Im Jahre 1849 lernt ein Anwalt auf hoher See, die negativen Seiten des Lebens kennen. Denn nur als weißer wohlhabender Mann hat er die Privilegien der Freiheit zu genießen. Seinesgleichen halten unterdessen die schwarze Bevölkerung als Arbeitssklaven in der glühend heißen Sonne und unter schmerzhaften Bedingungen. Exakt 87 Jahre später verlässt ein junger Komponist seinen homosexuellen Liebhaber, um einem alternden Mann zum ewigen Ruhm zu verhelfen, doch auch er hat mit der Unfreiheit seines Geistes zu kämpfen. Nicht viel besser geht es da der aufstrebenden Journalistin im Jahre 1973, die alles daran setzt, eine Atom-Intrige aufzudecken. Die Ölkonzerne setzen schließlich alles daran, ihre Pläne umzusetzen und gefährden damit sowohl das Leben der Journalistin, als auch das Leben der gesamten Menschheit. Ganz persönliche Probleme hat dagegen ein alter Mann im Jahre 2012, der entgegen seines Willens und trotz klarem Verstand von seinem eigenen Bruder ins Altenheim abgeschoben wird. Was ihn da erwartet, hat mit Freiheit wohl ebenso wenig zu tun, wie die Zustände in der Sklaverei. Noch düsterer wird es dagegen im Jahre 2144, wenn geklonte Kellnerinnen versklavt und manipuliert werden, um großen Konzernen möglichst hohe Lohnkosten zu ersparen. Kein Wunder also, dass die post-apokalyptische Welt im Jahre 2346 dann so einige Probleme ausbaden muss, während ein weiterer Mann gegen seine eigenen übernatürlichen Kräfte ankämpft. Doch unabhängig davon, in welcher Zeit sie leben, haben sie doch alle eines gemeinsam: Sie kämpfen für die Freiheit. Die Freiheit der Menschheit, die Freiheit des Geistes und die Freiheit einer Idee – wiedergeboren in einem jeweils einzigartigen Menschen.
Kritik:
Die Menschheit ist immer gleich geblieben, behaupten die Theorien mancher sehr gebildeter Menschen. Trotz jeglicher industrieller und technischer Entwicklung bleibt sie doch das Grundübel der Welt, eine zerstörende Kraft die sich selbst versklavt und vernichtet, während nur einige wenige eine wichtige Idee weitergeben: Die Idee der Freiheit, die jegliche Generationen zu überdauern scheint.
Butterfly Effect
„Cloud Atlas“ ist ein faszinierender Film, der sich mit eben dieser Idee und dem sogenannten Schmetterlings-Effekt befasst. Ein Film, der davon ausgeht, dass jede Entscheidung und jede Handlung zu einer Veränderung der Zukunft beiträgt. Dass alles, was jeder einzelne Mensch auf der Erde tut, in einem Schmetterlings-Effekt automatisch andere Ereignisse zur Folge hat, von denen wir kaum etwas selbst zu spüren bekommen, die jedoch für die Entwicklung der Menschheit unabdingbar sind. Um diese Theorie zu unterstützen, wird „Cloud Atlas“ in fünf verschiedenen ineinander verstrickten Episoden erzählt. Fünf Zeitabschnitte zeigen fünf verschiedene Protagonisten, teilweise von denselben Darstellern in ihrer wiedergeborenen Form besetzt, die in regelmäßigen Abständen ihre jeweiligen Szenen wechseln und den storygewaltigen Film voranschreiten lassen. Dabei ist der Streifen ein wahnsinniger Genre-Mix aus Historienfilm, Gegenwarts-Drama und aufregendem Science-Fiction-Abenteuer – aber vor allem ein visuell beeindruckender Streifen, der nachhaltigen Eindruck hinterlassen wird. Die Effekte der Zukunftsszenarien sind ebenso spektakulär, wie die detaillierten Naturaufnahmen und die tollen Kostüme der Vergangenheit. Kaum ein Film hat es jemals geschafft, so viele Zeitabschnitte in so vielen Details erstklassig wiederzugeben.
