Blizzard of Souls |
Land/Jahr: Lettland 2019 |
Genre: Kriegsfilm |
Regie: Dzintars Dreibergs |
Darsteller: Oto Brantevics Raimonds Celms Martins Vilsons |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 108 Minuten |
Kaufstart: 27. November 2020 |
Label: Pandastorm |
Erster Weltkrieg: Im Sommer 1915 marschieren die deutschen Soldaten in das russische Kaiserreich ein. Auf dem Hof von Arturs Eltern muss der 17-jährige mitansehen, wie sowohl der Hund, als auch seine Mutter von den Deutschen erschossen wird. Für ihn steht der Entschluss daher fest: Er wird der russischen Armee beitreten, um gemeinsam mit seinem Vater, einem lettischen Feldwebel die deutschen Streitkräfte zurückzudrängen. Doch aus Ruhm und Rachegelüste wird bald bittere Realität: Unter schwierigen Witterungsbedingungen wird er dem Kugelhagel ausgesetzt und muss den regelmäßigen Tod seiner Kameraden mitansehen. Und schon bald könnten auch die eigenen russischen Verbündeten zu neuen Feinden werden…
Kritik:
Filme über Weltkriege gibt es viele, vor allem aus der Sicht der wichtigsten beteiligten Nationen. Doch zwischen den bekannten Konflikten an der Ostfront waren auch Länder beteiligt, die selbst zwischen den Fronten standen. Hin und her gerissen zwischen dem Widerstand gegen die Deutschen und der Angst vor dem Kommunismus Lenins wirft „Blizzard of Souls“ einen Blick in die Geschichte Lettlands.
Krieg im Nebel
Die Kriegsfilme aus der Pandastorm-Reihe sind dabei vor allem dafür bekannt, nicht allzu stark auf glattgebügelte Hollywood-Action zu setzen. Stattdessen möchte man die etwas unbekannteren Schauplätze beleuchten, dabei vielleicht auch ein bisschen lehrreich sein und vor allem das Geschehen so realistisch wie möglich aus der Nähe der Figuren zeigen. Für das Publikum bedeutet das zumeist den „Sprung ins kalte Wasser“, der skrupellose Blick auf das Leid des Krieges, mit der Kamera direkt zwischen den Köpfen der Soldaten. Und mit einem Setting mitten in Lettland hat „Blizzard of Souls“ aufregende Bilder zu bieten. Dichter Nebel, starke Schneefälle und stark eingeschränkte Sicht machen deutlich, unter welch schwierigen Bedingungen die lettischen Soldaten einst auf dem Schlachtfeld, oftmals mitten in den Wäldern, kämpfen mussten. Das ist glaubwürdig und intensiv zugleich, hat aber vor allem auch optisch durchaus seinen Reiz, wenn der Tiefennebel die Wiesen in eine ganz einzigartige Stimmung taucht.
Rachegelüste eines Minderjährigen
Obwohl auf den ersten Blick inhaltlich ein wenig dünn und geradlinig ausgefallen, setzt „Blizzard of Souls“ anfänglich vor allem auf Emotionen. Für die Nähe zur Hauptfigur, in diesem Fall der 17-jährige Arturs, sorgt vor allem eine besondere Vater-Sohn-Geschichte. Die ist zwar, wenn der Vater seinen jungen Sohn mit in die Schlacht nimmt, etwas unglaubwürdig distanziert und trocken ausgefallen, sorgt aber dennoch immerhin für die nötige Bindung zu den Figuren. „Blizzard of Souls“ fällt es so nämlich leicht, seiner Hauptfigur ein nachvollziehbares Motiv zu verleihen, das wir gut nachempfinden können: Die Rache an der Ermordung der Mutter, der Hass auf den deutschen Feind und dann auch noch die Vorbildfunktion des Vaters, zu dem der junge Soldat aufblickt, machen nachvollziehbar, warum es der Hauptfigur so leicht fällt, die Waffe in die Hand zu nehmen – und nimmt uns schon recht früh emotional an die Hand.
Erster Weltkrieg mit Perspektivwechsel
So richtig interessant aber wird „Blizzard of Souls“ erst in der zweiten Hälfte, wenn aus der simplen Familien- und Rachegeschichte dann plötzlich eine politisch relevante Story wird, die die Besonderheit der lettischen Situation verdeutlicht. Beim Übergang ist der lettische Kriegsfilm zwar ein wenig zu holprig ausgefallen, da die Veränderung der politischen Lage nahezu übergangslos verläuft, der Zwiespalt zwischen gemeinsamem Feind und dem Widerstand gegen Lenin und seinem Kommunismus, machen „Blizzard of Souls“ aber erst interessant. Bedenkt man, dass Aleksandrs Grins Überlieferungen, auf denen der Streifen basiert, gerade deshalb in der einstigen Sowjetunion verboten wurde, kommt die anti-kommunistische Geschichte der zweiten Hälfte insgesamt etwas zu kurz. Das politische Machtspiel hätte „Blizzard of Souls“ abseits der Kriegsbilder deutlich erweitern können. So aber bleibt es bei einem relativ mutlosen, aber beeindruckend anzusehenden Kriegsaction-Film.
Fazit:
Nebenschauplätze des Weltkrieges: „Blizzard of Souls“ entführt uns in die eisigen Wälder und schildert die außergewöhnliche Situation des lettischen Volkes im Ersten Weltkrieg. Dabei kommt die politische Geschichte des Films insgesamt etwas zu kurz, doch vor allem bei den realistischen Kriegsszenen unter schwierigen Witterungsbedingungen kann der lettische Kriegsfilm überzeugen.
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