Chilling Adventures of Sabrina |
Land/Jahr: USA 2018 |
Genre: Horror |
Regie: Diverse |
Darsteller: Kiernan Shipka Ross Lynch Lucy Davis Chance Perdomo Michelle Gomez Jaz Sinclair Miranda Otto |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 572 Minuten |
Kaufstart: Netflix: 26. Oktober 2018 |
Label: Netflix |
Die Kindheitsjahre sind für die junge Sabrina Spellman längst vorbei, denn es stehen schwierige Entscheidungen an: Als Tochter eines Hexers und einer sterblichen Mutter soll sie schon bald die satanische Taufe über sich ergehen lassen, um der Kirche der Nacht und somit auch dem dunklen Lord endgültig die Treue zu schwören. Doch das hat auch ernstzunehmende Konsequenzen: Sie würde nicht nur unsterblich werden und dadurch wesentlich langsamer altern, als ihre sterblichen Freunde, sondern müsste sich dem Willen des Teufels derartig unterwerfen, dass ihre Freunde kaum noch einen Platz in ihrem Leben finden werden. Dummerweise befindet sie sich an ihrem 16. Geburtstag natürlich mitten in der Pubertät und ist Hals über Kopf in ihren Schulkameraden Harvey verliebt. Und ihn für den dunklen Lord zu verlassen, kommt ihr ganz und gar nicht in den Sinn…
Kritik:
Ende der 1990er Jahre sind fast alle Jugendlichen irgendwie mit dieser Serie aufgewachsen: „Sabrina – Total verhext“ gehörte mit ihrem jugendlichen Humor und der süßen sprechenden Katze schließlich zum Pflichtprogramm in jedem Jugendzimmer. Mehr als zwanzig Jahre später wagen sich Warner Bros und Netflix an eine Neuauflage der damaligen Sitcom, die sich an das mittlerweile älter gewordene Publikum von damals richtet.
Ein radikaler Wandel
Und eines ist damit auch klar: Um eine Sitcom handelt es sich bei „Chilling Adventures of Sabrina“ nun wirklich nicht mehr. Was wir hier zu sehen bekommen, weicht grundlegend von der damaligen Jugendserie ab und erschreckt vielleicht den ein oder anderen Zuschauer aus der damaligen Zeit mit seinen richtigen Horrorszenen. Im Remake ist alles doch ein bisschen düsterer, gruseliger und auch brutaler geworden. Humor suchen wir hier größtenteils vergeblich, denn bei den Teenagerproblemen der neuen Sabrina geht es auf der Suche nach der eigenen Identität und im ständigen Konflikt mit der satanistischen „Kirche der Nacht“ dann doch deutlich ernster zugange. So manchen Kenner von „Sabrina – Total verhext“ mag das in der ersten Folge vielleicht noch irritieren und abschrecken, langfristig entpuppt sich die neue Serie aber als hochqualitativ und mit deutlich mehr inhaltlichem Tiefgang.
Auf den Spuren von Stranger Things
Denn eigentlich reiht sie sich stilistisch nämlich neben dem inzwischen sehr beliebten, düsteren Netflix-Stil ein. Die Grundkonstellation aus jugendlichen Freunden, die es mit dunklen und geheimnisvollen Mächten zu tun bekommen, erinnert nicht selten auch an die Mysteryserie „Stranger Things“ – jedenfalls spätestens dann, wenn Astralprojektion und das Eintauchen in Zwischenwelten eine wichtige Rolle innerhalb der neuen Serie spielen. Immer ein bisschen naiv und ahnungslos wagt sich die junge Halb-Hexe an immer waghalsigere schwarze Künste, führt aufregende Rituale durch und gerät immer häufiger in die Gefahr, dass ihre jüngsten Beschwörungen völlig unkontrollierbar werden und im Chaos enden. Für die Macher der Serie bedeutet das: In „Chilling Adventures of Sabrina“ können sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen, denn der Satanismus und Okkultismus hat doch ziemlich abwechslungsreiche Ereignisse zu bieten.
