Das Leben im eisigen Alaska ist ganz besonders im Winter kein leichtes Unterfangen. Bei Temperaturen weit unterhalb des Gefrierpunktes, müssen sich selbst die Eingeborenen warm anziehen, die Meere gefrieren und so mancher Tourist steht kurz vor der Unterkühlung. Ausgerechnet in dieser Umgebung soll der Fernsehjournalist Adam Carlson eine Reportage über das Leben bei schwierigen Bedingungen drehen. Obwohl ihm die wirklich fesselnden Geschichten zunächst ausbleiben, wittert er schon bald seinen großen Durchbruch: Inmitten der zugefrorenen Meere entdeckt er ein kleines Wasserloch, in dem drei Wale um ihr Leben kämpfen. Ständig um Luft ringend, scheint dies die einzige Möglichkeit für die junge Familie, sich vor dem Ertrinken zu bewahren. Dumm nur, dass schon bald auch dieses kleine Loch zufrieren soll und die Wale nur noch geringe Hoffnungen aufs Überleben haben. Ein Team aus Reportern, Eingeborenen und Umweltaktivisten versuchen nun, einen Weg ins offene Meer zu bahnen und die liebevollen und verzweifelten Tiere zu befreien. Doch leider ist in den Reihen der Politik, der Eingeborenen und der Ölindustrie nicht jeder von diesem Vorhaben begeistert und legt den helfenden Aktivisten schnell große Steine in den Weg…
Kritik:
„Rettet die Wale“ ist ein recht häufiger Spruch, den wir von Umweltaktivisten zu hören bekommen, wenn es darum geht, möglichst viele Spenden für deren zukünftige Aktionen einzusammeln. Ganz klar pro Greenpeace zeigt sich da auch „Der Ruf der Wale“, der uns erstaunlicherweise nicht als Dokumentation, sondern eher als Drama, das Schicksal dreier verzweifelter Wale nahelegen will. Doch anders, als die meisten Produktionen dieser Art, setzt Regisseur Ken Kwapis auch einen Blick auf die andere Perspektive, nämlich den Gegnern der Aktion – und bietet damit erstaunlich viel Tiefgang.
Emotionen zugunsten der Umweltaktivisten
Dabei versucht man schnell die Emotionen der Zuschauer zu wecken und filmt das Geschehen äußerst nah an den Tieren. Jeglicher Schritt und jegliches Hindernis wird dabei sehr detailliert und nahegehend gezeigt, sodass wir schnell mitfiebern, wenn es darum geht, den liebevollen Walen dabei zu helfen und auch mit zärtlichem Walgesang versucht man, unser Herz zu berühren und uns für den Film zu begeistern. Dass dabei unter anderem die Ölindustrie und die Presse nicht immer gut weg kommt und noch dazu beiträgt, die Emotionen beim Zuschauer zu verstärken, mag nicht gerade verwundern. Leider allerdings wirkt „Der Ruf der Wale“ auf den ersten Blick fast schon wie ein Werbefilm für Greenpeace, ist diese Umweltorganisation doch schlichtweg die einzige, die hier genannt wird – und das nicht gerade selten. Andere Aktivisten, wie beispielsweise Sea Shepherd, die sich wohl ebenso gegen Walfänger und dergleichen einsetzen, bleiben völlig unerwähnt. Das mag allerdings sicherlich auch daran liegen, dass der Streifen auf wahren Begebenheiten beruhen soll und sich dementsprechend möglichst genau an die Ereignisse aus dem Jahre 1988 hält – was im Nachhinein keineswegs schlecht sein muss.
Überleben der Eskimos
Man sollte den Umweltaktivisten also nicht gerade abgeneigt sein, wenn man sich diesen Film anschaut. Gehen wir ohne Vorurteile gegenüber diesen Gruppierungen an den Film, kann dieser schließlich sogar enorm fesseln, sodass der Streifen von seiner Laufzeit her gefühlt deutlich kürzer erscheint. Ziemlich schnell sind wir so sehr in die Story vertieft, dass wir gut und gerne noch eine halbe Stunde drauf setzen würden und vor Spannung die Zeit doch recht schnell vergessen. Dass „Der Ruf der Wale“ also schließlich doch etwas lockerer daher kommt, verdanken wir allerdings auch der im späteren Verlauf immer deutlicheren Distanzierung von Greenpeace, hin zu einem Verständnis für die anderen Parteien. Insbesondere die Eingeborenen, die Walfang und Walschlachtung zu einer Tradition gemacht haben, werden auf Grund ihrer äußerst schwierigen Lebensbedingungen nachvollziehbar und verständlich auch von ihrer guten Seite gezeigt und keineswegs ausschließlich in die Rolle der bösen Killer gesteckt, wie sie viele Umweltorganisationen doch immer wieder darstellen wollen. Und selbst die Ölindustrie kommt hin und wieder auch von ihrer guten Seite zum Vorschein, sodass es uns schwerfällt, klare Schwarz-Weiß-Muster zu bilden – aus Sicht der Charakterzeichnungen präsentiert uns „Der Ruf der Wale“ also wahre Hochleistungen und empfiehlt sich eindeutig für Fans von „Free Willy“ oder „The Guardian“, denn an Spannung kann er da locker mithalten.
Fazit:
Überraschend mitreißendes Tierschutzdrama, das uns bei eisigen Temperaturen und mit einer herausragenden Drew Barrymore in seinen Bann zieht. Klasse – und oftmals ganz ohne Vorurteile!