Die 5. Welle |
Land/Jahr: USA 2016 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: J. Blakeson |
Darsteller: Chloë Grace Moretz Nick Robinson Maika Monroe Tony Revolori Maria Bello Liev Schreiber Ron Livingston |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 112 Minuten |
Kaufstart: 19. Mai 2016 |
Label: Sony Pictures |
Die Menschheit lebt nicht allein im Universum. Diese Erkenntnis mussten die Bewohner des Planeten Erde seit kurzem schmerzhaft am eigenen Leib erfahren. Denn im Orbit befindet sich das Mutterschiff einer fremden feindlichen Spezies, kurz „die Anderen“ genannt, das offenbar lediglich das Ziel hat, jegliches Leben auf dem Planeten zu vernichten. Mit der ersten Welle kam ein elektromagnetischer Impuls, der jegliche Elektronik lahm legte und auch die Wasserversorgung außer Kraft setzte. Die zweite Welle erzeugte starke Erdbeben mit riesigen Tsunamis, die jegliche Inseln und Küstenstädte vollkommen zerstörte. Nachdem das noch nicht ausreichte, folgten mit der dritten und vierten Welle sogar eine modifizierte tödlichere Form der Vogelgrippe und angebliche Außerirdische in menschlichen Wirten, die den Planeten infiltrierten. Die Kinder wurden deshalb in eine Militärbasis gebracht, wo sie offenbar vor den feindlichen Außerirdischen beschützt werden sollen. Auch der kleine Sam gehört dazu, dessen Schwester Cassie fortan alles daran setzt, ihren Bruder dort wieder zu befreien. Dumm nur, dass sie noch gar nicht ahnt, wobei es sich um die fünfte Welle handeln soll…
Kritik:
Die Thematik der feindlichen Alieninvasionen ist längst keine neue mehr. Selbst in einem aktuellen Kino-Blockbuster soll es wieder um eine solche Handlung gehen. „Die 5. Welle“ geht diese Geschichte allerdings aus einer anderen Perspektive und mit einer etwas anderen Herangehensweise an.
Jugendliche Girl-Power
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen nämlich dieses Mal keine schwer bewaffneten Soldaten, die es mit den Aliens aufnehmen sollen und schon gar keine großen Geschütze, die für spektakuläre Schlachten sorgen könnten. Stattdessen widmet sich „Die 5. Welle“ vollständig dem Schicksal eines jungen Mädchens, schätzungsweise vielleicht um die sechzehn Jahre, das nahezu im Alleingang ihren kleinen Bruder aus den Händen des Militärs befreien möchte und dabei alles daran setzen muss, nicht von den außerirdischen Invasoren getötet zu werden. Und das hat tatsächlich eine gewisse Coolness, wenn ein solches hübsches blondes Mädchen voller Mut und mit Sturmgewehr durch die Straßen läuft, um ihr Schicksal ein für alle Mal selbst in die Hand zu nehmen. Doch während das vermutlich so manchen eher jüngeren Zuschauer tatsächlich als cooles Vorbild dient, können vermutlich auch Erwachsene eine gewisse Spannung nicht verleugnen. Denn „Die 5. Welle“ besticht mit einer zurückhaltenden Inszenierung, die ihre beeindruckenden Effekte nur sehr gezielt einsetzt, statt mit Reizüberflutung zu übertreiben.
Effekte im richtigen Moment
Dass natürlich eine Invasion durch eine außerirdische Spezies nicht gänzlich ohne Action auskommt, sollte schließlich klar sein. Der Science-Fiction-Streifen wechselt daher sehr geschickt und genau im richtigen Maße zwischen dem Einzelschicksal und Abenteuer der jungen Cassie und den spannenden Ereignissen in der Militärbasis hin und her. Damit hat „Die 5. Welle“ alles, was ein guter und spannender Streifen letztendlich braucht: Eine gehörige, aber zurückhaltende Portion Action und auf der anderen Seite ausreichend viel Drama und Emotionen, um uns in die Figuren hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Man übertreibt in den fast zwei Stunden Laufzeit also nicht mit ununterbrochener Effekthascherei, sondern setzt die Effekte aus Tsunamis, Erdbeben und Kampf gegen Außerirdische nur schrittweise, aber dann umso eindrucksvoller ein. Man könnte sagen: Nicht nur die Invasion findet in Wellen statt, sondern auch das Einfügen der Effekte und Actionszenen. Damit gelingt es dem Streifen allerdings, den Zuschauer über die gesamte Laufzeit am Ball zu halten.
