Im Jahre 1983 fand man in Massachusetts die verstümmelte Leiche einer jungen Frau. Sie wurde regelrecht zu Tode gequält, mehrfach auf ihr eingestochen und so heftig verprügelt, dass die Gehirnmasse bereits aus ihrem Schädel herausquoll. Für eine Polizistin in der kleinen Stadt, kann als Täter nur der vorbestrafte Kenny in Frage kommen, der bereits seit seiner Kindheit für kleinere Delikte bekannt geworden war und auch in seinem Privatleben hin und wieder zu Gewalt neigte. Nun sitzt er im Gefängnis, verurteilt zu lebenslanger Haft wegen Mordes. Lediglich seine Schwester Betty Anne Waters ist überzeugt von seiner Unschuld und setzt alles daran, ihn aus dem Gefängnis zu befreien. Trotz scheinbar aussichtsloser Lage, beschließt sie, ihren Schulabschluss nachzuholen, ein Jurastudium zu beginnen und ihn als Anwältin zu vertreten. Doch ob sie nach so vielen Jahren noch in der Lage sein wird, seine Unschuld zu beweisen und an die nötigen Beweismittel zu gelangen, steht völlig in den Sternen…
Kritik:
Was würde ein Mensch nicht alles auf sich nehmen, um den überalles geliebten Menschen aus dem Gefängnis zu befreien. Nur wenige Menschen würden wohl alles aufgeben und derart große Hürden in Kauf nehmen, um die Unschuld eines Mannes zu beweisen und all die Kindheitserinnerungen wieder zur Realität zu machen. Der gleichnamige Film „Betty Anne Waters“ erzählt uns nun von der unglaublichen Geschichte einer jungen Frau, die alles auf sich genommen hat, um ihrem geliebten Bruder zu helfen.
Authentische Darstellerleistungen
Natürlich kann Hauptdarstellerin Hilary Swank, wie in so vielen ihrer Filme, stets überzeugen. Sie schafft es, den Film jederzeit zu dominieren und absolut authentische Leistungen abzuliefern. Man kann ihr sowohl die nervlich zusammenbrechende Schwester, als auch die seriöse Anwältin gleichzeitig abkaufen, da sie einen unglaublichen Spagat zwischen verschiedenen Emotionen hinbekommt, ohne dabei zu sehr zu übertreiben oder zu polarisieren. An der Seite ihrer besten Freundin, gespielt von Minnie Driver, kann sie jede noch so schwierige Situation meistern und uns jederzeit mitreißen.
Gleichzeitig gelingt es allerdings auch Sam Rockwell als Gefängnisinsasse Kenny gute Leistungen abzuliefern. Als scheinbar unschuldiger Gefangener überzeugt er zu jederzeit mit seiner Verzweiflung, seiner Depression und seiner inneren Wut, die nur selten zum Vorschein kommt, aber dennoch jederzeit an der Mimik zu erkennen ist. Andererseits kann er jedoch auch vor seinem Haftantritt mit emotionalen Wutausbrüchen und mangelndem Sinn für Ernsthaftigkeit immer wieder punkten und zeigt sich als ein Mensch, der unkontrollierbar scheint und doch zugleich als aufgeschlossener und fröhlicher Mensch auftritt, der seine Umgebung nur selten ernst nimmt. Schade ist an dieser Stelle allerdings, dass wir diese Seite von ihm, nach dem Haftantritt, nur noch sehr selten zu sehen bekommen und er neben Hilary Swank insgesamt etwas in den Hintergrund gerät.
Justiz kann so spannend sein
Für einen gelungenen Ausgleich sorgt unterdessen die stets spannende Handlung um den Prozess und die mögliche Befreiung von Kenny. Die vielen bürokratischen Hürden der Justiz wirken dabei zu jederzeit interessant und schaffen es, den Zuschauer mitzureißen und ihm die Möglichkeit zu geben, sich in die Hauptfigur hineinzuversetzen. Doch das ist kaum verwunderlich, kennt doch wohl jeder, der es einmal mit Behörden zu tun bekam, die schwierigen Hürden der Bürokratie. Nichts desto trotz kann allerdings speziell die Gerichtsverhandlung um den angeblichen Mord durch Kenny für eine absolute Hochspannung sorgen und allein durch die Beweisaufzählung, die Zeugenaussagen und das Bangen um das Recht zu jederzeit mitreißen. Da bleibt es letztendlich nur noch zu bemängeln, dass der Ausgang der Story eigentlich von Beginn an klar ist – zumal das Drama bereits sehr früh von einer wahren Begebenheit berichtet. Die interessanten Wendungen und das Offenbleiben der Schuld können zwar die Dramatik fördern, aber nicht über das Offensichtliche hinweg täuschen. Dennoch: Ein außergewöhnliches Drama dürfen wir trotzdem erwarten.
Fazit:
Dank Hilary Swank als außergewöhnlich überzeugende Hauptdarstellerin, präsentiert sich „Betty Anne Waters“ mit hoher Authentizität und bietet uns die Geschichte einer beeindruckenden Frau. Spannung pur!