Daredevil – Staffel 3 |
Land/Jahr: USA 2018 |
Genre: Fantasy |
Regie: Diverse |
Darsteller: Charlie Cox Deborah Ann Woll Elden Henson Vincent D’Onofrio Jay Ali Wilson Bethel |
FSK: ab 18 Jahren |
Dauer: 663 Minuten |
Kaufstart: Netflix: 19. Oktober 2018 |
Label: Netflix |
Nachdem der „Teufel von Hell’s Kitchen“ alias Daredevil beim Zusammensturz eines Gebäudes von Danny Rand begraben wurde, galt er lange Zeit eigentlich als tot. Gänzlich in dem Kloster zurückgezogen, in dem er einst aufgewachsen ist, sollen aber auch seine Freunde schon bald herausfinden, dass der Tod doch nicht ganz den Tatsachen entspricht. Grund dafür ist die versehentliche Freilassung des Schwerverbrechers Wilson Fisk, der sich auf einen Deal mit dem FBI eingelassen hat und seither die Stadt in Atem hält. Denn was äußerlich noch nach einer Gefangenschaft aussieht, ist in Wirklichkeit ein vom Staat finanziertes Luxusleben im Hotel, aus dem heraus er seine Handlanger steuern und seine Wärter selbst überwachen kann. Und dabei hat er nur ein Ziel: Die Herrschaft über Hell’s Kitchen zurückerlangen und seinen Erzfeind Daredevil diskreditieren. Doch das kann Matt Murdock nicht auf sich beruhen lassen – vor allem nicht, wenn seine Freunde bedroht werden…
Kritik:
Nach der ersten und einzigen Staffel der Crossover-Serie „The Defenders“ war der Schock für viele Fans groß: Der vermeintliche Tod von Daredevil deutete das Ende dieses Helden an. Doch Totgesagte leben meistens länger und so war es kaum verwunderlich, dass der selbsternannte „Teufel von Hell’s Kitchen“ natürlich in einer weiteren Staffel auf den VOD-Anbieter Netflix zurückkehrt. Und das, obwohl dort erst vor kurzem mit Iron Fist und Luke Cage bereits zwei Marvel-Serien abgesetzt wurden.
Ein geschwächter Superheld
Die spannende und düstere Serie um Matt Murdock allerdings war neben „Jessica Jones“ schon immer etwas beliebter als die beiden anderen genannten Serien. Das lag vor allem daran, dass „Daredevil“ eben doch ein etwas anderer Superheld ist, als wir es normalerweise gewohnt sind. Schon die Tatsache, dass es sich um einen blinden Protagonisten handelt, der lediglich durch seine verschärften anderen Sinne zu außergewöhnlichen Kampffähigkeiten in der Lage ist, grenzt sich schon deutlich von den meisten Superhelden ab. Die noch einen Tick düsterere dritte Staffel setzt nun noch einen oben drauf: Matt Murdock wird dieses Mal noch etwas verletzbarer als zuvor. Körperlich geschwächt und psychisch stark angeschlagen kann er seiner Superheldenrolle anfänglich nämlich wirklich nicht gerecht werden – und erhält damit einen charakterlichen Tiefgang, den wir so bisher noch nicht kannten. Mal abgesehen davon, dass falsche Moralvorstellungen durch sein Helfersyndrom noch immer zu seinen mitunter nervigen Haupteigenschaften gehören.
Bösewicht mit Psychospielen
Vor allem aber punktet die dritte Staffel von „Daredevil“ dadurch, dass Hauptfigur Matt Murdock seinem größten Widersacher Wilson Fisk deutlich unterlegen ist. Matt Murdock wird ebenso, wie der geniale Foggy Nelson (gespielt von Elden Henson) zu einem Spielball seines Gegners, der keine Möglichkeit auslässt, ihm stets einen Schritt voraus zu sein. Sowohl mit psychologischen Spielchen, als auch mit medialen Schmutzkampagnen und mit der Hilfe von korrupten Beamten. Zum ersten Mal scheint die Situation für den Superhelden beinahe aussichtslos und vor allem Vincent D’Onforio kann in der Rolle als Fisk erstmals unter Beweis stellen, was er als Charakterdarsteller drauf hat. Im Vergleich zu seinem Auftritt in der ersten Staffel erhält er deutlich mehr Screentime und darf sich in Dialogen so richtig austoben. Und da geht das manipulative und überaus gewählte Spiel der Worte erst so richtig unter die Haut.
Über das Ziel hinausgeschossen
Schade ist nur, dass die dritte Staffel von „Daredevil“ ab der zweiten Hälfte dann etwas über das Ziel hinaus schießt. So spannend die aussichtslose Situation durch korrupte Beamte und ausgeklügelte Manipulationen auch sein mag, wirkt es mitunter etwas weit hergeholt, wenn schlicht zu viele Beamte sich der Korruption hergeben. Dass Wilson Fisk als Bösewicht scheinbar alles, ja fast schon die gesamten Vereinigten Staaten mitsamt seiner Behörden zu kontrollieren in der Lage ist, wirkt nach einer Weile dann doch zunehmend unglaubwürdig. Da wird schnell klar: Manchmal ist weniger eben doch mehr und allein die obersten Ränge des FBI hätten bereits vollkommen ausgereicht, um bedrohlich genug zu wirken und dennoch noch halbwegs realistisch zu erscheinen. Obwohl Staffel 3 zwar trotz Berücksichtigung dieser Tatsache noch eine der spannendsten bisherigen Staffeln ist, sollten sich auch die Produzenten zu Herzen nehmen: Der Vorsatz „schneller, höher, weiter“ ist nicht immer das geeignete Mittel, um zu überzeugen.
Fazit:
Mit seiner psychisch und körperlich geschwächten Hauptfigur und dem gekonnten Spiel der Manipulationen wird die dritte Staffel von „Daredevil“ zur wohl spannendsten und düstersten der bisherigen Serie. Leider schießen die Macher in der zweiten Hälfte aber etwas über das Ziel hinaus.
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