Stoff für Verschwörungen
Ein weiterer Aspekt, der dafür sorgt, dass der Zuschauer unbedingt weiter schauen möchte, ist allerdings ein durchaus gelungener Storykniff. Obwohl auf den ersten Blick nicht sonderlich innovativ, baut man schließlich eine interessante Verschwörungsgeschichte rund um das Militär ein, das ausgerechnet die Kinder zuerst und getrennt von den Eltern in ihrer Basis unterbringen möchte und womöglich nicht ganz die Wahrheit sagt, was deren Zweck betrifft. Spannend ist das deshalb, weil man als Zuschauer praktisch schon beim ersten Auftauchen eben dieses Militärs erahnt, dass hier definitiv etwas faul ist und der Film durchaus auch offensichtliche Anspielungen macht, allerdings lange Zeit offen lässt, wobei es sich tatsächlich um die Verschwörung handeln mag. Da gelingt es „Die 5. Welle“ sogar, so manchen eingefleischten Science-Fiction-Fan, der sich hier im ersten Moment an „Torchwood“ erinnert fühlt, geschickt in die Irre zu führen. Früher oder später muss man dann allerdings zugeben, dass der Ausgang der Geschichte ein klein wenig vorhersehbar wird, wenn man sich mit der Entwicklung der militärischen Vorgehensweise ein bisschen zu viel Zeit lässt und die Vorahnung auf die Art und Weise der „fünften Welle“ irgendwann einfach zu offensichtlich wird, um sie nicht zu erkennen. Die Inszenierung ist bis dahin aber derartig spannend, dass man darüber durchaus hinweg sehen kann.
Liebe geht auch unkompliziert
Schade ist allerdings, dass man bei der Rollenverteilung nicht ganz auf Klischees verzichten mag. Denn wenn ein junges Mädchen in die Hauptrolle schlüpft, darf eine Liebesgeschichte natürlich nicht fehlen. Angesichts der Tatsache, dass man bei einer männlichen Hauptrolle vielleicht nicht ganz so viel Wert darauf gelegt hätte, mag das sicherlich ein wenig klischeehaft erscheinen. Gelungen ist dabei aber immerhin, dass die junge Cassie keineswegs auf ihren männlichen Partner angewiesen ist und sich durchaus allein zu wehren weiß, ja im Zweifelsfall sogar die Waffe auf ihn richtet. Hier gelingt es „Die 5. Welle“ dann auf sympathische Art, die klassische Rollenverteilung ein wenig zu durchbrechen – erst recht, wenn es dann das Mädchen ist, das ihren Bruder zu retten und zu beschützen versucht, statt andersherum. Dass man sich aber natürlich trotzdem mehr oder weniger am unterhaltsamen Popcorn-Kino orientiert, wird spätestens damit klar, dass man eine solche Lovestory überhaupt für nötig erachtet und die Darstellerwahl optisch ebenfalls an Waschbrettbauch-Klischees knüpft. Aber auch hier gilt wieder: Wenn das Mädchen ausnahmsweise mal den ersten Schritt macht, ist das immerhin angenehm unkompliziert und kommt ohne die übliche Schmonzette aus. Cool.
Fazit:
Mit der klassischen Story von einer feindlichen Alien-Invasion gewinnt man zwar sicherlich keine Innovationspreise mehr, aber dennoch kann man durch die erfrischend andere Herangehensweise, das Aufbrechen der typischen Rollenverteilung und einer genau abgestimmten Mischung aus Action, Drama und Emotionen durchgehend fesseln.