Colony |
Land/Jahr: USA 2016 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Diverse |
Darsteller: Josh Holloway Sarah Wayne Callies Peter Jacobson Tory Kittles Carl Weathers |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 428 Minuten |
Kaufstart: 3. April 2020 |
Label: Pandastorm |
Die Erde wurde von einer außerirdischen Macht besetzt, die seither die gesamte Bevölkerung unterdrückt, um stetigen menschlichen Nachschub für ihre mysteriöse Fabrik zu erhalten. Selbst treten sie nie in Erscheinung, sondern kommunizieren ausschließlich über menschliche Kollaborateure, die eine totalitäre Übergangsregierung gegründet haben. Inmitten dieser Krise steckt die Familie Bowman, die seit der Errichtung der Mauern, die die Stadt in verschiedene Bezirke einteilt, auf der Suche nach ihrem Sohn ist. Doch während seine Frau sich längst dem Widerstand angeschlossen hat, erklärt sich Will Bowman bereit, als Ermittler gegen den Widerstand für die Besatzer zu arbeiten. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt, bei dem auch das Leben der eigenen Familie auf dem Spiel steht…
Kritik:
Schon George Orwell hatte einst eine geraume Vorstellung davon, wie ein dystopischer Unterdrückerstaat aussehen könnte. Doch man stelle sich vor, die Menschheit bekäme es plötzlich mit außerirdischen Unterdrückern zu tun, die hochmoderne Überwachungs- und Kontrolltechnologie zur Steuerung der Bevölkerung verwenden würde. „Colony“ widmet sich einem solchen Gedankengang.
Parallelen zur Realität
Anfang April 2020, mitten im Beginn der Coronavirus-Pandemie veröffentlicht, hat die Science-Fiction-Serie sogar einen kleinen Beigeschmack. Deshalb nämlich, weil wir doch so manche unterdrückende Maßnahme aus dieser Dystopie in abgeschwächter Form am eigenen Leib erfahren. „Colony“ bekommt dadurch einen gewissen Realismus, dass es zahlreiche Parallelen zu realen Ereignissen gibt. Ausgangssperren, Sperrstunden (nicht nur für die Gastronomie) und Reisebeschränkungen, die durch eine 90 Meter hohe hochtechnologische Mauer kontrolliert werden – das alles erinnert an Ausgangssperren in Italien und Spanien, an Restaurants, die nur bis 18 Uhr öffnen dürfen und die Abschottung zahlreicher europäischer Länder, die allerdings noch ohne Mauer auskommt. „Colony“ setzt mit Anspielungen an den Nationalsozialismus und Unterdrückungsmethoden bis zu harter Gewaltanwendung aber noch einen obendrauf.
Sci-Fi trifft Familiendrama…
Inmitten dieser Geschichte finden wir aber auch die Familie Bowman, die mit der Situation irgendwie umgehen muss und versucht, gemeinsam mit ihren Kindern irgendwie durch die Situation zu kommen. Vor allem ihrem jugendlichen Sohn so viele Freiheiten wie möglich zu geben, obwohl jedem Bürger mit einer mysteriösen „Fabrik ohne Wiederkehr“ gedroht wird, wenn er auch nur innerhalb der Sperrstunde auf der Straße gesichtet wird. Neben dem Science-Fiction-Part ist „Colony“ also auch ein Familiendrama, das seine Spannung durch den zwischenmenschlichen Konflikt aufbaut. Die Serie bedient sich bei ihrem Katz-und-Maus-Spiels nämlich eines interessanten Clous: Während Familienvater Will Bowman als Ermittler für die Behörden arbeitet, um auf diesem Weg seinen eigenen Sohn zu finden, weiß er nichts davon, dass seine Frau sich dem Wiederstand angeschlossen hat und ihren eigenen Mann als Insider nutzt. Dabei entwickelt sich eine interessante Dynamik, dessen Ausgang unklar ist, da der Erfolg in seinem Job das Leben der eigenen Familie riskieren könnte – und das Vertrauen zwischen den Eheleuten auf eine harte Probe gestellt wird.
…und ein bisschen Crime Serie
Zusätzlich kombiniert „Colony“ aber auch noch ein drittes Genre mit seinem Mix aus Science-Fiction-Dystopie und Familiendrama: Die klassische Crime Serie. Denn immer dann, wenn wir Will Bowman gemeinsam mit seinem Partner bei den Ermittlungen sehen, entwickelt sich „Colony“ zu einer typischen Buddy Serie mit zwei ungleichen Cops, deren Ermittlungsarbeit durchaus einige Parallelen zu „NCIS“ oder ähnlichen Crime Serien aufweist. Die Science-Fiction-Serie bedient sich damit einem Stilmittel, das wir in den vergangenen Jahren schon öfter zu sehen bekamen, in dem es das Crime-Genre mit anderen Aspekten vermischt. So wie auch „Lucifer“ ein Mix aus Fantasy-Drama und Crime Serie ist, so geht „Colony“ diesen Weg als Sci-Fi-Crime-Mix – und das findet zurecht seine Fans.
Orwell statt Weltraum
Ein Nachteil bleibt dabei allerdings: Echte Science-Fiction mit Raumschiffen und Aliens bekommen wir daher nur relativ zurückhaltend zu sehen. „Colony“ baut seine Spannung vor allem damit auf, dass vieles im Dunkeln bleibt und hält uns mit mysteriösen Geheimnissen am Ball. Insbesondere die Darstellung des totalitären Regimes gestaltet sich aufregend komplex und undurchsichtig, sodass die Serie das Interesse des Zuschauers schon damit aufrecht erhält, dass wir immer weiter mehr über die wahren Hintergründe der Unterdrückung erfahren möchten. Gibt es die Außerirdischen tatsächlich? Warum lässt sich die Übergangsregierung auf ihren Deal ein? Und was hat es mit der mysteriösen Fabrik auf sich, für die die „Hosts“ oder „Raps“ genannten Aliens regelmäßigen Nachschub benötigen? „Colony“ gelingt der Spagat, immer wieder kleine Hinweise zu geben und nach einer Weile auch diverse Fragen zu beantworten, dabei jedoch immer wieder neue zu stellen, durch die das Gesellschaftssystem der Serie zunehmend weiter ausgearbeitet wird. Damit wird „Colony“ zum Überraschungshit für Genrefans.
Fazit:
Orwell trifft Aliens: Mit einem komplex ausgearbeiteten totalitären System entwickelt „Colony“ dank Ausgangssperren, Sperrstunden und Reisebeschränkungen unheimliche Parallelen zu realen Krisen und vermischt auf gekonnte Weise Science-Fiction, Familiendrama und Crime Serie. Ein Überraschungs-Hit für Sci-Fi-Fans.
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