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    Das Mädchen Wadjda

    Das Mädchen Wadjda


    Land/Jahr:
    D / Saudi-Arabien 2012
    Genre:
    Drama
    Regie:
    Haifaa Al Mansour
    Darsteller:
    Reem Abdullah
    Waad Mohammed
    Abdullrahman Algohani
    FSK:
    ab 0 Jahren
    Dauer:
    96 Minuten
    Kaufstart:
    20. März 2014
    Label:
    Koch Media


    Das junge Schulmädchen Wadjda hat ganz sicher keine einfache Kindheit. Aufgewachsen am Stadtrand von Riad, der Hauptstadt von Saudi-Arabien lebt sie nahezu allein mit ihrer Mutter und muss sich den strengen gesellschaftlichen Konventionen anpassen. Während ihr Vater ständig mit Abwesenheit glänzt und jeden Moment eine zweite Frau heiraten könnte, haben die Mädchen und Frauen in diesem Land fast gar keine Rechte. Lediglich dazu auserkoren, den Koran auswendig zu lernen, dürfen sie weder lachen, noch andere Freiheiten genießen. Gar nicht erst daran zu denken, sich unverschleiert auf offener Straße fortzubewegen oder gar selbst mit dem Auto zu fahren. Doch inmitten der Parallelwelt, in der sich die Öffentlichkeit so sehr vom modernen Privatleben in den heimischen Wohnungen unterscheidet, hat Wadjda nur einen Traum: Sie möchte – so wie ihr bester Freund – endlich mit dem Fahrrad fahren dürfen. Ein kleiner Schritt in Richtung mehr Frauenrechte…

    Kritik:
    Die Gesellschaft in Saudi-Arabien gilt als besonders streng und extrem islamisch. Frauen sind dort ihren Männern gänzlich untergeordnet und genießen praktisch keinerlei Freiheiten. „Das Mädchen Wadjda“ erzählt aus der Perspektive eines jungen Mädchens kurz vor der Pubertät, wie es sich anfühlt, in einem solchen Land aufzuwachsen und sich den strengen Einschränkungen und Verboten zu unterwerfen.

    Das muslimische Leben
    Das saudi-arabische Drama und Erstwerk von Regisseurin Haifaa Al Mansour erzählt dabei mitten aus dem Leben. Der Terrorismus und die radikale Gewalt innerhalb der Bevölkerung spielen dabei keinerlei Rolle und werden nur ganz beiläufig erwähnt. Gezeigt wird stattdessen ein junges Mädchen, das mitten in Saudi-Arabien aufwächst und auf den ersten Blick ein ganz fröhliches Leben führt. Mit naiver Kindlichkeit macht sie eigentlich nur all jene Dinge, die jedes Mädchen in ihrem Alter macht. Sie lackiert sich die Nägel, spielt an der Spielekonsole und möchte doch einfach so gerne einmal Fahrrad fahren und mit anderen Jungs spielen. Ohne dabei echte Gräueltaten und Schockbilder zu zeigen, führt uns „Das Mädchen Wadjda“ langsam in eine Welt ein, in der fast alles davon für ein Mädchen nicht erlaubt ist. Ein Land, in dem Frauen nicht lachen dürfen, sich den Männern nicht unverschleiert zeigen dürfen und sowieso weder Fahrrad, noch mit dem Auto fahren dürfen. Die vollkommene Unterdrückung, in der ausschließlich der Mann praktisch jedes Recht genießt. Privat, in der Schule und in der Öffentlichkeit muss sie sich in ihrer inneren Depression den gesellschaftlichen Konventionen und Verboten beugen, innerlich am liebsten ausbrechen wollend. Damit baut das Drama seine Grundstimmung auf und braucht gar keine heftigen Szenen mehr, um emotional zu berühren. Es ist stattdessen schlicht beklemmend.

    Die kleinen Schritte
    Erschreckend und schockierend deshalb, weil Mädchen und Frauen keinerlei Ausweg aus diesen Einschränkungen und Verboten zu haben scheinen. So sehr in ihren Konventionen verankert und in ihrem Glauben geprägt, führen doch sogar die Frauen selbst jene strengen Verbote fort, indoktriniert als Erziehungsmaßnahme gegenüber den eigenen Kindern. Eine kleine Umarmung, Händchen halten zwischen Mädchen oder das Äußern eines eigenen Gedanken kann dabei schon eine Schandtat sein, bei der die Mädchen grundsätzlich aufpassen müssen, keine Grenzen zu überschreiten. Und dennoch versucht „Das Mädchen Wadjda“ unterschwellig einen kleinen Wandel in der Gesellschaft zu zeigen, der ohne es allzu offensichtlich zu merken, zu offensichtlich immer mehr Toleranz gegenüber den Rechten der Frauen führt. Dabei geht der Film keine großen Schritte, keinen radikalen Kampf der Feministen gegen die Religion und die staatliche Monarchie. Stattdessen zeigt er die kleinen Schritte, die jede einzelne Frau im Land für sich gehen kann und die auch in der Macht eines jungen Schulmädchens liegen. Das einfach, für uns so selbstverständliche Recht mit dem Fahrrad zu fahren, dessen Verbot kaum jemand in Frage stellt und dessen Rechtsbruch kaum jemand zu ahnen scheint. Doch eine deprimierende, pessimistische Grundstimmung bleibt auf Grund des hohen Realismusgrades des Films: Reicht all das, um die Gesellschaft zu verändern und die Frauenrechte zu stärken? Mit dieser Frage im Hinterkopf kann man das saudi-arabische Drama als eines der glaubwürdigsten Genrevertreter bezeichnen, das auf bedrückende Weise die Parallelwelten der saudi-arabischen Gesellschaft aufzeigt. Dieser Film hinterlässt Spuren und regt noch nach langer Zeit zum Nachdenken an.

    Fazit:
    Eine überaus glaubwürdige und realistische Gesellschaftsstudie über die Rechte der Frau in Saudi-Arabien, das mit einer bedrückenden Atmosphäre das Leben eines jungen unterdrückten Mädchens zeigt. „Das Mädchen Wadjda“ macht nachdenklich – und hinterlässt ein Echo beim Zuschauer.