Der junge Viktor hat als liebenswerter Außenseiter eine blühende Fantasie, muss er sich doch meist selbst beschäftigen. Die Tatsache, dass er dabei seiner Familie, als auch den Nachbarn oftmals tierisch auf die Nerven geht, sorgt zudem nicht gerade für Freude und er ist gezwungen, sich anderweitig zum Spielen aufzuhalten. Kein Wunder also, dass er das Schicksal der vor 40 Jahren verstorbenen Cecile ebenso aufregend findet, wie die unter Wasser stehenden Kellergewölbe unter dem Haus. Noch dazu erst einmal auf das alte Tagebuch des Mädchens gestoßen, das sich in einem Geheimfach im Schreibtisch des Onkels befindet, ist sein Detektivgespür endgültig geweckt. Er hat sich vorgenommen, unter allen Umständen die wahren Gründe für ihren Tod herauszufinden und trifft dabei auf ein dunkles Geheimnis, sowie zahlreiche schwierige Hindernisse. Steckt etwa die grimmige alte Frau aus dem Erdgeschoss hinter dem Todesfall, oder hat womöglich gar der dicke Nachbar etwas zu verheimlichen?
Kritik:
Krimis und Thriller sind allseits beliebt, doch gerade bei den Kinder- und Jugendfilmen nervt die Medienlandschaft meist mit langweiligen, „pädagogisch wertvollen“ Familiengeschichten, die den Kids mit erhobenem Zeigefinger ein Gespür für Richtig und Falsch vermitteln wollen. Mit „Das Haus der Krokodile“ darf es da nun einmal in eine andere, wesentlich spannendere Richtung gehen, denn hier bekommen die jüngeren Zuschauer tatsächlich einen waschechten Krimi geboten. Zwar an die Fantasie der Kids angepasst, kann dieser Streifen so sogar Erwachsene begeistern und einmal mehr in ihre Kindheit zurückversetzen.
Schnitzeljagd mit Fantasie
Die meisten Jungs, gerade jene, die sich oft selbst beschäftigen mussten, werden es wohl kennen: Sind Eltern nicht im Haus und keine Freunde in Reichweite, baut man sich seine ganz eigene Höhle mit Fantasiewelt, bastelt sich Pfeil und Bogen und lässt seinem Spieltrieb freien Lauf. So auch der junge Viktor, der besonders viel Spaß daran hat, in den verschlossenen Räumen ihrer neuen, gruseligen Villa auf Entdeckungstour zu gehen und dabei jede noch so kleine Ecke auszukundschaften. Taucht dann erst einmal ein Einbrecher auf und stößt er auf ein Tagebuch mit geheimnisvollen und mysteriösen Zeichnungen, kann er sich einfach nicht mehr von dieser Geschichte losreißen. Mit höchster Spannung können wir dabei verfolgen, wie Viktor dem Rätsel immer mehr auf die Schliche kommt, aufregende Geheimgänge entdeckt und selbst die gefährlichsten Räume begutachtet. Da hat es gar keine große Location nötig, um die Wirkung voll zu entfalten und die Umgebung ist perfekt an die Köpfe der Kinder angepasst. Da hält man sich optimalerweise auch mit der Gewalt ein wenig zurück, wenngleich die Situationen rein körperlich für unsere Hauptfigur immer noch sehr gefährlich sein mag. Kindgerechte Spannung und Action ist da also garantiert.
Haunted House für Kids
Man muss allerdings gestehen, dass es sich bei der Wahl der Location tatsächlich um einen Glückstreffer handelt, wie auch Produzent Christian Becker bestätigt. Die erstklassige und detaillverliebte, düstere Innenausstattung sorgt da ebenso für Gruselatmosphäre, wie die wässrigen Katakomben unterhalb des Hauses und die hypnotisierend wirkenden Wendeltreppen. Eine so dichte Atmosphäre wäre kaum möglich gewesen, würde das Haus nicht eine für sich eigene Figur übernehmen. Zwar mag dieses, anders als in Horrorfilmen, keinesfalls lebendig erscheinen und den Zuschauer mit Horroreffekten erschrecken, aber durch all die Geheimnisse, Verstecke und Geheimgänge ist auch unser Entdeckungstrieb schnell geweckt – unabhängig davon, ob wir jung oder alt sind.
Geschwister mit schrägem Gegner
Einzige Schwäche des Filmes mag lediglich sein, dass die Erzählweise eben nicht so erwachsen in Erscheinung tritt, wie manch ein Zuschauer es sich wohl wünschen mag und dass man bei der Auswahl der Darsteller nicht immer einen solchen Glückstreffer landen konnte, wie bei der Location. So mag insbesondere Christoph Maria Herbst als künstlich und merkwürdig auftretender Nachbarssohn alles andere, als glaubwürdig erscheinen. Mit ihm hätte die Besetzung kaum schlechter ausfallen können, was einmal mehr dazu führt, dass wir ihn ungern in einer Sprechrolle sehen mögen. Viel gelungener dagegen die Besetzung der Geschwister, die mit Kristo, Joanna und Vijessna Ferkic sogar tatsächlich mit echten Geschwistern besetzt wurden. Dementsprechend authentisch sind deren Darstellung, sowie deren Dialoge, sodass wir ihnen die Geschwisterrolle jederzeit abkaufen können. Noch dazu liefert uns „Das Haus der Krokodile“ somit auch gleich einige unbekannte Jungdarsteller, die damit sicher ihren Einstieg ins Filmbusiness berechtigterweise schaffen dürften. Ebenso gelungen: Die Figur der grimmigen Nachbarin Frau Debisch, die dank Gudrun Ritter zur wohl besten Rolle des Films werden konnte. Klasse!
Fazit:
Spannender Jugendkrimi, der selbst Erwachsene in seinen Bann zieht und größtenteils mit Besetzung, Location und Story überzeugt.