1818: Welten liegen zwischen der Schneiderin Fanny und dem Schriftsteller John. Und obwohl sie zunächst eher Abneigung füreinander empfinden, nutzt sie die Gelegenheit, sich von ihm die Poesie lehren zu lassen. Da dauert es natürlich nicht lange, bis sie sich schließlich in ihn verliebt und völlig begeistert von ihm ist. Sie ist überzeugt davon, ihr Leben mit ihm verbringen zu wollen. Dumm nur, dass ihre Liebe keinen guten Start hat, denn Fannys Mutter ist ebenso wenig von der Beziehung begeistert, wie Johns Mentor Mr. Brown. Fanny könnte John schließlich von der Arbeit ablenken und John selbst hat keine finanziellen Mittel, um Fanny überhaupt ernähren zu können. So sind sie oft voneinander getrennt und können den Kontakt lediglich über den Briefverkehr aufrecht erhalten. Hat ihre Liebe so noch eine Chance?
Kritik:
Bei der vermeintlich kitschigen Liebesgeschichte „Bright Star“ stellt sich zunächst eine besondere Frage: Passen Poesie und Film überhaupt zusammen? Tatsächlich nämlich erinnert dieses Liebesdrama schnell an ein klassisches Theater. Die Figuren sind allesamt mit Kostümen aus längst vergangener Zeit bekleidet und genauso sprechen sie auch. Jeder der Charaktere, sei es John, oder Fanny, spricht fast ausschließlich in Form von Gedichten. Jede Handlung und jede Entwicklung der Liebesgeschichte wird poetisch in Gedicht voran getragen. Doch es dürfte sicherlich nicht jedem gefallen, dass die Darsteller offenbar nie wirklich in der Lage sind, ganz normal miteinander zu sprechen. Auf die meisten Zuschauer wird dies viel mehr langweilig, wenn nicht sogar auf Dauer ätzend erscheinen. Immer wieder wünscht man sich doch authentische Gespräche zwischen den Charakteren – oder man würde sie am liebsten auf die Theaterbühne verbannen. In einen Film jedenfalls scheinen sie nicht so recht hineinzupassen. Bei „Bright Star“ haben die Macher offenbar nicht ganz erkannt, dass das Sprechen in Gedichten und der übertriebene Ausdruck von Gefühlen im Film nicht so nötig ist, wie es im Theater der Fall sein mag. So geht dem Film jegliche Natürlichkeit verloren, was ihn doch sehr stark gewöhnungsbedürftig macht. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Darsteller selbst hierfür noch eine gewisse Aufwärmzeit benötigen, denn zu Beginn wirkt insbesondere Fanny regelrecht emotionsarm. Zu steif wirkt ihre Mimik, zu wenig kommen ihre Gefühle zum Ausdruck – bis sie es irgendwann des Theaters wegen übertreibt. Man merkt, „Bright Star“ wird – obgleich die vielen Gedichte durchaus qualitativ sind – bei der großen Masse wohl kaum ankommen. Doch es kommt noch schlimmer, denn der höchst merkwürdige Inszenierungsstil setzt dem Ganzen noch einen oben drauf. „Bright Star“ strahlt nämlich an allen Ecken und Kanten reichlich Kitsch aus, der selbst manchem weiblichen Zuschauer schon zu viel erscheint. Und auch der häufige Gebrauch von klassischer Musik kann den Film definitiv nicht gerade auflockern. Im Gegenteil, er wirkt lediglich noch strenger und poetischer. Dabei wäre generell ja nichts gegen die Anwendung von Poesie und Gedichten einzuwenden – nur eben nicht in diesem Ausmaße. Immerhin muss man aber sagen, dass insbesondere die männlichen Darsteller, allen voran Paul Schneider, durchaus gute Leistungen abzuliefern wissen. Dieser zeigt sich nämlich stets mit einem sehr starken, eigensinnigen Charakter und lässt sich auch den ein oder anderen Scherz nicht nehmen. Hinzu kommt ein guter Kontrast zwischen den grundverschiedenen Charakteren, die diese allesamt interessant machen. Schade ist aber auch hier, dass die Story insgesamt nicht annähernd so interessant erscheint, wie die Charaktere. Es mag zwar sein, dass die Liebesgeschichte durchaus etwas hermachen kann, doch schreitet der Film dabei so zäh voran, dass man oftmals den Eindruck bekommt, in „Bright Star“ herrsche eine richtige Handlungsarmut. Es scheint so, als würde einfach nichts passieren. Und ganz ehrlich: Wer sich für den Stuhlgang zwischendurch etwas mehr Zeit nimmt, wird bis auf drei weitere Gedichte vermutlich tatsächlich nichts verpassen. Um es also kurz zusammenzufassen: Lovestory mag ja schön und gut sein. Kitsch unter Umständen auch noch. Aber ein solch ätzend häufiger Gebrauch von Gedichten und Poesie ist auf Dauer nicht auszuhalten.
Fazit:
Eines muss man lieben: Gedichte. Andernfalls sollte man besser gar nicht erst in Betracht ziehen, „Bright Star“ auch nur zu berühren. Bis zum Ende des Abspanns wird der Zuschauer hier nämlich mit solchen regelrecht bombardiert. Sollte man diese allerdings lieben – und das wird vermutlich bei den wenigsten Zuschauern der Fall sein -, so bekommt man hier durchaus eine unkonventionelle und interessante Liebesgeschichte voller Romantik und Kitsch geboten, die aber dennoch äußerst gewöhnungsbedürftig zu sein scheint.