Birds of Prey |
Land/Jahr: USA 2020 |
Genre: Action |
Regie: Cathy Yan |
Darsteller: Margot Robbie Jurnee Smollett Mary Elizabeth Winstead Ewan McGregor |
FSK: ab 16 Jahren |
Dauer: 109 Minuten |
Kaufstart: 9. Juli 2020 |
Label: Warner Bros. |
Für die junge Harley Quinn ändert sich momentan alles: Bisher genoss sie durch die Beziehung zu ihrem geliebten Joker eine gewisse Immunität gegenüber den skrupellosen Bösewichten in Gotham. Niemand hätte es auch nur gewagt sie anzurühren, obwohl sie mehr als genügend Feinde hat. Das soll sich schlagartig ändern, als sie sich von ihrem berühmten Freund trennt und sie kurzerhand in die Fänge von Roman Sionis gerät, der nur allzu gerne mit sadistischen Methoden über seine Opfer herfällt. Aus der schwierigen Situation hilft ihr nur ein fragwürdiger Deal: Sie muss einen verloren gegangenen Diamanten für ihn wiederfinden. Doch um das zu bewerkstelligen, während sie von zahlreichen Feinden gejagt wird, muss sich Harley Quinn endlich emanzipieren – und sich mit diversen anderen schlagkräftigen Superheldinnen aus Gotham zusammenschließen…
Kritik:
In den meisten DC Comics rund um Gotham und seine Superhelden standen bisher immer die männlichen Figuren im Mittelpunkt. Häufig war es Batman, gelegentlich auch seine Widersacher Joker oder der Pinguin. Die Frauen allerdings waren eher eine „Beilage“, wie etwa Harley Quinn an der Seite des Jokers. Das soll sich nun ändern.
Feminismus ohne Reife
Die „Emanzipation von Harley Quinn“, wie der jüngste DC-Streifen „Birds of Prey“ in seinem Untertitel heißt, macht da schon im Titel recht klar, worum es dieses Mal gehen soll: Weibliche Helden sollen endlich im Mittelpunkt stehen und sich gegenüber den männlichen Figuren emanzipieren. Damit folgt die Comicverfilmung einem typischen Trend von Hollywood, weibliche Figuren in den Vordergrund zu rücken oder gar männliche Figuren plötzlich komplett durch Frauen zu ersetzen. Es steht damit völlig außer Frage: „Birds of Prey“ ist der vielleicht feministischste Film, den wir aus dem Hause DC bisher zu sehen bekommen haben. So weit so gut, wäre es allerdings auch schön, wenn die Macher das konsequent umsetzen würden: Ein durchweg vor Feminismus nur so triefender Film sollte schließlich auch Frauen bekommen, die eine gewisse Reife mit sich bringen und ernstgenommen werden können. Diese aber lässt „Birds of Prey“ gänzlich vermissen, wenn der Film mit einer etwas extrem ausartenden Teenie-Attitüde daher kommt.
Action a la John Wick
Man kann dabei wohl annehmen, dass der Film damit seinen Coolness-Faktor irgendwie verstärken möchte. Und klar: Schlagfertige Frauenpower bringt der Streifen damit auch immer wieder mit. Das allein aber macht noch keine Emanzipation. Dafür braucht es auch starke Frauen, die mit Klugheit und Intelligenz agieren, die das Zepter letztendlich auch abseits der stumpfen Gewalt in die Hand nehmen. „Birds of Prey“ lässt das gänzlich vermissen und fühlt sich über weite Strecken eher an wie ein rasantes und cooles Musikvideo. Von treibenden Beats werden die zahlreichen Actionszenen, bei denen die Fäuste und Füße nur so fliegen, begleitet, sodass die Comicverfilmung immerhin einen gewissen Unterhaltungswert mit sich bringt und als Popcorn-Kino zumindest dann doch noch Spaß macht. Das haben wir vor allem den Nachdrehs mit „John Wick“-Regisseur Chad Stahelski, der dem Film im Nachhinein immerhin bei seinen Actionszenen einige qualitative Momente verliehen hat, zu verdanken. Womöglich hätte er wohl am besten auch gleich den ganzen Film drehen sollen.
Schwächer als die Serien
Davon abgesehen macht „Birds of Prey“ nämlich so einige Fehlentscheidungen, vor allem hinsichtlich seiner Rollenbesetzung. Fans der DC-Serie „Gotham“ etwa werden wohl ohne Zweifel der Ansicht sein, dass die Besetzung in diesem Film wesentlich schlechter ausgefallen ist, als in den bekannten DC-Serien. Einzig Ewan McGregor kann da als Roman Sionis alias Black Mask mit seinem sadistisch-sarkastischen Auftritt noch einigermaßen überzeugen – welch Ironie, dass ausgerechnet ein männlicher Darsteller als einziger überzeugt. Spätestens bei der Darstellung des Killers Mister Zsasz, oder gar bei der Besetzung der Black Canary, die bei weitem nicht so stark überzeugt wie Katie Cassidy in „Arrow“, schlagen DC-Fans vermutlich die Hände über dem Kopf zusammen. Erschreckend beinahe, wie wenig es den Machern gelingt, Darsteller mit Stil zu casten, die ihren eigensinnigen Rollen gerecht werden können.
Fazit:
Gut gemeint ist nicht zwangsläufig auch gut gemacht: „Birds of Prey“ setzt voll und ganz auf Feminismus, schafft es aber zu keinem Zeitpunkt, eine einzige ernstzunehmende, reife weibliche Figur zu präsentieren. Das ist schwach, vor allem, wenn die Comicverfilmung bei seiner Besetzung qualitativ hinter den Serien „Gotham“ und „Arrow“ hinterher hinkt. Was bleibt sind ultracoole Actionszenen der John Wick-Macher, die immerhin im Sinne des Popcorn-Kino den Unterhaltungswert aufrecht erhalten.
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