Für Familien sind nicht alle Berufe immer ganz einfach. Das muss Captain Phillips immer wieder am eigenen Leib erfahren, wenn er sich auf die lange Reise mit seinem Schiff macht und oft erst nach Wochen wieder seine Frau und die Kinder in seine Arme schließen darf. Dieses Mal dachte er einmal mehr, er würde seinen ganz normalen Arbeitsalltag antreten, als er an das Steuer seines Frachtschiffes Maersk Alabama tritt und sich auf den Weg nach Afrika macht. Doch seine jetzige Route führt ihn direkt an der Küste von Somalia vorbei, einer der gefährlichsten Schifffahrtsstrecken der Welt. Kurz nach Antritt der Reise erfährt er von diversen Piratenangriffen direkt vor der somalischen Küste und bereitet seine Crew auf mögliche Angriffe und Gefahren vor. Noch ahnt er jedoch nicht, dass dieses Training auch dringend nötig sein wird, als er plötzlich von mehreren Piratenbooten mit bewaffneten Männern verfolgt wird. Nun muss er all seine Fähigkeiten unter Beweis stellen, um seine Mannschaft vor dem sicheren Tod zu bewahren – und gerät dabei selbst in die Fänge der Geiselnehmer…
Kritik:
Die Piratenangriffe von Somalia waren erst vor wenigen Jahren durch die Medien international bekannt geworden. Immer wieder kam es zu bewaffneten Angriffen auf riesige Frachtschiffe, während das amerikanische Militär sich alle Mühe dabei gab, die Angriffe mit militärischen Mitteln abzuwehren. Auch das Containerschiff Maersk Alabama unter der Führung von Captain Richard Philips war im April 2009 das Opfer eines solchen Angriffes. Tom Hanks schlüpfte nun in die Rolle des Kapitäns und wurde dafür für den Golden Globe nominiert, während der Film selbst es gar zu Oscarnominierungen schaffte – zu recht.
Kapitän Tom Hanks
Bei den Recherchen zu diesem Film, der tatsächlich auf wahren Begebenheiten basiert und sich dabei möglichst detailgetreu an die realen Ereignisse hält, fällt vor allem eines auf: Regisseur Paul Greengrass ist es gelungen, optisch so viele kleinste Details zu verarbeiten, dass uns reale Fotos der Crew beinahe erscheinen, als seien sie Aufnahmen aus dem Film. Insbesondere der Hauptdarsteller Tom Hanks, der sich für diesen Film gar einen Bart nach seinem Vorbild wachsen ließ, überzeugt in seiner Rolle voll und ganz. Mit besten Führungsqualitäten ausgestattet und seinen Job überaus ernst nehmend, bringt er die nötige Schauspielerfahrung mit, um einen standfesten und ehrgeizigen Chef darzustellen, der trotz der schwierigen Arbeitsbedingungen immer seine Pflicht erfüllt. Doch auch bei den Masken der restlichen Crewmitglieder hat man herausragendes geleistet, entsprechen schließlich auch die ihrem Vorbild. Eine bessere Besetzung hätte man für „Captain Phillips“ wohl kaum finden können.
Intensität von Stresssituationen
Obwohl das Meeresdrama zunächst recht seicht und locker beginnt, kann sich der Film zunehmend steigern. Bereits bei dem ersten Kontakt mit vermeintlichen Piraten kommt so große Spannung auf, dass wir sofort an den Bildschirm gefesselt werden. Dabei soll es aber nicht bleiben, denn mit brenzligen Situationen und temporeichen aussichtslosen Lagen schafft es „Captain Phillips“ die Spannung und Dramatik richtig in die Höhe zu treiben, wenn die Piraten erst einmal an Bord des Schiffes gekommen sind. Immer unter Zeitdruck und der Gefahr entgegengetreten, dass die Abwehrtricks auffliegen, entsteht ein echter Nervenkitzel. Den Tod vor Augen, jede Sekunde auf die Unterstützung des Militärs wartend und mit einer Crew, die sich im Maschinenraum versteckt, gehört „Captain Phillips“ zu den fesselndsten Streifen, die wir in den letzten Monaten zu sehen bekamen. Und selbst dann, wenn man als Zuschauer denkt, man könnte die Dramatik nicht noch weiter steigern, setzt der Film dank dem schauspielerischen Talent aller Darsteller noch einmal einen drauf. Leider wollen wir an dieser Stelle allerdings nicht genauer auf die weitere Entwicklung eingehen, um die Story nicht zu sehr vorab zu spoilern.
Schockzustand
Eines ist jedenfalls sicher: Die Darsteller – egal ob auf Seiten der Crew, oder der Piraten – liefern hier wahrlich ihr Bestes und mitunter die besten Leistungen, die seit Beginn des Jahres für das Heimkino erschienen sind. Selbst hart gesottene Filmfans könnten von den emotionalen Leistungen und der intensiven Mimik von Tom Hanks in mancher Szene fast zu Tränen gerührt sein, vor allem je weiter sich der Film dem Ende neigt. Ebenso überzeugend ist darüber hinaus die herausragende Darstellung des unberechenbaren Piratenanführers Muse, gespielt von Barkhad Abdi, der ebenfalls für einen Oscar nominiert wurde. Innerhalb von Sekunden gelingt es diesem von einem ruhigen und gelassenen Charakter zu einer tickenden Zeitbombe zu wechseln, dessen Finger nur allzu liebend gern den Abzug des Sturmgewehres betätigen würde. Im perfekten Zusammenspiel zwischen Tom Hanks und Barkhad Abdi schaukelt sich die Dramatik so sehr ins Extreme hoch, dass uns „Captain Phillips“ auf lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Dieser Film ist eindeutig ein Must-See für jeden Filmfan!
Fazit:
Dank den intensiven schauspielerischen Leistungen von Tom Hanks und Barkhad Abdi und der extrem starken Dramatik wird „Captain Phillips“ zu einer der besten Filme des letzten Jahres. Fesselt bis zur letzten Minute und sollte in keinem Regal fehlen!