Blade Runner 2049 |
Land/Jahr: USA 2017 |
Genre: Science-Fiction |
Regie: Denis Villeneuve |
Darsteller: Ryan Gosling Harrison Ford Robin Wright Ana de Armas Jared Leto |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 163 Minuten |
Kaufstart: 15. Februar 2018 |
Label: Sony Pictures |
Replikanten wurden einst als künstliche Lebewesen geschaffen, um als Sklaven auf fremden Welten jene Arbeit zu verrichten, die Menschen zu unangenehm ist. Bis sie eines Tages eine Rebellion begannen und sich seitdem im Untergrund verstecken. Unterdessen hat die Wallace Corporation längst mit der Produktion einer gänzlich neuen Generation begonnen – einzig und allein zu dem Zweck, die vorherige Generation überall im Universum zu jagen und in den „Ruhestand“ zu versetzen. LAPD-Officer K ist einer dieser neuen Replikanten und stößt bei seinem aktuellen Auftrag auf ein dunkles Geheimnis. Es scheint, als wäre die frühere Generation tatsächlich in der Lage gewesen, eigene Kinder zu gebären, obwohl man dies stets für unmöglich gehalten hätte. Und das führt ihn womöglich sogar auf die Spur seiner eigenen Vergangenheit…
Kritik:
Vor 35 Jahren gelang es Ridley Scott mit dem ersten „Blade Runner“-Film tatsächlich, die Messlatte ziemlich hoch zu hängen. Bis heute gilt der Streifen bei vielen Science-Fiction-Fans als Meisterwerk und die Befürchtungen bei einer heutigen Fortsetzung waren dementsprechend groß. Nun möchte „Blade Runner 2049“ allerdings nicht die Vorgängergeschichte revidieren, sondern sie stattdessen sinnvoll erweitern.
Nach der Apokalypse
Und bei diesem Versuch hat der Streifen gerade erst den Oscar für seine visuellen Effekte erhalten. Bereits in den ersten Minuten des Films wird zugleich klar, dass das nicht unbedingt verwunderlich ist. Denn wenn dem neuen Regisseur Denis Villeneuve eines gelungen ist, dann „Blade Runner 2049“ überaus hübsch aussehen zu lassen – trotz der vielen CGI-Effekte, auf die der Science-Fiction-Streifen setzt. Seine ganz großen Stärken kann er etwa bei der Darstellung der riesigen postapokalyptischen Städte unter Beweis stellen, wenn wir Ryan Gosling mit seinem Flugauto zwischen den Wolkenkratzern durch dichten Nebel fliegen sehen oder ganze Stadtteile von Los Angeles zu einer einzigen, orangefarbenen Wüstenregion geworden sind. Eines steht also wohl fest: Die visuellen Effekte sind so großartig, dass sich der Film den Oscar dafür auf jeden Fall verdient hat.
Die Welt im Mittelpunkt
Generell legt Villeneuve ohnehin ziemlich viel Wert auf die optische Darstellung. „Blade Runner 2049“ setzt alles daran, eine möglichst detaillierte und glaubwürdige Welt abzuliefern, in der alles stimmig aussieht und futuristisch in Erscheinung tritt. Die restliche Geschichte und jegliches Drumherum hat sich eben dieser Welt unterzuordnen. Und das ist zugleich auch ein Problem, denn der Film kommt auf eine Gesamtlänge von bald drei Stunden, während die Handlung wiederum lediglich Stoff für die Hälfte der Laufzeit hergibt. Möchte man die Story in so wenigen Sätzen, wie irgendwie möglich erzählen, wäre es sicherlich auch möglich, diese in gerade einmal drei Sätzen zusammenzufassen. Das allerdings macht den Film bei einer solchen Länge auch extrem zäh. Und obwohl sich so mancher wohl über mangelnde Effekthascherei freuen würde, fehlt es „Blade Runner 2049“ dermaßen an erzählerischem Tempo, dass er vermutlich als der langsamste Film der letzten 10 Jahre durchgehen könnte. „Runner“ ist in diesem Film nämlich wohl niemand.
Die Entmenschlichung der Gesellschaft
Dabei hätte der Streifen natürlich mehr als genügend Möglichkeiten, all diese Lücken zu füllen. Vor allem deshalb, weil sich „Blade Runner 2049“ wie auch schon sein Vorgänger damals auf eine dystopische Welt konzentriert, in der der Umgang mit künstlicher Intelligenz und Androiden im Mittelpunkt steht. Eine Welt, in der Menschen als zweitklassig gelten, Androiden mit einer KI eine feste Beziehung führen und der menschliche Körper wohl nur noch als notwendiges Fleisch zur Fortpflanzung betrachtet wird. Das alles könnte sicherlich genügend Stoff liefern, um die Länge des Films tatsächlich sinnvoll zu füllen. Doch Villeneuve schafft es leider nicht, diese Ansätze einer spannenden Nebenhandlung so auszuführen, dass sie nicht wie ein bloßer bedeutungsschwangerer Lückenfüller wirken, der kaum die Tiefe hergibt, die er oberflächlich vorgibt. Unter dem Kern verrennt sich „Blade Runner 2049“ schließlich in hübschen pseudo-religiösen Bildern und immer wieder hinzugespickten Szenen aus dem Alltag zwischen Mensch und KI, die gleichzeitig nicht umfangreich genug sind, um genügend Einblicke in jene fiktive Gesellschaft zu bieten, die hier doch so viel Potential gehabt hätte, uns die Menschheit der Zukunft gesellschaftskritisch näher zu bringen. Damit gelingt es dem Streifen zugleich auch nicht annähernd, mit dem meisterhaften Vorgänger mitzuhalten.
Fazit:
Den Oscar für visuelle Effekte hat sich „Blade Runner 2049“ mit seinen wunderschönen Bildern und starken Effekten wahrlich verdient. Schade ist deshalb umso mehr, dass die restliche Inszenierung kaum mit diesem hohen Niveau mithalten kann: Denis Villeneuves Werk ist nämlich einer der zähesten und langsamsten Filme der vergangenen Jahre, ohne dabei jedoch die gesellschaftliche Dystopie mit der erhofften Tiefe auszuarbeiten, die er vorgaukelt.
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