Als kleiner Junge hat Alex gelernt, dass die Menschen nicht immer Gutes im Sinne haben. Bei einem Streich, welcher ihm ein kleines Mädchen spielen will, wird er prompt für ganze drei Tage in einem Leichenfach eingeschlossen und muss seitdem mit klaustrophobischen Anfällen und Angstzuständen leben. Der Aufenthalt in kleinen geschlossenen Räumen fällt ihm seitdem schwer und er hat sich Rache auf Lebenszeit geschworen. Da kommt es ihm gerade recht, als die junge hübsche Eva in die Nachbarswohnung einzieht. Gerade noch als netter, liebevoller und zuvorkommender Nachbar präsentiert, entpuppt er sich schon bald als skrupelloser Psychopath, der es nur darauf abgesehen hat, der jungen Frau großes Leid zuzufügen…
Kritik:
Es ist einfach viel zu selten geworden, dass sich gute Horrorfilme auch über die psychologischen Motive der Täter Gedanken machen. Meist bekommen wir doch lediglich simple und hohle Splatterkost mit intensiven Effekten vorgesetzt. Die Holländer haben nun allerdings beschlossen, dem ein Ende zu setzen und schicken statt Monster, Kannibalen und dergleichen lieber einen Psychopathen auf den Bildschirm, dessen Handlungen wir – so krass sie auch sein mögen – durchaus nachvollziehen können.
Es gibt sie noch: Durchdachte Horrorfilme
Selten haben wir es jedenfalls erlebt, dass ein Horrorfilm ansich so intelligent, durchdacht und durchweg schlüssig ist. Da mögen zwar die Überraschungen gelegentlich ausbleiben, doch können wir uns dank absolut kausal-logischer Abfolge problemlos in den Hauptprotagonisten, bzw. insbesondere in den Bösewicht hineinversetzen. Nach einem klaustrophobischen Trauma in der Kindheit versucht er schließlich die Angstzustände zu verarbeiten, in dem er seine Opfer in ähnliche Zustände versetzt und sie angekettet in kleinen dunklen Räumen ebenso leiden lässt, wie er selbst leiden musste. Jede Wendung und jede Entwicklung, sei sie noch so überraschend, macht insgesamt jederzeit Sinn. Der Täter ist hier also kein Monster, sondern zugleich ebenfalls Opfer – das macht den Film wiederum so interessant und tiefgründig. Und wir wissen: Tiefgründige Horrorfilme sind wahrlich ein seltenes Vergnügen.
Schrecken mit Gasmaske
Die Maskenbuilder haben unterdessen ganze Arbeit geleistet, obwohl sie eigentlich mit recht einfachen Mitteln agieren. Dem Täter, der zunächst mysteriös erscheint, seine Identität aber erstaunlich schnell aufdeckt, wird somit einfach mal eine etwas größere Gasmaske aufgesetzt, die ihn angsteinflößend und aggressiv erscheinen lassen. Auf den ersten Blick müsste man deutlich mehr Angst vor dieser doch so unbekannten Gestalt haben, ehe der Film dann entlarvend darlegt, dass die wahre Bedrohung im Innern des Menschen steckt. Im Grunde geht man hier auch recht gelungen vor, denn durch das schnelle Aufdecken der Identität wird dem Zuschauer erst so richtig bewusst, dass es nicht um die Angst, sondern viel mehr um die psychischen Perversionen der Hauptfigur geht. Das Opfer gerät damit eigentlich schnell in den Hintergrund, dient es doch eher dem Spannungsaufbau. Trotz allem hat „Claustrofobia“ noch Überraschungen übrig, denn die eigentliche Perversion wartet in einem ganz anderen Raum… Freunde von Horrorfilmen mit psychologischem Tiefgang kommen hier also voll auf ihre Kosten und dürften vom Ende, das eine gänzlich andere Thematik ansprechen will, umso mehr überrascht sein.
Fazit:
Qualitäts-Horror aus Holland: Mit durchweg nachvollziehbaren, durchdachten Motiven und Handlungen des Bösewichts ist ein Horrorfilm entstanden, der mit wenigen Mitteln einen tiefgründigen Psycho-Horror schafft, der es durch seine menschliche Perversion in sich hat. Sehenswert.