Horror statt Humor
Dieser deutlich düsterere Stil hat aber auch ein paar Änderungen zu bieten, die vielleicht nicht jeder Fan der damaligen Sitcom auf den ersten Blick allzu begrüßenswert findet. So müssen wir etwa nicht nur auf den gelungenen Humor der Katze Salem verzichten, sondern eigentlich sogar gänzlich auf jegliche ihrer Sprachfähigkeiten. Die einst eigentlich auflockernderen Figuren bekommen dadurch selbst nochmal einen eigenen mysteriösen, unnahbaren Touch. Und das ist überraschenderweise sogar irgendwie gut so, denn mit einer solchen Konsequenz wirkt „Chilling Adventures of Sabrina“ schnell wie aus einem Guss. Dazu passt auch die eigensinnige Mary Wardwell, gespielt von der grandiosen Michelle Gomez hervorragend, die hier trotz ihrer Rolle als Bösewichtin schnell gekonnt in den Vordergrund rückt.
Ein potentielles Crossover…
Spätestens bei den dazugehörigen Kulissen und Kostümen wird dann aber auch klar, wieso „Chilling Adventures of Sabrina“ zurecht eine solch hohe Altersfreigabe von 16 Jahren erhalten hat. Optisch orientiert man sich dabei an der aus dem gleichen Universum stammenden und bereits recht erfolgreichen Serie „Riverdale“: Das Remake zu Sabrina kombiniert geschickt den ausgefallenen Look der 60iger Jahre mit klassisch hölzernen Haunted House-Kulissen und vereinzelte moderne Elemente wie etwa Smartphones. Und auch wenn man, um die genauen Hintergründe zu diesem Stil zu erfahren, vermutlich die Schwesterserie sehen müsste, gelingt der Einstieg in „Chilling Adventures of Sabrina“ auch ohne entsprechende Vorkenntnisse hervorragend. Auf allzu große Parallelen verzichtet die Serie dann doch, um schließlich ein ganz neues Publikum anzusprechen.
Moderner Zeitgeist natürlich verpackt
Und hier merkt man doch schnell, dass sich die neue Horrorserie immer noch am jüngeren bis mittelalten Publikum orientiert, welches die Sitcom von damals gesehen hat. Das wird nämlich auch beim erfrischend lockeren und modernen Umgang mit Themen wie Religion oder Homosexualität deutlich. Eine Serie einfach mal aus einer Perspektive von Satanisten zu bewundern, die die katholische Kirche als „falsche Kirche“ bezeichnen, deren Gott als „falschen Gott“ betiteln und ganz offen die Rachsucht und Eifersucht beider gegensätzlicher Götter thematisiert, ist vor allem für eine Serie aus der meist so christlich-konservativen USA auch heute noch bemerkenswert. Stellt man Homo- und Bisexualität dann obendrein auch noch als völlig normal dar, ohne diese allzu breit zu thematisieren und ohne jemals dabei erzwungen oder aufgesetzt politisch korrekt zu wirken, tritt „Chilling Adventures of Sabrina“ vielleicht so manchem sehr konservativem Zuschauer auf den Schlips. Gerade dieser Mut zur Progression zeichnet die Horrorserie aber aus, denn sie wirkt dabei nicht nur perfekt auf den heutigen Zeitgeist zugeschnitten, sondern auch noch unverbraucht und innovativ. Am Ende ist man gar froh darüber, dass die Macher sich gegen eine erneute Sitcom entschieden haben und ein solches Meisterwerk erschaffen konnten.
Fazit:
Das Remake zur 90iger Jahre Sitcom „Sabrina – Total verhext“ hat mit dem damaligen Original fast gar nichts mehr gemeinsam – und das war vermutlich die beste Entscheidung, die die Macher hätten treffen können: Aus der einfach gestrickten humorvollen Sitcom wird so nämlich schnell eine düstere und packende Horrorserie, die deutlich mehr inhaltlichen Tiefgang entfalten kann und dabei auch noch erfrischend unverbraucht wirkt. Und diese hohe Qualität tragen nicht zuletzt auch herausragende Darsteller wie Michelle Gomez.
Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt..