgefälliges Plädoyer gegen Faschismus als Komödie. Das mag zwar dem Zeitgeist entsprechen, kommt zuweilen aber etwas zu sehr mit dem Holzhammer und kann den Witz der Vorlage kaum einfangen.
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