Die Freiheit
Dabei handelt „Cloud Atlas“ eigentlich von einem recht simplen Thema: Die Freiheit. In jeder Epoche berichtet das Sci-Fi-Historien-Abenteuer-Drama von der Grundidee der Freiheit in jeglichen Facetten und ihrer Wiedergeburt in verschiedenen Personen. Ob diese Personen dabei direkte Nachfahren ihrer Vorgänger sind oder lediglich eine Grundidee im Geiste wiedergebären, bleibt dabei fraglich und diskussionswürdig – doch nach der Zeit werden die Zusammenhänge immer weiter aufgedeckt. Auf den ersten Blick ist „Cloud Atlas“ damit kein einfacher und vor allem kein leicht zugänglicher Film. Die Zusammenhänge der einzelnen Episoden sind zunächst nicht ganz ersichtlich, müssen erst später herausgefunden werden. Doch spätestens der Science-Fiction-Part kann uns so stark in seinen Bann ziehen, dass wir auf jeden Fall die Hintergründe dieser gewaltigen Story herausfinden wollen. Sobald dann immer mehr Inhalte aufgedeckt werden und mehr Tempo aufkommt, kann uns „Cloud Atlas“ bis zum Schluss vollkommen mitreißen und wird zu einem der besten Filme, der letzten Jahre. Denn das, was wir hier inhaltlich geboten bekommen, gleicht einem Meisterwerk – und lässt noch Stunden nach dem Film reichlich Platz für spannende Diskussionen, oder gar einer zweiten Sichtung, die weitere Einzelheiten klar werden lässt. Umso beeindruckender, dass all das inszenatorisch hervorragend zueinander passt und besser kaum hätte umgesetzt werden können.
Wiedergeburt der Stars
Die gute Umsetzung haben wir aber auch einer echten Top-Besetzung zu verdanken. Insbesondere Tom Hanks in seinem post-apokalyptischen Zukunftsszenario voller Zweifel und Ängste könnte authentischer kaum sein, sodass wir schnell an alte Filme, wie „Cast Away“ erinnert werden. Obwohl inhaltlich in einer völlig anderen Liga spielend, erkennen wir seine schauspielerischen Leistungen sofort wieder. Unterdessen darf sich Halle Berry in einer sehr wandlungsreichen Doppelbesetzung wiederfinden und spielt sogleich eine Journalistin in den 70ern, wie auch eine vermeintliche Suchende in der post-apokalyptischen Welt. Kommt dann auch noch Jim Broadbent in der Gegenwart als ausbrechender Altenheim-Bewohner dazu, erhält „Cloud Atlas“ auch noch sehr witzige Momente, dessen Unterhaltungswert nicht zu verschweigen ist. Doch wie bereits erwähnt, vereint alle der Grundgedanke der Freiheit der Person und der Freiheit des Geistes, in welcher Form auch immer sie in der jeweiligen Zeitepoche zu suchen ist – und wir werden schon bald erschreckende Parallelen zu unserer realen Welt wiederfinden. „Cloud Atlas“ ist damit mehr als nur eine einfache Erzählung und weit mehr als nur Entertainment, sondern ein tiefgründiges Meisterwerk, dessen hintergründige Gedanken nahezu philosophische, freigeistige und hochgebildete Züge annehmen. Diesen Film muss man gesehen haben!
Fazit:
Faszinierender Genre-Mix aus Historienfilm, Action, Drama und Science-Fiction um den Grundgedanken der Freiheit des Geistes und der Wiedergeburt einer Idee. Ein Meisterwerk, das die Messlatte in puncto Story weit nach oben versetzt und intellektueller, sowie facettenreicher kaum sein könnte. „Cloud Atlas“ sorgt für Diskussionsstoff und unvergessliche Unterhaltung.