Der Mann aus dem Eis |
Land/Jahr: D / I / A 2017 |
Genre: Abenteuer |
Regie: Felix Randau |
Darsteller: Jürgen Vogel André Hennicke Susanne Wuest |
FSK: ab 12 Jahren |
Dauer: 97 Minuten |
Kaufstart: 18. Mai 2018 |
Label: Ascot Elite |
Vor über 5000 Jahren lebt der Steinzeitmensch Kelab mit seinem Stamm in den malerischen Ötztaler Alpen und hat ein bisher recht angenehmes Leben. Die Jagd im nahegelegenen Wald bei Tageslicht, um seine Familie ernähren zu können, gehört für ihn zum normalen Alltag. Dabei allerdings lässt er seinen Stamm zeitweise schutzlos zurück, was am heutigen Tage zu einem Problem werden sollte: Drei Plünderer brennen die gesamte kleine Siedlung nieder und töten fast die gesamte Familie auf skrupellose und brutale Weise. Völlig verzweifelt nimmt Kelab anschließend ihre Fährte auf und sinnt auf Rache für diese Gräueltat. Doch der Weg führt ihn durch die eisige Kälte der Alpen, sein Neugeborenes stets im Arm. Zweifel treiben ihn daher nicht selten beinahe in den Wahnsinn…
Kritik:
Im Jahre 1991 machte man einen spektakulären Fund: In den Ötztaler Alpen wurde eine Gletschermumie gefunden, die offenbar bereits über 5000 Jahre alt war. Der Verstorbene wurde daraufhin „Ötzi“ genannt und ging in die Geschichte ein. Diesen „Ötzi“ darf nun Jürgen Vogel verkörpern und damit zeigen, welche schauspielerischen Leistungen in ihm stecken.
Schauspielkunst wie aus der Stummfilmzeit
Besondere schauspielerische Leistungen waren nämlich auch nötig, um „Der Mann aus dem Eis“ überzeugend umsetzen zu können. Bereits die erste Szene des Films macht mit einem Texthinweis nämlich auf eine echte Besonderheit aufmerksam: Das Abenteuer wurde schließlich nicht in deutscher Sprache gedreht und enthält absichtlich auch keinerlei Untertitel. Stattdessen verwendet man eine frühe Version der rätischen Sprache, wie sie zu Lebzeiten des Ötzis tatsächlich verwendet wurde. Man sollte also nicht darauf hoffen, die wenigen Dialoge des Films tatsächlich verstehen zu können. Das ist allerdings auch nicht nötig, denn dieses authentische Stilmittel verwendeten die Macher ganz bewusst, um die Körpersprache und Mimik der Darsteller wirken zu lassen und mit einem geringfügigen Wortschatz ein echtes Steinzeitgefühl aufkommen zu lassen. Ein Glück, dass es allen beteiligten Schauspielern gelingt, eine derartig ausdrucksstarke Körpersprache zu zeigen, wie man sie zuletzt in den Zeiten des Stummfilms gesehen hat – allen voran ein grandioser Jürgen Vogel.
Lange Wege durch die Alpen
Dadurch allerdings mangelt es „Der Mann aus dem Eis“ auch ein wenig an Komplexität, denn komplizierte Gespräche sind nicht wirklich zu erwarten. Letztendlich inszeniert das Abenteuer schließlich eine recht einfache Geschichte, die erwartungsgemäß auf dem Handlungsniveau der Steinzeit bleibt – körperliche Auseinandersetzungen und simple Verständigungen mit dem Stamm inklusive. Mitunter führt das dazu, dass der Film zugleich auch diverse Längen entwickelt und sich bei den Wanderungen durch die Alpen auch ganz schön ziehen kann. Daran können auch die beeindruckenden malerischen Bilder aus den Alpen nichts mehr ändern, obwohl es zumindest erfrischend wirkt, dass „Der Mann aus dem Eis“ gänzlich auf einen Greenscreen zu verzichten scheint und Jürgen Vogel lieber in echte Schneelandschaften schickt. Das verstärkt letztendlich sogar noch einmal die authentischen schauspielerischen Leistungen, bei denen der Darsteller wirklich der eisigen Kälte ausgesetzt ist und sich dadurch schon völlig automatisch den Gegebenheiten anpasst.
Verstörende Barbaren
Zwischen seiner zugegeben vielleicht etwas zu zeitintensiven Wanderung durch die Alpen hat „Der Mann aus dem Eis“ aber auch seine überaus starken Momente. Nicht zuletzt deshalb, weil das Abenteuer gelegentlich mit seinen barbarischen Inszenierungen des Steinzeitlebens auch ein wenig verstören kann. Ob durchaus nicht harmlose Vergewaltigungsszenen oder der ruppige Umgang innerhalb des Stammes – emotionale Szenen hat „Der Mann aus dem Eis“ mehr als nur eine. Da braucht es dann auch nicht mehr viele Worte, um die Dramatik und Spannung dieser Handlung wirken zu lassen. Bringt man also die nötige Geduld mit und lässt sich gerne auf ein außergewöhnliches Stück Filmkunst ein, bekommt man hier ein ganz besonderes Abenteuer geboten, das insbesondere davon profitieren kann, dass der Zuschauer die Dialoge nicht versteht. Hierdurch entfaltet sich nämlich erst die grandiose Wirkung dieser faszinierenden Steinzeitwelt.
Fazit:
Das Abenteuer rund um den „Ötzi“ geht innovative Wege und verzichtet bewusst sowohl auf eine deutsche Tonspur, als auch auf dazugehörige Untertitel. Stattdessen lässt man die schauspielerischen Leistungen mitsamt ihrer Körpersprache und Mimik wirken, wie früher in den Stummfilmen. Und das gelingt Jürgen Vogel in der Hauptrolle trotz diverser Längen und einer einfach gestrickten Handlung mit Bravour.
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